Der älteste Wuppertaler wird heute 105
Helmut Höhmann feiert in der Residenz am Laurentiusplatz Geburtstag und erinnert sich an ein bewegtes Leben.
Elberfeld. Freundlich lächelnd begrüßt Helmut Höhmann seine Besucher in seinem Appartement, und niemand käme auf die Idee, dass er gerade dem ältesten männlichen Wuppertaler gegenüber steht. Helmut Höhmann wird nämlich am heutigen Dienstag 105 Jahre alt. Er hat zwei Weltkriege — den zweiten als aktiver Soldat —, viereinhalb Jahre russische Gefangenschaft, Hungerzeiten und Inflation erlebt und überlebt. Trotz allem hat er sich ein heiteres Gemüt bewahrt.
Helmut Höhmann
Gute Gene scheinen die Höhmanns zu haben, denn seinem Sohn Dieter, der sich um ihn kümmert, sieht man die 79 Jahre ebenfalls nicht an. Dieter Höhmann und seine Frau schauen nahezu täglich nach dem alten Herrn, kutschieren ihn ab und zu per Rollstuhl in die Poststraße.
Vater und Sohn bildeten vor einigen Jahren noch ein höchst erfolgreiches Gespann, als sie nämlich beim Quiz mit Jörg Pilawa stattliche 30 000 Euro abräumten und aufgrund von Wissen, Witz und Schlagfertigkeit bundesweit Aufsehen erregten.
Doch vor vier Jahren gab es ein einschneidendes Erlebnis im so ereignisreichen Leben des gebürtigen Barmers. Er war zusammen mit Sohn und Schwiegertochter ins Allgäu gefahren, hatte aber Lust, mal allein oben auf dem „Nebelhorn“ spazieren zu gehen. Ein unglücklicher Zufall wollte es, dass sich ein Hund mit seiner Leine am Spazierstock des alten Herrn verfing und ihn zu Fall brachte — er erlitt eine Kopfverletzung. Bergwacht und Rettungshubschrauber brachten den Verunglückten ins Krankenhaus in Immenstadt. „Auch wenn der Vater jetzt wieder recht fit wirkt, so ganz hat er sich von diesem Sturz nicht erholt“, meint Dieter Höhmann.
Der Jubilar erinnert sich an verschiedene Lebens-Stationen: an den ersten Weltkrieg, an die Zeit, als Franzosen das Rheinland besetzten, wie seine Mutter ihm aus einer von einem Besatzer geschenkten Zeltbahn einen Anzug geschneidert hat.
An die Zeit der Inflation, als sein Vater mit einer Aktentasche voll Geld nach Hause kam und ein Brot eine Billion Reichsmark kostete, an die schwierige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als er als nach der Gefangenschaft ein halbes Jahr in der Reha wieder „aufgepäppelt“ wurde.
Zum Glück fand Helmut Höhmann damals gleich wieder Arbeit in seinem Beruf als Weber bei seiner alten Firma Eulenhofer in Langerfeld und leistete wie so viele seinen Anteil am Wirtschaftswunder.
„Wenn man mal Kriegsjahre, Gefangenschaft und die Hungerzeit abzieht, habe ich ein gutes Leben gehabt“, blickt Helmut Höhmann zurück. Er ist nur betrübt, dass sein Gehör und seine Augen stark nachgelassen haben.