Rat vertagt Thema Denkmalschutz für Wuppertal-Cronenberg verzögert sich
Wuppertal-Cronenberg · Nach dreißig Jahren war er endlich auf dem Weg: Schutz für das historische Stadtbild des Wuppertaler Stadtteils Cronenberg. Nun gibt es eine Verzögerung.
Verärgert reagiert Miriam Scherff (SPD), Bezirksbürgermeisterin von Cronenberg, auf die Behandlung des Themas Denkmalschutzsatzung für Cronenberg in der Sitzung des Stadtrats am Montag. Weil die FDP eine Große Anfrage dazu gestellt hat, wurde der Tagesordnungspunkt verschoben. Damit verschiebt sich auch die Schutzwirkung.
Dabei war alles auf einem guten Weg. Die Satzung, zu der der Rat schon 1990 den ersten Auftrag gegeben hatte, war vor zwei Jahren endlich von dem Planungsbüro Stadtguut erarbeitet worden. Sie war 2021 schon einmal der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Nur wegen einer Gesetzesänderung sollte sie nun zur Sicherheit erneut öffentlich ausgelegt werden. Der Beschluss zur Offenlegung hätte bereits eine Schutzwirkung. Die Bezirksvertretung Cronenberg hat zugestimmt, der Stadtentwicklungsausschuss ebenso, die Zustimmung des Rates schien nur Formsache.
Doch die FDP hat nun eine Großen Anfrage zu einigen „einschränkenden Regeln“ in der zugehörigen Gestaltungssatzung gestellt. Diese regelt zum Beispiel, dass Fassaden weiß bis schiefergrau sein sollen, Fensterrahmen nur weiß und Fensterläden grün. Auch bestimmte Formen werden festgelegt, so sind nur symmetrische Sattel-, Walm- oder Krüppelwalmdächer zulässig, Treppen müssen in massiven Blockstufen gebaut werden und Vorgärten müssen begrünt werden. Auch für Werbeanlagen wie Ladenschilder gibt es Vorgaben.
Die FDP fragt unter anderem, warum nicht auch graue oder grüne Fensterrahmen zulässig sind, ob Regenfallrohre statt in der Fassadenfarbe nicht auch in Grün möglich wären und kritisiert, dass Photovoltaikanlagen nur auf nicht sichtbaren Flächen erlaubt sein sollen. Die Partei weist darauf hin, dass durch einige Regelungen im Zuge künftiger Umbauten über längere Zeit ein ungleichmäßiges Bild entstehen wird. Insgesamt zwölf Punkte listet die Große Anfrage auf.
„Uns haben viele Menschen auf diese Dinge hingewiesen“, erklärt der FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Schmidt auf Nachfrage der WZ. Auch aus der Fraktion habe es Fragen gegeben. Deshalb hätten sie um eine Vertagung des Themas gebeten. „Wir sind ja schon viele Jahre damit beschäftigt, da macht das jetzt wenig aus“, befindet Schmidt.
Miriam Scherff betont, dass sich die Gestaltungssatzung an der historischen Architektur orientiere und an den notwendigen Stellen einen Ermessensspielraum biete, um ein harmonisches Stadtbild zu wahren. „Änderungen, wie sie scheinbar der FDP-Fraktion vorschweben, wären für ein harmonisches Ortsbild nachteilig und nicht in Einklang mit der klassischen Bauweise von Fachwerkhäusern zu bringen.“ Die Nachfragen jetzt seien „nicht zielführend und lediglich eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“.
Sie kritisiert außerdem den Zeitpunkt, weist darauf hin, dass der Rat die Satzung bereits vor fast zwei Jahren einstimmig verabschiedet hat. Im erneuten Prozess hätte man die Fragen im Stadtentwicklungsausschuss im April diskutieren können. Die jetzige Verschiebung auf nach der Sommerpause sei daher „absolut unnötig“: „Jeder Tag ohne gültige Gestaltungssatzung bedeute einen Verlust für den historischen Ortskern in Cronenberg.“
Miriam Scherff appelliert zudem an den Stadtrat, keine Änderungen ohne ein Votum der Bezirksvertretung vorzunehmen, die sich seit 20 Jahren mit dem Thema auseinandergesetzt habe: „Dafür betrifft uns das Thema zu sehr.“