Stadtentwicklung Der Ölberg befindet sich im Wandel

Ölberg. · Hoegens Urbanität schließt Mitte Februar wegen zuletzt gestiegener Mietpreise.

Nadine Hoegen will im Herbst einen neuen Laden eröffnen.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Nadine Hoegen sieht auf dem Ölberg keine Zukunft mehr. Die Inhaberin des Ladens „Hoegens Urbanität“ schließt ihr Geschäft zum 14. Februar dieses Jahres. Ihre Beweggründe sind vielschichtig. „Die Stammkunden ziehen weg, da deren Mieten steigen“, sagt sie. Es gebe eine Verdrängung auf dem Ölberg. „Die Hausbesitzer haben kein Interesse, Geschäfte zu vermieten. Sie verkaufen lieber ihre Häuser“, so Hoegen. Die Mieten seien angestiegen. Dort, wo man bisher sechs Euro pro Quadratmeter gezahlt habe, müsse man jetzt das Doppelte zahlen. Dafür, dass es mittlerweile so wenig Laufkundschaft gebe, seien das utopische Preise. „Das tut dem Viertel nicht gut, wenn es zu teuer wird“, sagt die Unternehmerin.

Hinzu kommt, dass es bei den direkten Nachbarn Bewegung gibt. Das Geschäft „Liebesgruss“ ist vom Ölberg ins Luisenviertel gezogen.

Mietpreise sind gestiegen,
Wohnqualität aber auch

Im Luisenviertel findet Nadine Hoegen die Mieten sehr teuer – vor allem im Vergleich zu Düsseldorf. „Ich bin im Herzen Wuppertalerin und würde gerne hierbleiben, aber ich finde es erschreckend, wie teuer die Stadt ist“, sagt sie. Da Nadine Hoegen auch Räder verkauft, könnte sie sich auch einen Standort an der Trasse vorstellen. „Dann könnten die Kunden die Räder direkt ausprobieren.“ Nadine Hoegen macht zunächst mit ihrem Onlineshop weiter und wird mit „Hoegens Urbanität“ auf verschiedenen Märkten vertreten sein, zum Beispiel bei der „Stilblüte“ auf Schloss Lüntenbeck. Im Herbst möchte sie die „Urbanität“ an einem neuen Standort eröffnen.

Die Veränderungen auf dem Ölberg haben auch andere im Blick. „Die Mieten in Wuppertal steigen insgesamt. Das ist eine allgemeine Marktentwicklung“, sagt Gaby Schulten aus dem Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Ölberg eG. Schulten beobachtet zugleich eine Verbesserung des Wohnraums. Um den Sanierungsstau der vergangenen zehn bis 15 Jahre zu beheben, müssten die Mieten steigen. Ofenheizungen und Toiletten auf halber Treppe wolle heute keiner mehr haben. „Das wäre Wohnraumvernichtung, wenn man da nichts macht. Von Gentrifizierung kann aber keine Rede sein“, so Schulten. Eine Immobilienfirma aus Düsseldorf habe Interesse bekundet, Häuser auf dem Ölberg zu kaufen. „Wir behalten den Immobilienmarkt im Auge“, sagt Schulten, die auch Mitglied im Verein „Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.“ ist.

Klaus Lüdemann (Grüne) kann keine Gentrifizierung auf dem Oelberg erkennen. Er berichtet von einem Haus, das an der Marienstraße saniert wurde. „Der Vermieter musste die Miete anheben, um die Baukosten zu finanzieren“, so Lüdemann. Er glaubt aber, dass es schlimm ist für den Berg, wenn Läden schließen. Die Marienstraße habe davon profitiert, dass es „Hoegens Urbanität“ gab, es war ein Anziehungspunkt. Andererseits: „In den vergangenen 15 Jahren hat sich immer wieder etwas verändert“, so Lüdemann. Erst im vergangenen Jahr habe der Geschenkeladen „Wohnsachen“ an der Ecke Marienstraße/Dorotheenstraße eröffnet. „Es gibt immer wieder neue interessante Läden“, sagt Lüdemann. Aber man müsse bedenken, dass die Inhaber auch davon leben wollen.