Das Gefängnis Simonshöfchen drogenfrei? „Das wäre gelogen“
Angela Wotzlaw wurde gestern offiziell als Leiterin der JVA Simonshöfchen eingeführt. Mit der WZ sprach sie über Prioritäten im Strafvollzug, Fußball, Respekt und Gewalt hinter Gittern.
In Ronsdorf entsteht derzeit in Rekordzeit ein neues Jugendgefängnis. „Ihres“ am Simonshöfchen in Vohwinkel hat mehr als 30 Jahre auf dem Buckel. Wird man angesichts der Millioneninvestition nicht neidisch?
Angela Wotzlaw: Ich begrüße, dass in den Jugendstrafvollzug investiert wird. Aber meine Sorge ist, dass die Erwachsenen — und die sind bei uns untergebracht — vernachlässigt werden.
Wotzlaw: Zur Beruhigung: Das Simonshöfchen ist zwar alt und hat entsprechende Bausünden, ist aber noch ganz gut in Schuss. Und seit Januar werden endlich die Dusch- und Belüftungsanlagen in den Hafthäusern saniert. Darauf haben wir lange gewartet. Wenn man sieht, wie schnell das alles in Ronsdorf gegangen ist, wird man allerdings schon ein bisschen neidisch.
Dort gibt’s sogar einen Kunstrasenplatz für die Insassen.
Wotzlaw: Der ist bei JVA-Neubauten mittlerweile Standard. Ganz klar: Wir hätten auch gerne einen. Den Antrag meiner Vorgänger habe ich erneuert. Man wird sehen, ob es für uns Geld gibt. Es geht ja nicht ums Fußballspielen allein. Ein Kunstrasen lässt sich leichter pflegen als ein Aschenplatz und wäre bei uns auch noch ein idealer Hubschrauberlandeplatz beim Transport von U-Häftlingen.
Das Jugendgefängnis in Ronsdorf ist nicht zuletzt deshalb gebaut worden, weil Gewalt hinter Gittern für Negativschlagzeilen sorgten. Ist das Simonshöfchen gewalt- und drogenfrei?
Wotzlaw: Das wäre gelogen. Um das zu erreichen, müssten sie jeden persönlichen Kontakt der Gefangenen zu anderen Menschen unterbinden, was nach meinem Empfinden kaum mit der Menschenwürde vereinbar ist. Sie dürfen die Fantasie beim Einschmuggeln nicht unterschätzen. Das geht sogar per Kuss von Mund zu Mund. Untersagen Sie mal einer Mutter, ihren inhaftierten Sohn zur Begrüßung oder beim Abschied zu küssen.
Sie lassen das aber nicht so laufen?
Wotzlaw: Natürlich nicht. Wir haben das im Blick, machen regelmäßig deutlich verbesserte Drogentests. Demnächst werden in der Anstalt Spürhunde unterwegs sein.
Eine Frau als Chefin eines Männer-Gefängnisses — spüren Sie da Ressentiments?
Wotzlaw: Bei meinen Mitarbeitern überhaupt nicht. Gegenüber Gefangenen habe ich keine Probleme. Die spüren, dass ich sie ernst nehme. Und Angst habe ich noch nie gehabt. Ehrlich gesagt: Am schwierigsten war für mich in meiner Kölner Zeit der Umgang mit weiblichen Gefangenen. Frauen im Gefängnis haben oftmals eine viel schwierigere Vita als Männer.
Apropos Köln. Dort leben Sie, dort haben Sie lange Zeit gearbeitet. Wie lange bleiben Sie noch in Wuppertal?
Wotzlaw: Ich fühle mich wohl und hatte schon vor, dass es fünf bis zehn Jahre werden.