Leerstand Das Abeler-Haus an der Wuppertaler Poststraße ist verkauft

Wuppertal · 2018 ist Juwelier Abeler mit dem Geschäft aus seinem Elternhaus ausgezogen. Bis auf kurze Zwischennutzungen stand es seitdem leer – und wegen der Optik immer wieder in der Kritik.

Seit 2018 steht das Geschäft mehr oder weniger leer.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Juwelier Henrick Abeler hat sein Elternhaus an der Poststraße in der Elberfelder Innenstadt verkauft. Seit 2017 steht es leer, unterbrochen von kurzer Zwischennutzung. „Natürlich verstehe ich, dass unter dem Eindruck des äußerlich heruntergekommenen Gebäudes und der von außen nicht erkennbaren Baufortschritte Kritik geübt wurde“, sagt Henrick Abeler. „Dies kann ich sehr gut verstehen und es tut mir auch leid, insbesondere für unsere Nachbarn an der Poststraße.“

Nachdem das Geschäft in das Elberfelder Rathaus umzog, habe er ein klares Ziel gehabt: „Das Haus, mit dem nicht nur uns die Tradition verbindet, sondern auch viele Wuppertaler Bürger, möchten wir in jedem Fall erhalten. Ebenso das Glockenspiel.“

Nun gibt Henrick Abeler einen Einblick in die Schwierigkeiten, die bei der geplanten Sanierung entstanden sind. Das Haus sei in zwei Abschnitten 1954 und 1957 erbaut worden, in den Jahren danach wurden mehrfach Umbauten durchgeführt. „Solch ein verschachteltes Traditionsgebäude zeitgemäß und wirtschaftlich zu sanieren, ist eine große Herausforderung, die ich angenommen habe. Heute muss ich mir eingestehen, dass dies für mich als einzelne Privatperson so nicht umsetzbar gewesen ist.“

Ein Statiker habe mit großem Aufwand ein Bild des gesamten Objekts erstellt, mit dem Henrick Abeler einen Antrag für die Sanierung gestellt habe. „Nach einer langen Zeit kam dann nicht die erhoffte Baugenehmigung, sondern das Denkmalamt.“ Dort, wo ein neues Treppenhaus geplant war, sei eine neue „Bodendenkmalverdachtsfläche“ definiert worden. Der Architekt habe externe Hilfe hinzugezogen, um die Pläne anzupassen. Im Herbst vergangenen Jahres hätten sich neue Herausforderungen abgezeichnet. Henrick Abeler habe sich eingestehen müssen, dass seine Kräfte aufgebraucht sind, und die Entscheidung getroffen, sein Elternhaus zu verkaufen. „Dieser Prozess hat auch seine Zeit in Anspruch genommen.“ Den neuen Eigentümern wünsche er viel Glück, um „die Herausforderungen dieser besonderen Immobilie möglichst schnell zu einem positiven Ende bringen zu können.“ An wen er das Haus verkauft hat, teilte Henrick Abeler nicht mit.

Haus gilt als „problembehaftete Immobilie in der Innenstadt“

Der Stadtverwaltung ist das Abeler-Haus im Kontext der Innenstadtentwicklung als „leerstehende Einzelhandelsimmobilie und somit problembehaftete Immobilie in der Elberfelder Innenstadt bekannt“, sagt Sprecherin Laura Dicke. Detaillierte Auskünfte kann die Stadt nicht geben, da es sich bei dem Haus um Privateigentum handelt. Die Stadt führt eine Liste von sogenannten Problemimmobilien, die erkennbar bauliche Mängel haben und komplett oder teilweise leer stehen. Das beziehe sich aber fast ausschließlich auf langjährig leer stehende und verfallende Wohnhäuser, so Laura Dicke. In einer Liste der Problem- und Schrottimmobilien, Stand Juli 2022, taucht die Poststraße nicht auf. „Generell haben Problemimmobilien, im Sinne leer stehender verfallender Gebäude, eine negative Wirkung auf Nachbargebäude und Straßenzüge“, sagt Laura Dicke. „Im Einzelfall ist dies aber stark abhängig von der Wahrnehmbarkeit von Leerständen und dem konkreten baulichen Zustand.“

Für eine neue Nutzung des Abeler-Hauses, die der Elberfelder Innenstadt gut tut, nennt Johannes Busmann zwei zentrale Aspekte: Das Haus brauche eine grundlegende Neustrukturierung, die Aufteilung habe keine Logik mehr, die der heutigen Zeit angemessen wäre. Außerdem sei es sinnvoll, die angrenzenden Grundstücke in die Überlegungen einzubeziehen.

„Die Abeler-Immobilie an der Poststraße ist für den inneren Bereich Elberfelds von entscheidender Bedeutung“, erklärt der Geschäftsführer der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) und Gründer der Zeitschrift „Polis“ für Architektur, Stadtplanung und Denkmalpflege. Sie liege direkt an der Kreuzung der wichtigen Strecke von Hauptbahnhof bis Neumarkt und der in Zukunft wichtiger werdenden Ost-West-Verbindung zum Platz am Kolk, für den die Politik sich eine Neugestaltung wünscht.

Für das Eckhaus sei es bei der Planung beispielsweise möglich, die erste Etage in das Ladenlokal im Erdgeschoss mit einzubeziehen. Mit Blick auf das Angebot und die Mischung in Elberfeld würde Johannes Busmann sich an dieser Stelle keine Gastronomie und keinen Ein-Euro-Shop wünschen. Für die oberen Geschosse könne auch über Büros nachgedacht werden. Das Haus habe Potenzial: „Ich glaube, wenn eine bauliche Qualität vorgegeben wird, wird es auch einen entsprechenden Mieter geben, der sie nutzt.“ Die Zahl der Passanten an dieser Kreuzung sei exzellent.