Wuppertal Festnahme von Wuppertaler Jobcenter-Chef: Video könnte Lenz entlasten
Der am Samstag in Wuppertal beim Protest gegen eine Rechten-Demo festgenommene Leiter des Jobcenters ist sich keiner Schuld bewusst. Eine Film-Aufnahme stützt seine Sicht der Dinge.
Wuppertal. Im Streit um die Demonstration der Nazipartei „Die Rechte“ und die Gegendemo vom vergangenen Samstag ist kein Ende in Sicht. Während Polizeipräsident Markus Röhrl von einem herausfordernden Einsatz für seine Beamten sprach, der bei zwei Festnahmen glimpflich verlaufen sei, ist der Leiter des Jobcenters, Thomas Lenz, immer noch aufgebracht. Er war einer der beiden Festgenommenen und fühlt sich ungerecht behandelt. „Die haben mich regelrecht verprügelt“, sagte er der WZ am Dienstag. Lenz widerspricht den Darstellungen des Polizeipräsidenten, nach denen er sich an einer Sitzblockade beteiligt und einen Platzverweis nicht akzeptiert habe. „Der Platzverweis wurde ausgesprochen, nachdem ich aus der Haft kam. Ich dürfe da nicht mehr hin. Ich habe gesagt, mir sei die Lust vergangen und ich gehe nun zum Ölbergfest.“
Lenz ist noch leicht gezeichnet vom Einsatz der Polizisten gegen ihn nahe dem Haus der Jugend in Barmen. Ein Teil der rechten Hand sei noch taub, sagt er. Die Kabelbinder hätten ihm die Haut aufgeschnitten. Auf der rechten Seite habe er einen riesigen blauen Fleck. „Ich habe das medizinisch dokumentieren lassen. Ich gehe rechtlich gegen die Polizei vor.“ Sein Anwalt räume ihm gute Chancen ein, vor allem, seit der Leiter des Jobcenters im Besitz eines Videos ist, das die Festnahme deutlich zeigt, sagte Lenz.
Der WZ liegt diese Aufnahme vor. Darauf ist Lenz im Streitgespräch mit einem Polizisten zu sehen, der ihn offensichtlich mehrfach auffordert, Ort und Stelle zu verlassen. Lenz fügt sich widerwillig, wird von dem Polizisten leicht angestupst, dreht sich noch einmal halb zu ihm um, sagt etwas und wird von dem Beamten dann in einen Würgegriff genommen und auf den Boden gezwungen. Dort fixiert er Lenz mit zwei weiteren Kollegen und bindet ihm die Hände auf den Rücken.
Was gesprochen wurde, ist auf dem Video nicht zu hören. „Ich habe nur gesagt, dass ich mich nicht herumschubsen lasse“, antwortet Lenz auf die Frage, ob er den Polizisten beleidigt habe. Lenz ist sich keiner Schuld bewusst.
Markus Röhrl auch nicht. Für den noch neuen Polizeipräsidenten ist der Tag für seine Behörde gut verlaufen. Für die Gegendemonstranten hat er Verständnis. „Als Privatperson lehne ich einen derartigen Aufzug ab“, sagte er über die gespenstische Aktion der Nazi-Partei in Oberbarmen. Er wisse, dass gerade Aktionen von Rechtsradikalen in der Bevölkerung extreme Reaktionen auslösten. Aufgabe der Polizei sei es dennoch, dem Versammlungsrecht zur Geltung zu verhelfen. „Wenn Demokraten auf die Straße gehen, sollten sie die Polizei unterstützen und ihre Aggressionen nicht an den jungen Polizisten auslassen“, sagte Röhrl. Insgesamt habe er fast 1000 Beamten im Einsatz gehabt. „So etwas ist auch für uns keine normale Veranstaltung. Auch als Polizei sind wir an solchen Tagen elektrisiert.“
Den Vorwurf, dass er in Wuppertal künftig eine härtere Gangart an den Tag legen wolle, weist der Polizeipräsident zurück. „Wir haben lediglich gesagt, dass wir angemeldete, friedliche und von Versammlungsleitern begleitete Demonstrationszüge zulassen, spontane, unangemeldete hingegen nicht.“
Für Thomas Lenz und die Kreispolizeibehörde wird der vergangene Samstag vermutlich ein Nachspiel haben. Für ein paar Rechte auch. Die Polizei prüft Hinweise darauf, dass ein Ordner verbotene Abzeichen auf seinem T-Shirt trug. Außerdem sollen Tonaufnahmen ausgewertet werden. Zeugen wollen gehört haben, dass die Rechten forderten. „den Roten die Schädeldecke“ einzuschlagen. „Wir werden das an die Staatsanwaltschaft weiterleiten“, kündigte Röhrl an.