Pandemie Wuppertaler Einzelhandel setzt in Corona-Krise auf Sicherheitskräfte

Wuppertal · Der Bedarf an Sicherheitskräften in Wuppertaler Supermärkten und Banken steigt während der Corona-Krise. Nicht immer gleicht das jedoch die Ausfälle der Firmen in anderen Bereichen aus.

Marcel Hahn von der Firma Di Lauro achtet vor dem Aldi-Markt am Neuenteich darauf, dass die Kunden sich an die Regeln halten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Sie sind mittlerweile vor den meisten Supermärkten, Banken, Postfilialen und vielen weiteren Geschäften zu sehen: die Sicherheitskräfte. Sonst eher vor Clubs und Bars, auf Messen oder anderen Veranstaltungen tätig, stehen sie in Zeiten der Coronakrise vor den Eingängen der Wuppertaler Läden und führen dort Einlasskontrollen durch.

Circa 15 Personen stehen am späten Montagnachmittag, eine Stunde vor Ladenschluss, in der Schlange vor der Postfiliale Stresemannstraße in Barmen. An der Eingangstür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Bitte den Abstand von zwei Metern einhalten“, im Foyer der Filiale steht ein Wachmann, der diesen Abstand kontrolliert. Des Öfteren muss er Kunden darauf hinweisen, dass sie zurücktreten oder gar vor der Tür warten sollen. Manchmal in normaler Lautstärke, bei anderen muss er lauter werden, damit diese es verstehen. Denn lediglich fünf Kunden dürfen sich gleichzeitig im Verkaufsraum aufhalten.

„Der Schlüssel, nach dem die Kundenanzahl berechnet wird, ist zehn Quadratmeter pro Kunde“, erklärt Michael Schiller, Datenschutzbeauftragter der Wach- und Schließgesellschaft Wuppertal. Dies ist eines der Unternehmen, die aktuell das Sicherheitspersonal für die Märkte oder im Bankensektor stellen und die sich vor Anfragen aus dem Einzelhandel im Moment kaum retten können. Diese könnten sie aber personell gar nicht alle erfüllen: „Denn auch wir haben Mitarbeiter, die zu Hause bleiben müssen aufgrund von Quarantäne oder Kindern, die anderweitig nicht betreut werden können“, so Schiller. „Aufträge aus anderen Bereichen fallen weg, zum Beispiel durch Betriebsschließungen, aber durch die Einzelhandelsaufträge kann das wieder ausgeglichen werden.“ Keiner der Mitarbeiter müsse befürchten, bald keinen Job mehr zu haben, versichert er.

Aufträge im Einzelhandel kompensieren Ausfälle

Beim Sicherheitsdienstleister Di Lauro mit Sitz in Wuppertal sucht man inzwischen nach Lösungen, um die Ausfälle bei Konzerten, Fußballspielen oder Veranstaltungen zu kompensieren. Auch sie haben viele Aufträge im Einzelhandel, vor allem vor den Aldi-Märkten in Wuppertal, einigen Lidl-Märkten in Köln und der Metro kontrollieren die Mitarbeiter den Einlass. Chef Daniele Di Lauro beobachtet die Situation mit gemischten Gefühlen: „Von heute auf morgen wurden 100 Prozent aller Aufträge storniert. Doch zum Glück sind wir so flexibel gewesen, dass wir direkt von einer in die andere Sparte wechseln konnten.“ Seine rund 80 Mitarbeiter seien froh, dass diese Tür geöffnet werden konnte. Das Wichtigste sei ihm, so viele von ihnen zu unterstützen und halten zu können. „Wenn wir mit Plus-Minus-Null rauskommen, wäre das schon gut“, schätzt Di Lauro.

Meistens gibt es einen Sicherheitsmitarbeiter pro Geschäft, der sowohl den Einlass kontrollieren, die Einkaufswägen desinfizieren als auch Verstöße ahnden muss. „Er muss quasi seine Augen überall haben. Da bleibt es nicht aus, dass auch mal was übersehen wird“, sagt der Sicherheitschef. Das sorge manchmal für Diskussionen mit uneinsichtigen Kunden. Letzte Woche zum Beispiel habe es einen Vorfall in der Metro Schwelm gegeben, als ein betrunkener Mann einen Sicherheitsmitarbeiter der Firma Di Lauro angegriffen hat, weil dieser nicht in den Markt gelassen worden ist. Er war in Begleitung von zwei Personen, was gegen die gegenwärtigen Auflagen verstößt. „Das sind aber Ausnahmen. Die meisten verstehen die Sicherheitsvorkehrungen.“

Bei der Firma Kötter Security tun sich zusätzlich zu fehlenden Aufträgen in vielen Bereichen noch andere Probleme auf: Die verstärkten Anfragen für Sicherheitsdienste wie Zutrittskontrollen oder Objektschutz in Supermärkten und Krankenhäusern könnten gar nicht in dem Maße übernommen werden, wie man es gerne würde. „Denn dafür benötigen wir dringend neues Personal, aber dies ist kaum mehr zu finden. Denn aufgrund der Corona-Krise haben die Industrie- und Handelskammern zurzeit bundesweit die gemäß Gewerbeordnung als Einstiegsvoraussetzung zur Sicherheitsbranche vorgeschriebene Sachkundeprüfung komplett ausgesetzt. Neue Mitarbeiter können daher aktuell nicht die Zugangsanforderungen für eine Tätigkeit im Sicherheitsgewerbe erlangen“, erklärt Bernd Georgi, Leiter der Niederlassung Wuppertal. Man suche daher dringend Bewerber, die bereits vollständig geschult sind.