Logbuch-Eintrag 0.64 Utopiastadt-Kolumne: Zehn Millionen Euro für die lokale Wirtschaft

Wuppertal · Oft wird Utopiastadt misstrauisch beäugt, seltener werden wir angesprochen.

Foto: Dimitrij Haak

Eher redet man über uns: Die werden doch mit Millionen zugeschüttet! Warum wird der Bahnhof nicht fertig? Warum brauchen die zusätzlich Spenden? Eigentlich ist das recht einfach: Die einzige große Förderung, die in Utopiastadt fließt, sind Städtebaufördermittel zur Sanierung des Bahnhofshauptgebäudes.

Die Kosten dafür belaufen sich auf rund zehn Millionen Euro, von denen Bund und Land 80 Prozent tragen, die Stadt Wuppertal etwa neun und Utopiastadt rund elf Prozent. Dieses Geld fließt komplett in die Gebäudesanierung. Also an ein Wuppertaler Architekturbüro sowie Fachfirmen, von denen der weit überwiegende Teil aus der Stadt und der Umgebung stammt. Utopiastadt pumpt also mit der Sanierung des historischen Bahnhofs Mirke zehn Millionen Euro in die lokale und regionale Bauwirtschaft.

Wir selbst kriegen von dem Geld nichts, sondern haben zusätzlich die volle Verantwortung eines klassischen Bauherren für dieses Mammutprojekt. Die Zeit dafür müssen wir entweder ehrenamtlich beisteuern oder einkaufen. Der Tagesbetrieb, der alles finanziert, was in Utopiastadt läuft, schraubt, wächst, blüht und gedeiht, ist in erster Linie Flächen- und Gebäudewirtschaft.

Die Utopiastadt gGmbH vermietet Räume, Gebäude und Flächen, zum Beispiel an die Hebebühne, an eine Tanzschule, an einen Gastronomiebetrieb, an eine Kaffeerösterei – und die große Halle mitten auf dem Campus an eine Spedition. Außerdem betreibt die gGmbH weiterhin Wuppertals ersten Coworking-Space und vermietet Räume für Konferenzen, Hochzeiten, die Abi-Feier Deines Cousins oder den 50. Deiner Chefin.

Damit haben wir es in gut zehn Jahren Provisorium und Baustelle bei allen Widrigkeiten geschafft, einer der vielfältigsten, ausschließlich von Einzelinitiative getragenen Stadtentwicklungs-Orte der Republik zu sein. Und sind sehr dankbar, dass die NRW- sowie die Jackstädt-Stiftung uns bei dem Eigenanteil der Sanierung oder Knipex beim Aufbau der Gemeinschaftswerkstatt mit deutlichen Spenden unterstützen.

Der Betrieb kriegt keinen Cent öffentlicher Förderung. Stellt dafür aber Flächen für Fahr- und Lastenradverleih, das Fahrradreparaturcafé, offene Grünanlage, den Weg von der Nordbahntrasse zum Uellendahl und Freiraum für Stadtentwicklungsexperimente zur Verfügung. Mit einem Kredit der Stadtsparkasse, der ebenfalls durch den Tagesbetrieb getilgt werden muss. Oder durch Spenden. Zu Ostern gibt es einen Spendenmarathon bei wirwunder.de – die Gelegenheit, Dich zu beteiligen: