Corona-Pandemie Zuversicht für Distanzunterricht für weiterführende Schulen in Wuppertal

Wuppertal · Der Krisenstab hat wegen steigender Infektionszahlen Forderungen an die Landesregierung gestellt. Ab Montag sollen weiterführende Schulen geschlossen werden.

Die Schulen sollen bis zu den Osteferien geschlossen werden, fordert der Krisenstab.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, Krisenstabsleiter Johannes Slawig und Schul- und Gesundheitsdezernent Stefan Kühn sind zuversichtlich, dass im Dialog mit dem Land über das Wochenende ein Einvernehmen für den Distanzunterricht an den weiterführenden Schulen ab Montag erreicht werden kann.

In einer ersten Rückmeldung am Freitag hatte das Land noch einige ergänzende Anregungen zum Gesamtmaßnahmen-Konzept der Stadt Wuppertal gegeben. Unter anderem dringt das Land auf eine angebotene Notbetreuung in den Schulen für die Jahrgangsstufen 5 und 6.

„Diese Punkte werden wir sehr kurzfristig aufarbeiten, um rechtzeitig im Vorlauf zu Montag eine Einigung zu erzielen“, kündigten Schneidewind, Slawig und Kühn an. „Wir bitten die weiterführenden Schulen, vorsorglich den Distanzunterricht für die kommende Woche vorzubereiten und danken dem Land für seine konstruktive Unterstützung.“

Mit der Abkehr vom Präsenzunterricht will die Stadt bis zu einem Neustart nach den Osterferien eine verlässlich funktionierende Test- und Impf-Strategie für die Schulen ermöglichen.

Noch keine Entscheidung über weitere Einschränkungen in Wuppertal

Der Krisenstab der Stadt hat in seiner Sitzung am Freitag noch keine Entscheidung über mögliche weitere Einschränkungen getroffen. „Eigentlich sprechen die weiterhin eklatant steigenden Fallzahlen für ein schnelles und konsequentes Handeln“, erklären hierzu Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig. Allerdings müsse man die Bürgerinnen und Bürger auch mitnehmen und die kommunalen Entscheidungen in eine sinnvolle Schrittfolge mit absehbaren Entwicklungen auf der Landes- und der Bundesebene eintakten.

„Das Land hat angekündigt, bei einem Inzidenzwert ab 100 NRW-weite Maßnahmen zu ergreifen. Die Grenze dürfte bald überschritten sein“, sind Schneidewind und Slawig überzeugt. „Zudem tagt am kommenden Dienstag (22. März) die nächste Bund-Länder-Konferenz, von der weitere Entscheidungen zu erwarten sind. Unser eigenes Maßnahmenkonzept ist vom Land aktuell (Freitag, 19. März, 12 Uhr) noch nicht beschieden. In dieser Gemengelage wollen wir nicht durch weitere Vorschläge für unnötige Unruhe sorgen, obwohl das Infektionsgeschehen sehr deutlich dafür spräche.“

Ein weiteres Argument in der Diskussion des Krisenstabes sei gewesen, dass Beschränkungen für Wirtschaft, Kultur oder Sport auf kommunaler Ebene zu Ausweichreaktionen der Bürger führen würden, wenn etwa in den Nachbartädten Geschäfte, Museen und Sportplätze geöffnet seien.

„Es gilt der eindringliche Aufruf an die Wuppertalerinnen und Wuppertaler sich umsichtig, verantwortlich und solidarisch zu verhalten“, appelliert Uwe Schneidewind.

Alleine seit der Krisenstabssitzung am Mittwoch, 17. März, sind die Infektionszahlen in Wuppertal von 771 auf 864 Fälle um weitere dreizehn Prozent und die Quarantänezahlen bedingt durch viele betroffene Schulen und Kitas um zwanzig Prozent angestiegen. Gesundheitsdezernent Stefan Kühn macht darauf aufmerksam, dass die am Freitag festgestellten Infektionen rund zehn Tage zurückliegen. „Damit wirkt auch jede Maßnahme, die wir heute ergreifen, erst in rund zwei Wochen.“ Für kommenden Montag hat der Krisenstab eine weitere Sitzung anberaumt.

Wiederaufnahme der AstraZeneca-Impfungen

 Trotz der ausgesprochen kurzfristigen Wiederfreigabe des AstraZeneca-Impfstoffs am Donnerstagabend erschienen bis zum Mittag neunzig Prozent der impfberechtigten Wuppertalerinnen und Wuppertaler pünktlich zu ihrem Termin. „Angesichts des kurzen Vorlaufs und der Tatsache, dass viele impfberechtigte Berufsgruppen sicher noch später am Tag kommen werden, eine außerordentlich positive Entwicklung“, berichtet der Koordinator des Impfzentrums, Tobias Krebber.

