Schließung als einzigen Ausweg Wuppertaler Gastwirten droht in der Corona-Krise der Ruin

Wuppertal · Viele Wuppertaler Betreiber von Cafés und Restaurants sehen eine angeordnete Schließung als einzigen Ausweg.

 Im Scoozy sprachen Wuppertaler Gastronomen über die Folgen der Corona-Krise. Die Lage ist existenzbedrohend.

Im Scoozy sprachen Wuppertaler Gastronomen über die Folgen der Corona-Krise. Die Lage ist existenzbedrohend.

Foto: WZ/Fischer, Andreas H503840

Wie ernst die Lage für die Wuppertaler Gastronomie ist, wurde bei einem Treffen der Betreiber von Cafés und Restaurants in Scoozi am Kasinokreisel deutlich. Mehrheitlich sprachen sich die Teilnehmer einer Krisensitzung auf Einladung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Wuppertal nicht etwa gegen eine Schließung ihrer Betriebe in der Corona-Krise aus, sondern für einen entsprechenden Erlass der Stadt.

Grund sind die einbrechenden Umsätze seit dem vergangenen Freitag, als die Stadt die ersten massiven Einschränkungen für die Wuppertaler anordnete und sich die Corona-Krise in Wuppertal zuspitzte. Stellvertretend für viele Gastronomen in Wuppertal beschreibt Lisa Hiller, die seit 2006 das Restaurant Scoozi betreibt, angesichts der leeren Stühle die prekäre Situation. „Sinnvoll wäre eine von der Stadt angeordnete Schließung. Bis zum Donnerstag vergangener Woche lief das noch normal und der Coronavirus schien weit weg, aber seit Freitag ist der Umsatz um 50 Prozent zurückgegangen. Das wird in den kommenden Tagen noch schlimmer. Selbst wenn wir keinen einzigen Gast hätten, würden 70 Prozent der Kosten für Miete, Strom und Personal weiterlaufen“, sagt Lisa Hiller.

30 Mitarbeiter hat sie angestellt, davon sind nur die wenigsten 450-Euro-Kräfte. „Für die Mitarbeiter hat das alles schlimme Folgen, denn das ist kein Superverdiener-Job. Daher würde in der Branche Kurzarbeitergeld keine Existenzen sichern. Ich bezahle Nacht- und Sonntagszuschläge. Und jeder Kellner lebt auch vom Trinkgeld“, sagt Lisa Hiller.

Marie Haus, Vorsitzende der Dehoga in Wuppertal, und Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Dehoga Nordrhein, erwarten von der Stadt, dass sie sich mit den Problemen der Gastronomie auseinander setzt. „Wenn die Probleme nicht erkannt werden und die Entwicklung ungebremst weiter geht, gibt es Ende des Jahres keine Gastronomie mehr in Wuppertal“, sagt Marie Haus. Eine angeordnete und zeitlich befristete Schließung sei besser als Ungewissheit. So werde eine Versicherung erst dann prüfen, ob ein Versicherungsfall eingetreten ist, wenn die Stadt die Schließung angeordnet habe, hieß es. Aus dem Kreis kam der Vorschlag, alle Lebensmittel zu fotografieren und katalogisieren. Die Betreiber von Restaurants bleiben zum Teil schon jetzt auf ihren Vorräten sitzen.

In der Runde wurden zahlreiche Fragen gestellt, nicht alle konnten beantwortet werden. Die Branche steht vor einer existenziellen Krise und ist auf Hilfe von Bund, Land und Kommunen wie Wuppertal angewiesen. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich für die vorläufige Schließung aller Gastronomie-Betriebe ausgesprochen hat, dürfte Entscheidungen auf allen Ebenen beschleunigen.