Ausbildung in Wuppertal „Das Handwerk macht einen Heidenspaß, weil es so vielfältig ist“

Zwölf Handwerker stellten in der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg ihre Berufe vor.

Schreiner Lars Jakobs zeigt Lilly, wie man aus kleinen Holzbrettern einen Fotoständer baut.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wuppertaler Handwerker sind starke Typen und vielseitig. Diesen Eindruck bekamen die Neuntklässler der Gesamt­schule Uellendahl-Katernberg. Sehr eloquent und überzeugend stellten am Donnerstag zwölf Handwerker ihre Berufe unter dem Motto „Schulbank trifft Werkbank“ in der Schule vor. Allerdings nicht nur theoretisch: Jeder hatte sich kleine Aufgaben ausgedacht, an denen die Schüler testen konnten, ob ihnen der jeweilige Beruf liegt. „Es hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe viel Neues kennen gelernt und Interesse auch für andere Berufe entdeckt“, lobte Aleyna (15).

Alle 162 Neuntklässler besuchten abwechselnd alle zwölf Stationen. Neu waren diesmal das Helios Krankenhaus, die Ausbildung zum Koch und der Groß- und Außenhandel mit dabei. „Wir arbeiten mit unseren Händen am Patienten – deshalb müssen wir sie gut desinfizieren“, erklärte Ute Ott vom Helios Krankenhaus und zeigte den Schülern, wie die Flüssigkeit zwischen den Fingern verrieben wird. Anschließend konnten sie in einer Schwarzlichtbox kontrollieren, ob wirklich alle Stellen der Hand erreicht wurden. „Wo Ihr dunkle Stellen seht, wurde die Haut nicht ausreichend desinfiziert“. Auch die Herzdruckmassage übten die Schüler. „30 Mal drücken, zwei Mal beatmen“, wusste Maximilian (14) sofort – er gehört zur Freiwilligen Feuerwehr.

Bei der Schreinerei Jakobs feilten die Schüler kleine Holzbretter mit Schlitz zurecht, um daraus einen Fotoständer zu gestalten. „Die meisten Jugendlichen wissen gar nicht, was wir machen“, nannte Lars Jakobs den Grund, warum er gerne in die Schule kam. Er präsentierte den Jugendlichen viele Vorteile des Handwerks: „Die Zukunftsaussichten sind hervorragend. Es macht einen Heidenspaß, weil es so vielfältig ist. Und man kann sich viele Dinge selbst schaffen.“

Die Meisterprüfung gilt als
Bachelor Professional

Dass eine Ausbildung oft mehr Spaß mache als Schule und am Ende einen gleichwertigen Abschluss bringe, betonte Friseurmeisterin Vanessa Lueg vom Friseur Hair Event. Der Gesellenbrief sei dem Abitur gleichgestellt, die Meisterprüfung gilt seit Jahresbeginn sogar als Bachelor Professional. Und anschließend gebe es unterschiedliche Weiterbildungsmöglichkeiten – etwa zum Visagisten, Maskenbildner oder Vertreter von Haarpflegeprodukten. Während die Friseurin von den Verdienstmöglichkeiten und Chancen ihres Berufs plauderte, frisierten die Schüler Haarköpfe mit unterschiedlichen Haarlängen.

Raffinierte Aufgaben hatte sich Malermeister Andreas Conrad ausgedacht: Bei ihm mussten die Jugendlichen zwei Stücke einer Fototapete passend zusammensetzen oder bei zwei Farbpunkten beurteilen, ob sie die gleiche Farbe haben oder unterschiedliche Schattierungen. Außerdem tupften sie mit verschiedenen Schablonen und dickem Pinsel Buchstaben auf Papier. „Ganz vorsichtig von oben nach unten fallen lassen“, riet Conrad.

Die unterschiedlichen Rohrtypen lernten die Schüler bei Sanitär- und Heizungsbaumeister Oliver Kaufung kennen. Ein Mädchen meldete sich sofort, um die Rohrpresse auszuprobieren und zwei Rohre durch Pressen zu verbinden. „Das geht viel schneller als Löten“, erklärte Kaufung. „Die Maschine arbeitet mit neun Tonnen Pressdruck.“ Einiges an der Arbeit sei durchaus körperlich schwer, gab der Meister zu; sein Azubi habe im ersten Lehrjahr 17 Kilo Muskeln zugelegt. Aber es gebe auch viele Aufgaben, die Mädchen gut bewältigen können. „Die Sanitärarbeiten sind etwas leichter, Heizungsarbeiten schwerer. Die Hauptsache ist, dass die Technik Spaß macht!“

Das unterstrich auch Sascha Bomann von der Kreishandwerkerschaft: Das Interesse am Beruf und persönliches Engagement seien oft wichtiger als gute Noten. Nach dem Hineinschnuppern in die verschiedenen Berufe können die Schüler auf Wunsch jetzt noch ein zusätzliches einwöchiges Praktikum absolvieren. Einige hatten das mit den Handwerkern direkt vereinbart. So profitieren beide Seiten vom Aktionstag.