Coronavirus Wuppertaler Ärzte setzen auf neue Kommunikationswege
Vieles läuft jetzt per Telefon, auch eine Krankschreibung ist so möglich.
Der Arzt-Patienten-Kontakt funktioniert unter Corona-Bedingungen anders als zuvor. Auch hier ist Abstandhalten angesagt. Unter anderem gibt es bei Erkältungssymptomen eine Krankschreibung telefonisch.
So sollte es jedenfalls sein. Schon seit Ende März gilt diese Regelung, die verhindern soll, dass Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, diesen Virus in die Arztpraxen tragen. Ärzte können nach einem Telefonat mit dem Patienten über die Symptome eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) für den Arbeitgeber für bis zu zwei Wochen ausstellen und diese per Post an den Patienten schicken. Das gilt allerdings nur für Erkrankungen der oberen Atemwege.
Leser berichten aber, dass einige Ärzte doch auf dem persönlichen Besuch und vor allem das Einlesen der Karte bestehen, insbesondere, wenn es sich nicht um den Hausarzt, sondern um einen Vertretungsarzt handelt. Das führe dann zu Schlangen, die eigentlich vermieden werden sollen.
Auch mit kleinen Infekten soll man nicht in die Praxis kommen
Dr. Daniela Stöter, Allgemeinmedizinerin, betont aber: „Wir haben die klare Order, wir dürfen und sollen nach einem Telefonat Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen.“ Damit auch Menschen mit kleinen Infekten nicht in die Praxis kommen. Bei den eigenen Patienten sei das ohnehin kein Problem, dann seien alle Daten im Computer. Etwas aufwändiger sei es bei bisher unbekannten Patienten, dann müssten die Daten abgefragt werden.
Dr. Bernd Köneke, Internist und Mitinhaber der Praxis „Ihre Hausärzte“, hat die Vermutung, dass bei einigen Kollegen das geringere Honorar für ein Telefonat (9 Euro) statt der Versicherten-Pauschale (30 Euro) der Grund ist.
Beide Ärzte berichten, dass ihre Praxen derzeit eher leer sind. Kontrolluntersuchungen und Check ups seien verschoben, zum Teil hätten sie die Patienten aktiv angerufen und die Termine abgesagt. Auch Dr. Achim Stein von der Ölbergpraxis bestätigt: „Seit Jahren haben ich nicht so wenig zu tun gehabt.“ Er finde jetzt Zeit, Büroarbeiten zu erledigen. Andererseits: „Das Telefon steht nicht still.“ Da gebe es viel Beratungsbedarf, verunsicherte Patienten mit Erkältungssymptomen fürchten, sie könnten mit dem Coronavirus infiziert sein.
Daniela Stöter berichtet, dass jetzt an einem Tag so viele Anrufe kommen wie sonst in einer Woche. In ihrer Praxis mit drei Ärzten führe jeder sicher 20 bis 30 Telefonate am Tag, die meisten hätten mit dem Coronavirus zu tun. „Viele Patienten sind besorgt“, berichtet sie. Oft könnten sie die Anrufer beruhigen.
Patienten haben
sehr viele Fragen
Auch Bernd Köneke sagt: „Der Beratungsbedarf ist hoch.“ Patienten hätten ganz viele Fragen, etwa wie sie sich anstecken könnten, aber auch, wie sie zum Beispiel ihre alten Eltern schützen können. Sie hätten auf diesen Bedarf reagiert und ihre Praxis-Struktur auf viele Telefonate umgestellt. Ziel sei, dass möglichst wenig Patienten in die Praxis kommen. Dabei bemühten sie sich, gut erreichbar zu sein. „Wenn jemand eine E-Mail schickt, dass er bei uns nicht durchkommt, rufen wir sofort zurück.“
Darüber hinaus bietet Bernd Köneke seinen Patienten auch Video-Kontakte an. „Das machen wir ganz viel, die meisten haben einen Computer oder ein Smartphone, mit dem das möglich ist.“ Auf diese Weise könne er mehr Symptome wahrnehmen als am Telefon: „Ich kann den Patienten sehen, zum Beispiel die Atmung beurteilen.“ Er ist froh, dass er diese Art der Sprechstunde jetzt auch abrechnen kann. „Für uns ist das wunderbar“, sagt er. So könnten sie erreichen, dass möglichst keine Patienten mit Infekten die Praxis betreten.