Virus-Kunst aus Ronsdorf Das Virus der Pandora
Ronsdorf. · Klaus Behrens, Harald Edelmann Windgaßen und Paul-Gerrit Kleuser haben ein Kunstwerk gestaltet - inspiriert vom Coronavirus.
Eine Kugel mit Stahlstiften ist auf einem Würfel montiert. Die Oberfläche der Kugel ist aufgebrochen, der Bruch wirkt gewaltsam. Die Risse sind scharfkantig. Hervor kommt ein Sekret: „Pandora 2.0“ ist der Titel der Skulptur, die Klaus Behrens, Harald Edelmann Windgaßen und Paul-Gerrit Kleuser konstruierten – als Veranschaulichung und Erinnerung an die gegenwärtige Situation, die vom Coronavirus geprägt ist.
„Es ist ein bewegendes Thema“, erklärt der Architekt Harald Edelmann Windgaßen. Behrens, der Initiator, habe viel über die Zukunft nachgedacht. Seit 14 Jahren ist er Patient des Universitätsklinikums Düsseldorf. Im Juni war Behrens erneut zur Antikörpertherapie vor Ort. „Ich saß im siebten Stock und habe über Düsseldorf hinweggeblickt“, erzählt er. Er habe ein wenig „herumgemalt“. „In meiner kindlichen Naivität wollte ich dem hässlichen Virus ein Gesicht geben“, erklärt er. Dazu schwebte dem Inhaber und Gründer von KBFineArtConsulting eine Skulptur vor.
Die Macher kennen sich
seit Jahrzehnten
Zunächst wandte er sich an Harald Edelmann Windgaßen. „Ich fragte ihn, ob er die Zeichnungen in eine vernünftige Skizze umwandeln könne, sodass die Proportionen und die Statik stimmen.“ Edelmann Windgaßen fand die Idee spannend und kurz darauf holten sie sich den dritten im Bunde dazu: den Bauschlosser Paul-Gerrit Kleuser. Sie kennen sich vom Tennisclub Blau-Weiss Ronsdorf. „Seit Jahrzehnten schon“, so Behrens.
„Es gab verschiedene Entwürfe. Wir haben kleine Modelle gebaut, um zu sehen, wie es wirkt und wie sich die Kugel darstellen lässt. Es gab unterschiedliche Optionen, wie verschiedene Zylinder mit Dreibein-Ständer darunter. Das wurde alles verworfen, bis der Würfel entstanden ist“, gibt Kleuser Einblick in den Schaffensprozess.
An mehreren Wochenenden trafen sie sich samstags zum Schrauben und Basteln. Etwa ein halbes Jahr dauerte der ganze Prozess – von den ersten Skizzen bis zum fertigen Modell. „Wir haben etwas geschaffen, worauf wir stolz sind. Es war emotional gefühltes und erlebtes Teamwork“, sagt Behrens.
Die Kugel wurde mit einem Plasmaschneidegerät aufgetrennt. Die Masse, die wie Lava aus der Skulptur herauszuströmen scheint, ist ein Stahlguss, der in einer Gießerei speziell angefertigt wurde. Das gesamte Konstrukt besteht aus ungeschütztem Stahl. Denn Pandora 2.0 ist nicht als Dekorationsobjekt gedacht.
Keine Hochglanzskulptur,
sondern lebendiges Kunstwerk
„Wir wollten keine hochglanzpolierte Skulptur schaffen, dann hätte sie keinen Charme mehr“, betont Behrens. Corona in seiner ganzen Hässlichkeit solle gezeigt werden. Die Arbeit soll verrotten. „Sie rostet von Jahreszeit zu Jahreszeit, von Jahr zu Jahr. So wie sich der Mensch verändert, so soll sich auch die Skulptur verändern“, sagt Behrens. Seit zehn Tagen steht die Arbeit nun im Garten von Klaus Behrens. Die ersten Spuren des Regens sind schon jetzt bemerkbar.
Die Skulptur soll auch erinnern – an den ersten Lockdown, „an die Solidarität, Wärme und Gemütlichkeit, die durch Deutschland ging. Da wurde an einem Strang gezogen. Das ist mit dem aktuellen Lockdown nicht vergleichbar“, stellt Behrens fest.
Zunächst ist ein Modell entstanden, sechs Exponate sind in Planung. „Damit wollen wir aber nicht mit der Kunstakademie in Konkurrenz treten“, witzelt Behrens. Er stellt klar: „Es bestand kein kommerzieller Hintergedanke. Meine Idee war es, der Uniklinik Düsseldorf die Skulptur zur Verfügung zu stellen.“ Sein Wunsch ist es, dass sie dort irgendwann auf dem Gelände zu sehen sein wird.