Frauenhaus Das Frauenhaus wird 40 Jahre alt

Barmen. · Die Einrichtung hilft Frauen, Gewalt zu entfliehen und einen neuen Start ins Leben zu finden.

Kornelia Döring und Katrin Weber in der Beratungsstelle in Unterbarmen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ein sicherer Rückzugsort, einfühlsame Gesprächspartnerinnen, ein Alltag ohne Angst: Seit 40 Jahren bietet das Frauenhaus in Wuppertal misshandelten Frauen Schutz. Nach wie vor ist der Trägerverein „Frauen helfen Frauen“ gemeinschaftlich organisiert, ohne Führungsposition. Alle Entscheidungen trifft das Team gemeinsam.

Heute suchen andere Frauen
Hilfe als damals

Die Problemlage hat sich in diesen 40 Jahren etwas verändert: „Vorher gab es für misshandelte Frauen keine Möglichkeit zu fliehen“, erzählt Kornelia Dörning, die seit 1979 zum Team gehört. In den Anfangsjahren kamen auch Mütter mit großen Kindern, die vorher jahrelang physische und psychische Gewalt ausgehalten hatten, weil sie keine Alternative sahen. Heute sind es vor allem Mütter mit kleinen Kindern, aber auch einzelne junge Frauen, die ins Frauenhaus flüchten. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund, der oftmals aufenthalts- und sozialleistungsrechtliche Hürden mit sich bringt. „Deutsche Frauen haben zum Teil andere Möglichkeiten und bekommen häufiger Unterstützung durch Familie und Freundinnen“, nennt Kornelia Dörning den Grund. Außerdem drohen viele ausländische Männer ihren Frauen damit, sie ohne Kinder in ihr Heimatland zurückzuschicken – oft genug in Gesellschaften, die Gewalt gegen Frauen als normal ansehen.

Der Verein arbeitet eng mit dem Jugendamt, der Polizei, Ärzten und sozialen Einrichtungen zusammen. Wird die Polizei zu einem Ehestreit gerufen, gibt sie der Frau die Info-Broschüre des Frauenhauses. Wenn die Frau zustimmt, meldet der Verein sich auch bei ihr und bietet Hilfe an. „Früher dachte man, solange ein Kind nicht selbst geschlagen wird, wäre es nicht betroffen. Heute weiß man, dass es für Kinder genauso schlimm ist, wenn sie in der Atmosphäre häuslicher Gewalt aufwachsen“, erklärt Katrin Weber vom Frauenhaus. Entschließt sich eine Frau zur Trennung von ihrem Mann, ist sie häufig in großer Gefahr: Obwohl der Ehemann sie ständig beleidigt, herabsetzt oder schlägt, will er sie trotzdem behalten. Manche greifen dafür bis zum äußersten Mittel. Deshalb ist die Adresse des Frauenhauses streng geheim.

Viele Frauen wechseln aus Angst vor dem Ehemann auch in andere Städte. Außerdem sind die Frauenhäuser sehr oft ausgebucht. Denn für alleinerziehende Frauen ist es schwierig, eine eigene und bezahlbare Wohnung zu finden. Durchschnittlich drei bis vier Monate bleiben die Frauen deshalb im Frauenhaus. Direkt am ersten Tag müssen sie erst einmal Unterhalt beantragen und sich beim Jobcenter melden. Dann müssen sie sich einleben, werden von den Mitarbeiterinnen beraten. Sieben Zimmer für Mütter mit Kindern und vier für Frauen ohne Kinder gibt es im Wuppertaler Frauenhaus. In einem etwas abgelegenen Zimmer dürfen auch Frauen mit Jungen bis 17 Jahren wohnen – was in vielen anderen Frauenhäusern nicht möglich ist.

Ihr Leben im Frauenhaus organisieren die dort wohnenden Frauen eigenständig: Sie gehen einkaufen und kochen, putzen und waschen wie in einer WG. Zwei Stunden am Tag werden die Kinder von Pädagoginnen betreut. In dieser Zeit können die Frauen in Ruhe nachdenken und mit den Mitarbeiterinnen sprechen.

Wer aus dem Frauenhaus ausgezogen ist, wird auf Wunsch weiterhin beraten. Dafür gibt es die 1988 eröffnete Beratungsstelle in Unterbarmen. Dorthin können sich auch Frauen wenden, die nicht gleich ihr Heim verlassen wollen. Gerade die neue Regelung, dass gewalttätige Männer für zehn Tage aus der Wohnung verwiesen werden können, hilft vielen Betroffenen.