Das „Haushüten“-Projekt vermittelt die erste Wohnung

Neue Mieterin zieht von Köln in die Schwarzbach. Gespräche über weitere Objekte dauern noch an.

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Wuppertal. Seit zwei Jahren arbeitet eine Initiative aus Quartierentwicklern und Hochschulvertretern an dem Projekt „Haushüten“, mit dem neues Leben in leerstehende Wohnungen oder/und Häuser in Oberbarmen und Wichlinghausen gebracht werden soll. Wenn das Vorhaben auch noch nicht so weit ist, wie es sich die Macher einmal vorgestellt haben, so konnte jetzt immerhin ein erster kleiner Erfolg verzeichnet werden.

In der Schwarzbach wurde nach sechs Jahren Leerstand eine erste Wohnung in einem Gründerzeithaus an eine gelernte Sozialarbeiterin vermietet, die dafür aus Köln nach Wuppertal umzog. Die Frau zahlt eine reduzierte Miete und hat dafür die Auflage, die Dachgeschosswohnung in Eigenleistung auszubauen.

Die Vermieterin erklärte sich zudem bereit, die Kosten für die Dämmung und neue Fenster zu übernehmen. Die Mieterin zahlt zunächst für anderthalb Jahre eine um ein Drittel reduzierte Miete, danach muss sie die ortsübliche Miete zahlen. „Meinen Wohnraum nach Absprache individuell gestalten zu können fand ich attraktiv - ‚Haushüten’ bietet hierzu eine besondere Möglichkeit, und ich kann oberdrein zu günstigen Konditionen wohnen“, erklärt die neue Mieterin, die ansonsten die Medien lieber auf Abstand hält.

Die Idee zu dem „Haushüten“-Projekt stammt aus Leipzig, wo nach der Wende und auch in den Folgejahren viele Häuser leer standen und verfielen: Junge Mieter mit und ohne Familie bezogen renovierungsbedürftige Wohnungen oder Häuser, zahlten wenig oder gar keine Miete, sanierten dafür die Wohnungen und stoppten so den weiteren Verfall der Immobilien. Die Erfahrungen waren so gut, dass nun ein ähnliches Konzept im Rahmen des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts „Soziale Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen“ auch in den dortigen Quartieren erprobt wird.

2015 haben das Büro für Quartierentwicklung (WQG) und das Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit (Transzent) das Projekt gestartet. Noch steckt das Projekt in der „Pilotphase“, wie Nikolai Spies, Sozialwissenschaftler der Wuppertaler Quartierentwicklungs GmbH einräumt. Man befinde sich mit drei weiteren potenziellen Vermietern von Wohnungen im Gespräch, habe jedoch noch keine Zusage von ihnen.

Auf der Mieterseite gebe es dagegen genug Nachfrage. „Die Vermittlung ist bisweilen recht mühsam“, erklärt Spies. Gerade bei diesem Projekt ist die Vermietung eine Vertrauenssache, schließlich kann der Vermieter nicht jede Woche dem Mieter auf den Füßen stehen, um zu kontrollieren, wie weit der Umbau fortgeschritten ist. Überdies ist mitunter unklar, ab wann und in welchem Zustand Wohnungen vermietet werden können. Deshalb arbeite das WQG mit Architekten zusammen, die das einschätzen können.

Zudem wird das Projekt wissenschaftlich begleitet vom Transzent-Zentrum. Das Projekt hat vor allem Studenten als Mieter im Blick, will sich aber nicht allein auf diese Personengruppe konzentrieren. „Das Angebot richtet sich an alle, die Interesse und Lust haben, eine Wohnung herzurichten“, sagt Annaliesa Hilger von Transzent, die das Projekt betreut. Auch die Eigentümer hätten Interesse daran, die Wohnungen zu vermieten, allerdings mitunter keine Möglichkeit, die Objekte wieder für eine Vermietung herzurichten. Nach Angaben von Spies setzt das Projekt bewusst auf Wohnungen mit Erneuerungsbedarf. Man wolle keine Konkurrenz zum regulären Wohnungsmarkt aufbauen und suche Wohnungen, die ohne das Projekt nicht für Mieter angeboten würden, betont er.

haushueten-wuppertal.de.