„Denglisch“ muss draußen bleiben
Selbstversuch: Keine „Laptops“, „Sevice-Points“ oder „E-Mails“: Die WZ verzichtet eine Woche lang auf jegliches Englisch.
Wuppertal. Kurioses aus der Uni-Mensa: Fünf amerikanische Austauschstudenten stöbern im Werbekatalog eines bekannten Supermarkts - und staunen nicht schlecht. "Body Bags" gibt es da zu kaufen, heißt es. So weit, so schlecht. Denn eines haben die Werbemacher des Unternehmens offenbar nicht bedacht, als sie einen kleinen, unscheinbaren Rucksack zumindest sprachlich etwas aufwerten wollten: "Body Bag" bedeutet im Englischen "Leichensack".
Kein denglisch
Klassischer Fall von "Denglisch", wie es die Sprachpfleger ebenso neudeutsch wie spöttisch nennen. Mit Blick auf solch’ drastisch-misslungene Blüten, die der Griff in fremde Sprachschubladen mitunter treibt, ist Zynismus wohl durchaus angebracht.
Sei’s drum: Vielen ist die inflationäre Übernahme englischer Begriffe ein Dorn im Auge. Und wessen Seh-Organ bislang verschont geblieben ist, der kann sich in Wuppertals Innenstädten jederzeit einen sprachlichen Stachel abholen. Auch die bergische Metropole ist ein "denglischer" Patient. Symptome finden sich im "City-Center", im "Backshop", in diversen "Service-Points" oder auf unzähligen Werbetafeln. Und das, obwohl Untersuchungen gezeigt haben: Anglophone Bezeichnungen und Werbung lassen die Mehrheit der Betrachter nicht nur emotional kalt, viele verstehen die vermeintlich modernen Botschaften schlichtweg nicht.
Nun lässt sich munter darüber streiten, wie sinnvoll das Verwenden englischer Lehnwörter im Deutschen ist. Seit dem Bericht zum Thema im überregionalen Teil der WZ am 27. Januar diskutieren unsere Leser bereits fleißig im Netz-Forum, und zumindest dort glauben 80 Prozent der Teilnehmer, dass englische Ausdrücke die deutsche Sprache sogar gefährden könnten.
So oder so: Wir denken, es ist höchste Zeit für einen Selbstversuch. Beginnend mit der heutigen Ausgabe hat sich unsere Redaktion auf die Fahne geschrieben, den Wuppertaler Lokalteil eine Woche lang ohne jeden Anglizismus und frei von "Denglisch" zu gestalten. Mit dabei sind auch die Wuppertaler Kultur, die lokale Wirtschaft, die Jugendseite "Zone W" und die Redaktion des Kreises Mettmann, nicht aber die "Tipps und Termine".
Begleitend werden wir in einem "Denglisch"-Tagebuch regelmäßig von den großen und kleinen Tücken des englischfreien Tuns berichten.
Kontamination So nennen Sprachwissenschaftler Begriffe, die aus zwei eigenständigen Wörtern gebildet sind (Deutsch + Englisch = "Denglisch").
Wertung Anglizismen bezeichnen neutral aus dem Englischen stammende Fremdwörter (Toaster, Laptop). "Denglisch" kritisiert hingegen wertend, dass englische Verben und Adjektive trotz deutscher Adäquate benutzt und sogar in die deutsche Grammatik eingepasst werden ("gebrainstormt").