Coronavirus Stadt Wuppertal zahlt Millionen für Schutzmasken
Wuppertal · Schutzausrüstung für Ärzte und Pflegekräfte fehlt überall. Der Nachschub kommt nur langsam an. Die Feuerwehr hat in Wuppertal die zentrale Beschaffung übernommen und erwartet bis kommende Woche eine größere Lieferung von FFP2-Masken.
Die Ankunft von 500 000 Masken der einfachen Form konnte die Stadt am Montag verkünden. 15 000 Masken mit dem höheren Schutzstandard FFP2 kamen am Dienstag, bis kommende Woche sollen weitere 220 000 eintreffen. Sie werden dringend erwartet. Denn Ausrüstung, die vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt, fehlt an allen Ecken und Enden.
„Nachdem die erste Lieferung angekommen ist, bin ich vorsichtig optimistisch, dass die weiteren FFP2-Masken auch kommen“, sagt Ulrich Zander, Chef der Feuerwehr und aktuell auch Chef des operativen Stabs der Stadt. Er und ein fünfköpfiges Team sind derzeit mit der Beschaffung von Schutzmaterial für die Stadt beschäftigt, telefonieren mit Großhändlern und vor allem mit Firmen, die Kontakte nach China haben. Denn das meiste Schutzmaterial werde dort produziert.
„Ohne persönliche Kontakte funktioniert es nicht“, sagt Zander. Es sei wichtig, dass vor Ort jemand die Produktion, das Verpacken und den Transport überwacht. Sonst bestehe die Gefahr, dass nicht die gewünschte Qualität geliefert wird. In der Krise sind sonst geltende Regeln außer Kraft: Wo sonst erst eine Ausschreibung stattfinden muss, kann Ulrich Zander direkt bestellen. Und muss manchmal sofort zugreifen: „Wenn ein Großhändler mir abends eine Lieferung anbietet und bis zum Morgen 7.30 Uhr eine Bestätigung will, kann ich nicht erst zehn Leute fragen.“
Wucherpreise zahlt die Stadt nicht
Auf eins achte die Stadt aber: „Wir machen nichts gegen Vorkasse.“ Und Wucherpreise von 30 bis 40 Euro pro Maske zahlten sie auch nicht. Derzeit kauften sie FFP2-Masken für drei Euro das Stück. Vor der Coronakrise lag der Preis bei 80 bis 90 Cent. Bisher wurde im Wert von 1,5 Millionen Euro bestellt. Die Lieferung bringen Großhändler direkt vom Frankfurter Flughafen nach Wuppertal, erst hier geht sie durch den Zoll. Und wird dann in einem Lager der Stadt umgepackt. „Wir verteilen alles an die Verbände, die das weiter verteilen“, erklärt Zander. Also etwa an die Diakonie, die Caritas, die kassenärztliche Vereinigung. Die Krankenhäuser haben einen Vorrat von einigen Wochen, sind daher bisher noch nicht auf Material der Stadt angewiesen.
Die Ärzte sollen über Bund und Land versorgt werden, aber das funktioniert nicht. „Es ist katastrophal“, findet Dr. Bernd Köneke. Der Internist beklagt: „Seit Wochen ist in den Praxen nichts angekommen.“ Seinen eigenen Händler erreiche er gar nicht mehr: „Da läuft nur das Band.“ Ähnliches berichten auch andere niedergelassene Ärzte. Und sogar in der Teststelle auf Linde, wo Ärzte Menschen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben könnten, einen Abstrich abnehmen, reicht die Ausrüstung nur so gerade eben.
Die Kassenärztliche Vereinigung KV Nordrhein erklärt auf WZ-Frage, sie verteile seit 24. März Schutzausrüstung, die das Bundesgesundheitsministerium beschafft habe. Dabei würden zuerst die Regionen versorgt, die am meisten Bedarf haben - berechnet nach der Zahl der Erkrankten, unter anderem der Kreis Heinsberg und die Städteregionen Aachen, Köln und Bonn. Dr. Köneke hat am Mittwoch endlich ein Fax erhalten, dass er am Freitag in Remscheid Material abholen könne. Die KV warnt, dass die Lieferungen des Ministeriums nicht ausreichen – es seien „weitere Mengen in ganz anderen Größenordnungen“ nötig.
Die Stadt hat bereits erhaltene Masken sowie Desinfektionsmittel an Altenheime und Pflegedienste verteilt, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Dort wird die Ausrüstung dringend gebraucht, vor allem um Bewohner und Patienten in häuslicher Pflege davor zu schützen, dass das Pflegepersonal sie unwissentlich mit dem Virus ansteckt. Kühn kündigte an, dass Bayer in den kommenden Wochen größere Mengen Desinfektionsmittel liefern werde.
Froh ist Zander über die Spende von insgesamt 2000 FFP2-Masken der Firmen Riedel und Coroplast. Auch das Wuppertaler Textil-Unternehmen Dieckhoff, Marktführer bei Krankenhaus-Textilien, kann helfen: Es wird 3000 Schutzkittel liefern. Geschäftsführer Martin Dieckhoff hat auch Mehrweg-Mund-Nase-Schutz angeboten. Doch dieser Schutz wird vor allem in Altenheimen gebraucht, die nicht die nötige Wäscherei-Logistik haben. Deshalb hat die Stadt von diesem Angebot noch keinen Gebrauch gemacht.