Verein Das Thema Integration hat eine feste Adresse in Wuppertal
Wuppertal · Der Verein ADDE hat sich „selbstbewusste Teilhabe“ der Migranten als Ziel gesetzt.
Müssen Migranten sich immer noch rechtfertigen? Werden Mitbürger bis heute auf ihre angebliche Herkunft reduziert? Als die Autorin Ferda Ataman im Juni ihr Buch „Hört auf zu fragen! Ich bin von hier“ im Café Swane vorstellte, fiel auf Fragen der Integration ein seltenes Schlaglicht. Doch das Thema hat eine feste Adresse: Nicht nur diesen Abend hatte der Verein ADDE e.V. organisiert; selbstbewusste Teilhabe ist dauerhaft sein Anliegen.
Die Abkürzung meint „Allianz für Diversität, Dialog und Empowerment“, und mit dem letzten Wort trägt man die Ermunterung zum Selbst schon im Namen. Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht die einzige Zielgruppe des seit 2017 bestehenden Vereins, auch wenn ihr die Hälfte der Aktiven entstammen soll. Generell richtet der Verein sich an „sozial Benachteiligte“ verschiedener Art. Vorherrschende Denkmuster aufzuweichen: Dafür sieht man auch anderswo Bedarf.
Zum Spektrum gehören zwar auch gezielte Angebote, um sich persönlich und beruflich zu entwickeln. Hier treffen die Aktivitäten sich mit einem weiteren Bereich mit sperrigem Namen: „Social Entrepreneurship“ - Unternehmensgründungen im sozialen Bereich.
Fast noch mehr ein Herzensanliegen scheint dem Verein aber der Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten. „Wir setzen uns mit dem Integrationsbegriff auseinander“, sagt Dirk Jädke, Mitglied des Vorstandes. „Müssen Leute, die seit Jahrzehnten hier leben, wirklich dankbar sein?“
Kunst ist ein wichtiger
Aspekt der Integration
Bislang gehörte etwa ein Zeichenkurs mit der Malerin Julia Ferrer und dem Beuys-Schüler Bodo Berheide zum Programm von ADDE, wohl nicht zuletzt im Sinne eines sozialen Begriffs von Kunst. Im August bringt man in der börse mit „Café Kalimba feat. El Patio“ eine neue Weltmusik-Reihe an den Start. An thematischem Input durch Autorenlesungen ist nach Ataman für den Herbst der Soziologe Aladin El-Mafaalani angedacht - sein Werk: „Das Integrationsparadox“.
Die Vereinsstruktur ist nicht zuletzt nötige Basis für Fördergelder. Der Vorstand besteht aus fünf Personen, der sich in loser Folge trifft, Pläne und Projekte bespricht. Das Café Swane ist zwar auch sonst Schauplatz von viel Kommunikation und Multi-Kultur. Doch bei Terminen von ADDE fungiert es nur als möglicher Veranstaltungsort des Vereins, was freilich für die Gäste wenig ändert. Der Zeichenkurs des Vereins jedenfalls findet inzwischen an anderem Ort statt.
Im Gespräch mit Vorstandsmitglied Selly Wane über Integrationsthemen zeigt sich gleich Redebedarf, und das mag ein Beispiel sein für jene anderen Sichten, wie der Verein sie fördert: Bleibt denn nicht Skepsis gegenüber dem Kopftuch plausibel im hiesigen Kulturkreis, der Fortschritte gegen männliche Bevormundung hart erkämpft hat? Nicht zuletzt in der Stadt Alice Schwarzers. Wane schlägt vor zu unterscheiden: „Im Kopftuch der ersten Einwanderergeneration mochte man tatsächlich auch Unterwerfung sehen. Aber bei deren Nachkommen, Frauen von heute, ist es vielleicht eine freie Entscheidung.“
Man ahnt schon: Diversität ist auch streitbar.