Der falsche Umgang mit der Geschichte

Der geplante Abriss der denkmalgeschützten Adlerbrücke ist für die Stadt ein fatales Signal. Ein Gemeinwesen, das die Errungenschaften seiner Altvorderen nicht in Ehren hält, geht fahrlässig mit seiner Vergangenheit um.

Leider ist die Adlerbrücke kein Einzelfall in Wuppertal.

Zahlreiche alte Brücken sind gesperrt, werden notdürftig statt grundlegend saniert. Viele Treppen in der Stadt sind gesperrt, an eine Sanierung glauben selbst die hoffnungsvollsten Anwohner nicht mehr.

Es häufen sich die Beispiele in der Stadt, in denen Denkmäler entwidmet werden. Sie kosten Geld, das nicht vorhanden ist und werden daher nicht gepflegt. Wie wenig die Vergangenheit zu bedeuten scheint, wurde sehr deutlich, als die überraschend gefundene Mauer der alten Burg in Elberfeld eilig wieder zugeschüttet wurde - und das in dem Jahr, in dem Elberfeld seinen 400.Geburtstag feiert. In anderen Städten wäre solch ein Umgang mit der eigenen Vergangenheit undenkbar.

Nun argumentieren nicht wenige Wuppertaler, dass das ohnehin knappe Geld für dringendere und wichtigere Aufgaben genutzt werden solle. Die Vorschläge reichen von mehr Plätzen in Kindergärten über den Erhalt des Schauspielhauses bis hin zum kostenlosen Schulmittagessen. Das mag sein, bringt die nötige Diskussion über den Umgang mit der eigenen Geschichte aber nicht weiter. Es ist unseriös, solche Dinge gegeneinander ausspielen zu wollen und wird einer Entwicklung nicht gerecht, die Wuppertal und seinen Bürgern auf Dauer erheblich schaden wird.

Es geht auch nicht darum, ob die Stadt unfair handelt, weil Privatleute den Denkmalschutz mit seinen hohen Auflagen beachten müssen - während sie das immer öfter nicht macht. Es geht darum, dass eine Stadt, die ihre Vergangenheit nicht achtet und ehrt, in Zukunft viel weniger lebenswert sein wird. Deswegen ist dieser fahrlässige Umgang mit den Denkmälern so gefährlich.