Das Koordinierungsteam hofft nun auf kurzfristige Freigaben für weitere Berufsgruppen und baldige Informationen für die Altersgruppe über siebzig Jahren. Sie sollen voraussichtlich gegen Ende März ihre Einladung zur Impfung erhalten, beginnend mit den 79-jährigen. Nach den Schwierigkeiten bei den Anmeldungen für die Impfung will das Land die Impfeinladungen nun jahrgangsweise verschicken, damit die Nachfrage nach den Impf-Terminen diesmal gut gehändelt werden kann. Die Impf-Berechtigten können nun auch ihre Partner für eine Impfung mit anmelden. Außerdem sollen ab 29. März die ersten Arztpraxen Impfdosen erhalten. 

Nachricht vom 17. März 2021

Eklatante Fallzahlsteigerungen um 40 Prozent, ein Inzidenzwert, der in einer Woche von 93 auf über 141 geschossen ist, und eine zunehmende Belegung von Krankenhausbetten: In dieser Situation hat der Krisenstab der Stadt in seiner Sitzung am Mittwoch, 17. März, ein Maßnahmen-Paket verabschiedet, das nun mit dem Land abgestimmt werden muss. Um diese Forderungen geht es:

  • Umgehende Schließung der Schulen für den Präsenzunterricht bis zu den Osterferien.
  • Konsequente Ablehnung aller Öffnungsanträge aus Wirtschaft, Kultur, Sport und allen sonstigen Bereichen. Hierunter fallen auch die vom Land beschlossenen Öffnungen für die Altenheime.
  • Kurzfristig sollen Selbsttests für die Kitas und priorisierte Teile der Stadtverwaltung für mehr Sicherheit sorgen.
  • Eltern von Kita-Kindern sollten, wo immer möglich, diese zuhause betreuen.
  • Die Regeln für Zusammenkünfte sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum sollen bestehen bleiben.

Der Krisenstab hat seinen Tagungsrhythmus aufgrund der alarmierenden Lage auf 48 Stunden verkürzt, so dass bereits am kommenden Freitag bei weiter steigenden Zahlen über deutlich weitreichendere Schritte entschieden werden könnte. Im schlimmsten Fall steht die Rücknahme aller Lockerungen im Raum.

Auf weitergehende Rücknahmen von Lockerungen will der Krisenstab zunächst verzichten: „Wir sehen das große Dilemma des Handels, der mit viel Aufwand die Wiederöffnung der Geschäfte vorbereitet hat, und nun nicht dafür bezahlen soll, dass die Impf- und Test-Strategie von Bund und Land insgesamt ins Wanken geraten ist. Wir wollen ein kluges, ausgewogenes Maßnahmenbündel an das Land adressieren, das effektiv ist, ohne zu übersteuern2, sagt OB Uwe Schneidewind zu der Situation.

Krisenstabsleiter Johannes Slawig: Für Lockerungen der völlig falsche Zeitpunkt

Krisenstabsleiter Johannes Slawig sieht den Zeitpunkt der Öffnungen als Keimzelle der aktuellen Probleme: „Die Lockerungen kamen unter erheblichem politischen Druck zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich angesichts wieder steigender Zahlen gar nicht mehr vertretbar waren.“ Die folgende Entwicklung sei leider absehbar gewesen. Sehr deutlich erteilt Slawig daher denen eine Absage, die derzeit mit weiteren Öffnungsanträgen an die Verwaltung herantreten: „Aus allen Bereichen, von Chören über Schwimmbäder bis zum Autohaus, kommen Bürgerinnen und Bürger mit zusätzlichen Lockerungswünschen. Die sind angesichts eines Inzidenzwertes über 146 völlig ausgeschlossen. Im Gegenteil: Wir müssen die Entwicklung sehr engmaschig überwachen und jeweils kurzfristig entscheiden, ob die aktuellen Maßnahmen überhaupt ausreichen. Auch eine völlige Rücknahme der Lockerungen ist nicht ausgeschlossen, wenn die Infektionszahlen weiter steigen.“ Slawig wies zudem darauf hin, dass die Regeln für Zusammenkünfte sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum weiter in Kraft sind. „Seit Öffnung der Schulen in Präsenz sehen wir wieder verstärkt Gruppen Jugendlicher in den Innenstädten. Das ist ein weiteres schlagendes Argument für Distanzunterricht.“

