Uwe Schneidewind hat am 13. September mehr Stimmen von Briefwählern erhalten als Andreas Mucke Am Briefkasten könnte die Stichwahl entschieden werden

Wuppertal · Bereits im ersten Wahlgang am 13. September konnte Herausforderer Uwe Schneidewind mehr Stimmen in den Briefwahlbezirken holen als Amtsinhaber Andreas Mucke.

 Der Anteil der Briefwähler war im ersten Wahlgang höher als bei vergangenen Wahlen.

Der Anteil der Briefwähler war im ersten Wahlgang höher als bei vergangenen Wahlen.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Am Kommunalwahl-Abend hat der Politikberater Jade Madani im WZ-TV-Studio gesagt, dass die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters am 27. September beim Stande von 0 zu 0 beginnt. Und tatsächlich haben weder Andreas Mucke (SPD), noch der gemeinsame Kandidat von CDU und Grünen, Uwe Schneidewind, auch nur eine Stimme, wenn am Sonntag um 8 Uhr die Wahllokale geöffnet werden. Eigentlich. Tatsächlich werden viele Wuppertaler ihre Entscheidung für den einen und gegen den anderen zu diesem Zeitpunkt längst getroffen und unwiderruflich fixiert haben.

Ihre Stimme ist per Post ans Rathaus gegangen und wird mit den anderen Kreuzchen ausgewertet, die bis 18 Uhr in einem der 221 Wahlbüros gemacht worden sind. Das birgt immer Spannung und kann am Ende die Wahl entscheiden. Wenn das so ist, wenn am Ende die Stimmen per Brief das Zünglein an der Waage sind, dann spricht sehr viel dafür, dass es im Rathaus zu einem Machtwechsel kommen wird.

Rückblende: Am 13. September haben gut 123 100 Wuppertalerinnen und Wuppertaler gültige Stimmen abgegeben. Davon machten 45 500 ihr Kreuz neben den Namen Andreas Mucke, 50 200 gaben Uwe Schneidewind ihre Stimme. Die Interpretation dieses Ergebnisses kann sowohl für Mucke sprechen als auch für seinen Herausforderer. Der amtierende Oberbürgermeister könnte zufrieden sein, weil er mit seinem persönlichen Ergebnis noch acht Prozentpunkte über dem überraschend guten Resultat seiner SPD liegt, die bei knapp 29 Prozent landete. Allerdings spricht der Abstand von acht Prozentpunkten andererseits auch nicht für einen sonderlich hohen Amtsbonus. Da sind SPD-Oberbürgermeister in anderen Städten, beispielsweise in Krefeld, erst recht in Remscheid und Solingen deutlich erfolgreicher gewesen.

Für Uwe Schneidewind spricht, dass er im ersten Urnengang eben jene 4700 Stimmen mehr erhalten hat als Mucke. Er versammelte relativ fast 41 Prozent der Wähler hinter sich. Das ist auf den ersten Blick kein schlechte Ergebnis. Auf den zweiten Blick tut sich aber eine bemerkenswerte Lücke auf. CDU und Grüne, die Parteien für die Schneidewind antritt, haben zusammen fast 45 Prozent der Stimmen erhalten, etwa vier Prozentpunkte mehr als ihr Kandidat. Das spricht dafür, dass Schneidewind als erklärter Grüner bei den bürgerlich-konservativen Wählern der CDU nicht ausreichend punkten konnte. Das könnte für ihn zum Verhängnis werden.

Denn die Erfahrung lehrt, dass die ohnehin schon bedrückend schwache Wahlbeteiligung von nur knapp 47 Prozent im Stich-Wahlgang noch einmal deutlich sinken wird. Vermutlich werden deutlich weniger Stammwähler der FDP und der Linken an die Urnen gehen. Und auch so mancher CDU-Wähler wird sich den zweiten Weg zum Wahllokal sparen.

Mithin könnte die Stunde von Andreas Mucke schlagen. Dass er Rückstände aufholen kann, hat er vor fünf Jahren mit seinem sensationellen Erfolg gegen den damaligen Amtsträger von der CDU, Peter Jung, bewiesen. Ihn hängte er in der Stichwahl mit annähernd 60 zu 40 Prozent deutlich ab. Und Mucke hat auch in diesem ersten Wahlgang bewiesen, dass er Wähler aus anderen politischen Lagern überzeugen kann.

Deshalb ist für Uwe Schneidewind sehr wahrscheinlich von größter Bedeutung, dass möglichst alle fast 48 000 Briefwähler vom 13. September für den 27. September wieder ihre Botschaft absenden. Warum das wichtig ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Wuppertal ist in 51 Briefwahlbezirke aufgeteilt. In diesen Bezirken hat Uwe Schneidewind fast 20 000 Stimmen gewonnen, Andreas Mucke nur knapp 14 700. Von allen Wahlbezirken gingen 41 an Schneidewind und nur zehn an Mucke. Vieles spricht dafür, dass der Herausforderer seinen um 4700 Stimmen größeren Anteil im 1. Wahlgang vor allem den zuverlässigen Briefträgern in Wuppertal zu verdanken hat. Und ebenso vieles spricht dafür, dass seine Unterstützer per Brief wieder zur Tat schreiten werden. Denn die Unterlagen werden allen automatisch zugesandt, die sich auch am 13. September per Post am Wahlprozess beteiligt haben. Der Aufwand ist gering, der Komfort groß. Deshalb ist es sehr gut möglich, dass der Wettbewerb um das wichtigste politische Amt in Wuppertal am Briefkasten entschieden wird.