Bilder erzählen Stadtgeschichte Der Frachter „Wuppertal“ ist weiter auf hoher See
Wuppertal · 1977 lief das Schiff in Bremerhaven vom Stapel. Seither hat es mehrere Wechsel der Reedereien und des Namens gegeben.
114,9 Meter lang, 18,2 Meter breit, Gesamttonnage von 5669 Bruttoregistertonnen – das sind die wichtigsten Daten eines Frachters, der 1977 unter dem Namen „Wuppertal“ in Bremerhaven vom Stapel lief. Für die WZ hielt Fotograf Kurt Keil die Schiffstaufe im Bild fest. Mit Oberbürgermeister Gottfried Gurland und seiner Gattin Margot waren die Wuppertal-Paten zur Rickmers Werft an die Weser gereist. Margot Gurland übernahm die Aufgabe, eine mit in den Stadtfarben geschmückte Flasche Champagner an dem Schiffsrumpf zerschellen zu lassen.
Kurt Keil erinnert sich, dass die Flasche erst beim dritten Versuch ihren Widerstand aufgab und zerbrach. „Margot Gurland war eine zierliche Person und daher hat es nicht auf Anhieb geklappt. Ich erinnere mich, dass alle Besucher des Stapellaufes gehofft hatten, dass die Flasche auf Anhieb zerbricht, denn das soll Glück bringen“, sagt Kurt Keil.
Die „Wuppertal“ stand allerdings trotzdem unter einem guten Stern, denn noch immer ist das Schiff auf den „sieben Meeren“ unterwegs. Die Suche nach Spuren ist allerdings nicht ganz einfach, denn im Verlauf der zurückliegenden 43 Jahre hat das Schiff mehrfach seinen Namen gewechselt, wurde je nach Reederei in verschiedenen Farben gestrichen. Aus der „Wuppertal“ wurde 1979 die „Canaima“, bevor der Frachter bis 1991 noch einmal unter dem Namen „Wuppertal“ in See gestochen ist. Aus dieser Zeit kursieren auf den Internetseiten von Schiffs-Liebhabern Fotos des Schiffes in den Häfen von Rotterdam oder London.
Canaima heißt ein Nationalpark im Südosten Venezuelas. Von 1991 bis 1995 trug das Schiff den Namen „Beaverdale“. Namensgeber könnte eine Siedlung im US-Bundesstaat Iowa gewesen sein. Es folgten die Schiffsnamen „Poker“ (1995 bis 2001), „Picasso“ (2001) und „Marino“ (2002), die auf bewegte Zeiten für Schiff und Besatzung schließen lassen.
Seitdem ist die ehemalige „Wuppertal“ offensichtlich aber wieder in ruhigeres Fahrwasser und in sicherere Besitzverhältnisse geraten. In ihrem aktuellen Heimathafen La Paz liegt der Frachter seit 2003 unter dem Namen San Guillermo vor Anker und ist unter mexikanischer Flagge unterwegs. In diesen Tagen war die „San Guillermo“, die ehemalige „Wuppertal“, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 11,2 Knoten von La Paz nach Topolobampo unterwegs – eine vergleichsweise kurze Passage im Golf von Kalifornien.
Die WZ schrieb anlässlich des Stapellaufs 1977 über das Schiff: „Die Wuppertal ist eine schwimmende Garage für beladene Lastwagen.“ „Ich habe in Erinnerung, dass der Frachter bis zu 50 Lastwagen transportieren konnte“, so Kurt Keil. Welche Frachten heute im Golf von Kalifornien an Bord gehen, darüber gibt es keine verlässlichen Informationen.
Eine weitere Wuppertal
wurde in Japan abgewrackt
Die „Wuppertal“ mit dem Baujahr 1977 ist nicht zu verwechseln mit einem Frachter gleichen Namens, der auf seiner Jungfernreise für die Hapag die großen Häfen in Melbourne und Adelaide angesteuert hat. Laut Wikipedia war die 1936 gebaute „Wuppertal“ das weltweit erste große Frachtschiff mit dieselelektrischem Antrieb. Mit einer Länge von 151 Metern und 6736 Bruttoregistertonnen war es um einiges größer als sein 41 Jahre später gebauter Nachfolger.
Das Schiff wurde in den Wirren des 2. Weltkriegs 1940 in Padang (Indonesien) von der niederländischen Regierung konfisziert. Unter holländischer Flagge fuhr es nach dem Krieg unter dem Namen „Noesaniwi“, bis ein Brand 1961 den Frachter für Stückgut schwer beschädigte. In Kure (Japan) wurde die ehemalige „Wuppertal“ abgewrackt. Ein Schicksal, das dem in Bremerhaven gebauten Schiff bisher erspart geblieben ist.