Wuppertal Chef des Ordnungsamts geht in Ruhestand

Michael Wolff war 43 Jahre bei der Wuppertaler Verwaltung.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Knöllchen, Bußgeldbescheide und Verwarnungen gehören zu den unpopulären Begriffen in seinem Aufgabenbereich. Dabei stehen im Amt von Michael Wolff Service, Rat und Hilfestellung eigentlich an oberster Stelle, wie er sagt: „Für den größten Teil der Wuppertaler sind wir als Ordnungsbehörde ein guter Partner und sorgen dafür, dass es hier im Stadtgebiet eine gewisse Sicherheit und Ordnung gibt.“

Und auch wenn man Beschwerden von Wuppertalern erhalte, beispielsweise über Knöllchen, „und gern mit Briefen direkt an den Oberbürgermeister“, so stehe doch fest: „Die Zahl der Hilferufe von Bürgern bei Problemen überwiegt bei weitem die Zahl jener, die sich wegen irgendwelcher Verstöße gegen gesetzliche Normen beschweren.“

Natürlich höre man in vielfacher Wiederholung Entschuldigungen wie „Ich wollte doch nur mal eben. . .“ Und Behauptungen wie „Die Politesse hat ja nur auf mich gewartet. . “

„Aber was hilft es? Wer zu schnell fährt, muss dafür geradestehen. Wenn ich die Parkzeit überziehe, dann muss ich eben zahlen“, sagt Wolff und lacht: „Klar, natürlich — ich ganz besonders.“ Das wäre ja auch noch schöner, wenn ausgerechnet der Chef des Ordnungsamts zum säumigen Zahler würde.

Manche Anliegen und Zuschriften würden die Behörde auch regelmäßig vor ihre Grenzen stellen — vor allem bei Beschwerden und Forderungen zu Themen, für die das Ordnungsamt gar nicht zuständig sei. Zum Beispiel bei privaten Streitigkeiten, „wenn der eine Nachbar sagt, dass der andere ihm die Pflanzen abschneidet und meint, da müssten wir jetzt aber mal einschreiten.“ Überhaupt habe sich die Einstellung gegenüber Ordnungsbehörden mit den Jahren sehr gewandelt. Das Anspruchsdenken in der Bevölkerung sei enorm: „Die Erwartungshaltung wächst, man kann schon fast sagen, täglich“, findet Wolff. „Da muss man irgendwann auch mal deutlich machen, dass wir zwar für die Gefahrenabwehr in dieser Stadt zuständig sind — aber wir können hier bitteschön nicht alle Probleme lösen.“

Sofortige Reaktionen und Rückmeldungen würden erwartet, „am besten innerhalb von einer Stunde“ — oft landeten seitenlange Schreiben zu Kleinigkeiten auf dem Schreibtisch. Und nicht nur auf seinem: „Das ist schon erstaunlich und auch ärgerlich, mit was der Oberbürgermeister zuweilen belästigt wird.“ Briefe nämlich, die dann ihren Weg durch die Instanzen gehen.

Fünfeinhalb Jahre hat Wolff die Geschicke des Ordnungsamts geleitet, insgesamt aber ist er bereits seit 43 Jahren bei der Wuppertaler Verwaltung. Gut zehn Jahre war er im Bereich Allgemeine Dienste/Infrastruktur unter anderem für die Bürgerbüros, Bezirksvertretungen und im Ressort Wahlen zuständig. An letzteres erinnert er sich auch gern: „Jede Wahl ist anders neu und aufregend.“

Der Wechsel ins Ordnungsamt folgte 2011, die Kollegen dort hätten ihn „mit offenen Armen empfangen“, sagt der Chef von rund 140 Mitarbeitern.

,„Es macht Spaß mit den Kollegen, und es ist spannend, dass kein Tag wie der andere ist — es gibt immer irgendetwas, das noch nie da war.“ Kontroverses wie das Nichtraucherschutzgesetz, Komplexes wie Haftungsfragen bei der Veranstaltung von Stadtteilfesten oder ganz aktuell die Diskussion um die verkaufsoffenen Sonntage in der Stadt — alles Themen, in die das Ordnungsamt eingebunden ist. Und eben dessen Leiter.

Beim Thema Chef fällt Michael Wolff der Unternehmensberater Dr. Joachim Hiebel ein: Das war der Architekt der damals großen Rathaus-Verwaltungsreform in den Jahren 1993 bis 1995, als es galt, die Verwaltung umzustrukturieren. „Joachim Hiebel hat Führungskräfte immer als ,Kümmerer’ bezeichnet“, sagt Wolff, „und so in etwa sehe ich mich auch.“ Ob es um Personal- oder Budgetfragen gehe, um Ressourcen oder Organisation: „Führungskräfte müssen sich kümmern.“