Polizeitagebuch Körperkontakt ist oft unvermeidbar

Polizist Max Bieringer berichtet von seinen Einsätzen in Wuppertal.

Max Bieringer.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Beschränkungen rund um das Coronavirus legen momentan große Teile des öffentlichen Lebens lahm oder bedeuten zumindest für viele Mitbürger erhebliche Einschränkungen. Auch bei der Polizei gibt es zusätzliche Maßnahmen und Ausstattung, wie meine Kollegin Nele Ernst sie bereits vergangene Woche beschrieben hat, um eine weitere Ausbreitung des Virus innerhalb der Polizei zu verhindern beziehungsweise einzudämmen. Insbesondere wegen des tagtäglichen, manchmal unvermeidbaren (Körper-)Kontakts mit den verschiedensten Menschen unserer Stadt scheinen diese Maßnahmen sinnvoll und äußerst angebracht. Uns ist es, insbesondere bei Festnahmen oder anderen Maßnahmen, die mit körperlichem Zwang einhergehen, häufig nicht möglich, den empfohlenen Mindestabstand einzuhalten.

Trotz der Coronakrise gibt es noch immer das tagtägliche Einsatzaufkommen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste. Natürlich verschieben sich jedoch die Schwerpunkte und Häufigkeiten, wenn die Bürger der Stadt vermehrt zu Hause bleiben und Kontakt mit anderen Menschen meiden. Es bleibt zu hoffen, dass im Bereich der häuslichen Gewalt keine steigenden Einsatzzahlen verzeichnet werden müssen und die Bürger ihre Konflikte kommunikativ lösen.

Meist handelt es sich bei polizeilichen Einsätzen wegen häuslicher Gewalt nicht um eine einmalige Eskalation eines Konfliktes. Häufig gab es in der Vergangenheit bereits diverse Gewaltanwendungen mit steigender Intensität gegen das Opfer, bevor es schlussendlich zu einer Intervention durch die Polizei kommt. Polizeiliches Eingreifen ist zur Unterbindung der Fortsetzung des Gewaltzyklus von enormer Wichtigkeit, da das Opfer meist aufgrund seiner eigenen Verhaltensweisen sowie seiner subjektiven Maßstäbe nicht erkennt, dass es sich in einer Beziehung mit ungesundem und gefährlichem Gewaltklima befindet.

Die Thematik ist in diesen Tagen leider aktueller als je zuvor. Betroffene sollten sich in akuten Notfällen unverzüglich telefonisch bei der 110 melden! Es gilt auch für Nachbarn, bei verdächtigen Feststellungen aufmerksam zu sein und lieber einmal zu viel die Polizei zu rufen, um Demütigungen, Verletzungen oder Schlimmeres zu verhindern. Denn nur, wenn wir von Sachverhalten Kenntnis haben, können wir die Opfer schützen und weitergehende Maßnahmen treffen.