Selbsttests für Schulen und Kitas, erneuter Appell an die Eltern

Steigende Fallzahlen in Schulen und Kitas: Gesundheits- und Familiendezernent Stefan Kühn prognostiziert einen Fortgang dieser Entwicklung. „Die britische Variante dominiert an manchen Tagen das Infektionsgeschehen bis zu neunzig Prozent. Wir verzeichnen erstmals, dass in den Kitas in NRW die Zahl infizierter Kinder die der infizierten Erzieherinnen und Erzieher übersteigt. Außerdem gab es von Montag bis Mittwoch bereits 21 neue Fälle an Schulen. Das alles nährt den Verdacht, dass die Mutationen, anders als das Wild-Virus, auch für jüngere Menschen sehr infektiös sind.“ In dieser brisanten Situation seien der Abbruch der Impfungen für die Lehrkräfte und das Kita-Personal und fehlende Schnelltests in den Einrichtungen fatal. „Wir brauchen hier ganz dringend mehr Sicherheit, sonst können Bildung und Betreuung nicht funktionieren.“

Neben dem eindringlichen Appell an das Land, sehr kurzfristig dem Distanzunterricht bis zu den Osterferien zuzustimmen oder die Ferien um eine Woche vorzuziehen, erneuert der Krisenstab daher seinen Appell an die Eltern, ihre Kita-Kinder, wenn irgend möglich, zuhause zu betreuen. „Jede Entlastung in den Einrichtungen führt zur Minderung der Infektionsgefahr. Damit leisten die Eltern, die dies tun können, einen riesigen Solidaritätsbeitrag im Kampf gegen Corona“ so Kühn. „Eine erneute Schließung der Kitas wollen wir unbedingt verhindern. Daher sollen so schnell wie möglich ausreichend Selbsttests zur Verfügung gestellt werden.“

Wuppertal bei Schnelltestzentren sehr gut aufgestellt

Beim Angebot von Schnelltestzentren sei Wuppertal angesichts eines frühen Aufrufs des Krisenstabs und eines pragmatisch-schlanken Prüfverfahrens aktuell auch im Städtevergleich sehr gut aufgestellt. Inzwischen sind rund zwanzig Zentren entweder bereits gestartet oder kurz davor. Dazu kommen zahlreiche niedergelassene Arztpraxen, die den kostenlosen Schnelltest künftig anbieten möchten.

Der Krisenstab der Stadt ruft alle Wuppertalerinnen und Wuppertaler auf, von diesem Angebot Gebrauch zu machen.

Ganz klar verneinen kann der Krisenstab die Theorie, die zusätzlichen Schnelltestangebote seien ursächlich für die Steigerung des Inzidenzwertes oder der Infektionszahlen. Positive Schnelltestergebnisse fließen erst nach einer Bestätigung durch einen PCR-Test in die offizielle Erhebung der Infektionszahlen ein. Ihre absolute Zahl ist derzeit so gering, dass sie nicht ausschlaggebend für die Entwicklung des Gesamtgeschehens sind.

Optimismus für weitere Impfungen

Trotz des massiven Rückschlags durch die bundesweite Aussetzung des AstraZeneca-Impfstoffs hofft der Krisenstab der Stadt darauf, kurzfristig den vollen Betrieb im Impfzentrum am Freudenberg wieder aufnehmen zu können. Die Planungen dazu stehen. Sollte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) AstraZeneca am Donnerstag wieder zulassen und der Bund eine Freigabe erteilen, steht das Wuppertaler Impfzentrum in den Startlöchern, um sofort die Impftermine wieder in vollem Umfang anbieten zu können.

In diesem Fall werden ab Freitag alle bereits gebuchten Termine aktiviert. Die Menschen mit „verlorenen“ Terminen seit Montagnachmittag erhalten so schnell wie möglich eine neue Einladung ab Anfang der kommenden Woche. Das Impfangebot enthält grundsätzlich ein umfassendes ärztliches Informationsgespräch, in dem zu allen Fragen möglicher Impfrisiken umfassend aufgeklärt wird.

Inzwischen nutzt die Koordinierungsgruppe für das Impfzentrum am Freudenberg eine zusätzliche Lieferung des Moderna-Impfstoffes durch das Land, um weitere priorisierte Berufsgruppen und Klienten im Bereich der Eingliederungshilfen zu versorgen. Nach wie vor gilt: Nur wer in den priorisierten Gruppen nach Landeserlass aufgelistet ist, kann einen Termin zur Impfung erhalten. Auch bleibt es dabei: Eine Auswahl des Impfstoffes gibt es nicht. Wer den für seine Gruppe zugelassenen Impfstoff ablehnt, muss dann eben warten, bis irgendwann genügend Impfdosen jeder Produktion für alle zur Verfügung stehen.

(red)