Das Abenteuer eines 101 Jahre alten Wanderers aus Wuppertal
Warum Helmut Höhmann in Bayern mit einem Hubschrauber unterwegs war.
Wuppertal. Über die Aufgeregtheiten des Lebens kann Helmut Höhmann lächeln. Der Barmer Junge hat den Kaiser, zwei Weltkriege und den Wiederaufbau Deutschlands erlebt. Im Oktober wird er 102 Jahre alt. Was soll da noch kommen? Abenteuer? Vor zwei Wochen hat Helmut Höhmann doch noch eins erlebt.
Es war im jährlichen Urlaub im schönen Allgäu. Seit Jahren fährt der Wuppertaler nach Oberstorf in „sein“ Hotel. Dort ist der Barmer gerne zu Fuß unterwegs, kennt jeden Weg, jede Bank. Es ist ein bisschen so wie auf der heimischen Hardt, die er von seiner Wohnung in der Mundus Seniorenresidenz mit Blick auf den Laurentiusplatz per Bus erreicht und dann dort täglich seine Runde dreht.
Auch im Allgäu wollte Helmut Höhmann hoch hinaus. Mit der Gondel ließ er sich zur Bergstation Höfatsblick am Nebelhorn fahren. Dort gibt es einen gut ausgebauten Rundweg. Auch den kennt er. Es sind „nur“ 400 Meter. Genau das Richtige für den 101-Jährigen. „Die Aussicht ist so schön — und die Luft auch“, sagt er.
Und dann tauchte dieser Hund auf. Der hatte sich irgendwie losgerissen, zog seine Leine hinter sich her, kam prompt dem Wanderer aus Wuppertaler in die Quere. „Ich hab’ den gar nicht gesehen“, sagt Höhmann. Es ging ganz schnell. Ein Sturz, eine blutende Platzwunde: „Ich bin in die richtige Richtung gefallen. Auf der anderen Seite ging’s ein paar hundert Meter in die Tiefe“, sagt Helmut Höhmann und lacht schon wieder. Geflogen ist er dann trotzdem — mit dem Rettungshubschrauber „RK 2“. Kein Wunder: Ein solcher Sturz ist auch für einen noch so rüstigen Senior kein Pappenstiel. Die Bayern gingen ganz auf Nummer sicher. So wurde Helmut Höhmann auf einer Trage festgegurtet erst per Rettungsquad transportiert und dann in den Hubschrauber verfrachtet. „Das hätte ich mir nicht träumen lassen“, sagt Höhmann. „Gesehen habe ich da oben aber nix — ich musste ja leider liegen.“
Im Immenstadter Krankenhaus wurde die fünf Zentimeter lange Platzwunde auf der Stirn genäht. Und dann wollten die Ärzte den Wuppertaler Wandermethusalem eigentlich da behalten. Urlaub im Krankenhaus? Das ist nichts für Helmut Höhmann. Er ließ sich ins Hotel bringen und rappelte sich wieder auf.
Seit einer Woche wohnt er jetzt wieder am Laurentiusplatz. Die Fäden sind gezogen. Ein weißes Pflaster ist geblieben. Beim Fototermin mit der WZ ist der Barmer schon wieder ganz der Alte: „Ich seh’ ja aus wie 160“ lacht er und streicht sich durchs silberne Haar.
Dass er durch seinen Sturz und den anschließenden Flug zwischenzeitlich zu Deutschlands ältestem Wanderer gemacht wurde, ist dem Barmer egal. Auch gegen den Hund und dessen Besitzer hegt er keinen Groll mehr. Der Mann sei sofort zu ihm gekommen, habe sich um ihn gekümmert und sich entschuldigt (siehe Kasten oben). Höhmann: „Ich hatte letztlich viel Glück.“ Noch sammelt der 101-Jährige seine Kräfte, damit er wieder für seine tägliche Hardt-Tour fit ist — und für das obligatorische Pausen-Pils.