Wuppertal CDU: Stadt hat alte Hauptschule verfallen lassen
Cronenberg. · Partei lädt zur Diskussion über künftige Nutzung des Denkmals Berghauser Straße.
Wie wichtig den Cronenbergern das Thema des Abends war, konnte man schon an der regen Resonanz ablesen. Knapp 40 Personen kamen am Freitagabend in den Saal der Bahnhofsgaststätte, um den aktuellen Stand in Sachen „Künftige Nutzung der ehemaligen Hauptschule an der Berghauser Straße 45“ zu erfahren. Formell eine Veranstaltung der Cronenberger CDU war das Treffen zu einer offenen Mitgliederversammlung deklariert worden, damit jeder Interessierte daran teilnehmen konnte.
Gesprächsbedarf gibt es offenbar reichlich. Mindestens so groß sind allerdings auch Frust und Ärger, die CDU-Mann und 1. stellvertretender Bezirksbürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky schiebt. Die Stadtverwaltung sei ihrer Verantwortung für das historisch wertvolle Denkmal jahrelang nicht gerecht geworden, sagte er. Das sei umso erstaunlicher, als es sich bei dem Gebäude um eines der ersten handelt, die im Stil des Bergischen Barocks gebaut wurde. Weil die Sanierung unwirtschaftlich ist, schrieben Stadt und das städtische Gebäudemanagement (GMW) das Objekt nun aber einfach ab.
Aktueller Stand: Für etwa zwei Millionen Euro sollen zunächst noch ab diesem Sommer die Sanierungsarbeiten des mit Asbest belasteten Dachs im Altbaubereichs der Schule umgesetzt werden. Die Arbeiten haben sich verzögert, weil in dem Gebäude derzeit noch Schüler des Berufskollegs am Haspel untergebracht sind. Deren Umzug an ihre alte Wirkungsstätte hatte sich wiederum verschoben, weil das Berufskolleg ein Opfer des Starkregens von Ende Mai 2018 geworden war.
Die Dachsanierung im Altbau der Hauptschule wäre allerdings nur der erste Schritt – für eine vernünftige und dauerhafte Sanierung müssten nach Schätzung des Gebäudemanagements weitere 12 bis 14 Millionen Euro bereitgestellt werden. Eine stattliche Summe, die wohl nur dann fließen wird, wenn eine wirtschaftlich überzeugende Nachnutzung gefunden wird. Immerhin rechnet das GMW vor, dass das Objekt für eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung pro Jahr 840 000 Euro an Miete einbringen müsste.
Bürgervereins-Vorsitzender regt an, „gelbe Westen“ zu tragen
Vorschläge aus Bürgerkreisen gibt es bereits einige: Die ehemalige Schule könnte für Kulturveranstaltungen genutzt werden, es könnten dort Ausstellungen von Kleintierzuchtvereinen oder Veranstaltungen von Bürgervereinen stattfinden, auch Seminare der Volkshochschule sollten dort angeboten werden oder das Bürgerbüro, die Stadtbibliothek und die Polizeiwache einen Platz finden. Diskutiert werden auch die Errichtung einer zweiten Feuerwehrwache sowie der Bau einer großen Dreifach-Sporthalle auf dem Gelände. So vielseitig die Vorschläge sind – auf eine favorisierte Nutzung wollten sich die Anwesenden nicht festlegen, herrschte doch noch zu viel Unsicherheit über die wirklichen Kosten der Sanierung.
Mit Blick auf die bereits möglicherweise durchgeführten Arbeiten des GMW in dem Objekt pochte von Wenczowsky zudem auf mehr Transparenz. Um Einblick in die bereits erfolgten Sanierungsschritte in dem Objekt zu erhalten, habe man Akteneinsicht beim Gebäudemanagement beantragt, sei bisher aber immer wieder vertröstet worden. Zugleich appellierte er an die Anwesenden, ihren Ärger gegenüber der Stadtverwaltung zu äußern: „Ohne Druck aus der Bevölkerung sind wir als Politiker einigermaßen hilflos!“
Die Idee griff der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins Cronenberg, Rolf Tesche, auf. Er regte an, eine „gelbe Weste“ anzuziehen und zu protestieren, um der Verwaltung den Unmut deutlich zu machen. In der Sache plädierte er dafür, sich bei dem Erhalt des Gebäudes auf den denkmalgeschützten Altbaubereich zu beschränken. Dieses Gebäude sei stilprägend für Cronenberg, der Neubau dagegen nicht standsicher und „abgängig“.
Ein Anlieger der ehemaligen Schule wunderte sich zudem, wie das GMW bereits jetzt Kostenschätzungen präsentieren könne, obwohl die künftige Nutzung des Gebäudes noch gar nicht feststehe. Der im Raum stehende Verdacht: Die Kostenschätzung falle deshalb so hoch aus, um eine Begründung dafür zu finden, das Gebäude letztlich abschreiben zu können.