MUsiksommer Der Orgelnachwuchs konzertiert auf hohem Niveau
Beim Orgelwettbewerb brillierten alle drei Finalisten in der Stadthalle.
Die sechste Auflage des Internationalen Orgelwettbewerbs Wuppertal, der alle zwei Jahre stattfindet, ist in der Stadthalle über die Bühne gegangen. Laut Wolfgang Kläsener, der die Sauer-Orgel dort betreut, hat es 50 Bewerber gegeben. Zehn wurden zur Zwischenrunde eingeladen. Drei von ihnen wurden als die Besten ausgewählt. Beim Preisträgerkonzert konnte man sich ein Bild davon machen, wie erstklassig und musikalisch reif die jungen Organisten heutzutage konzertieren. Fazit: Um den Orgelnachwuchs muss man sich derzeit keine Sorgen machen.
Die Entscheidung muss der hochkarätig besetzten Jury (Kölner Domorganist Winfried Bönig, Titularorganistin der Hamburger Elbphilharmonie Iveta Apkalna, Komponist und Organist Naji Hakim) schwer gefallen sein, die Preise zu vergeben. Denn die drei Gewinner präsentierten sich mit anspruchsvollen Werken auf dem gleichen hohen Niveau.
Mona Rozdestvenskyte (Jahrgang 1994, 3. Preis dotiert mit 3000 Euro) ist seit zwei Jahren als Kirchenmusikerin im Pastoralverbund Bad Driburg angestellt. Sie spielte aus der Suite op. 5 von Maurice Duruflé die Sicilienne und Toccata. Sie glänzte mit hoher Virtuosität, klangfarbenreichen impressionistisch-romantischen Registrierungen und reizte die Königin der Instrumente bis hin zu kolossalen Klängen voll aus.
Diesen Qualitäten stand Jannik Schroeder (Jahrgang 1996, 2. Preis dotiert mit 5000 Euro) in nichts nach. Auch er hat als Organist und Chorleiter an der Versöhnungskirche in Aachen eine feste Anstellung. Eine Passacaglia von Gerard Bunk stellte er vor. Die vielfältigen Variationen dieses kompositorisch ganz fein ausgearbeiteten Opus 40 des weniger geläufigen deutsch-niederländischen Musikers interpretierte er äußerst differenziert mit abwechslungsreichen Dynamiken.
Der erste, mit 8000 Euro dotierte Preis ging an Benjamin Marius Herb (Jahrgang 2000). Er studiert noch in Regensburg, ist aber bereits als Vertretungsorganist am dortigen Dom tätig. Auch er brillierte. Johann Sebastian Bachs populäre Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 565), das Allegro vivace und Andante aus der ersten Orgelsinfonie von Louis Vierne sowie Präludium und Marcel Duprés Fuge in H-Dur (op. 7 Nr. 1) lagen auf dem Notenpult. Barocke Klangfarben beherrschte er genauso perfekt wie die französischen Ausdrucksweisen und faszinierte mit meisterhaften Spieltechniken selbst bei sehr schnellen Passagen.
Die für Orgelkonzerte erstaunlich zahlreich erschienenen Besucher hatten großen Gefallen an dem kurzweiligen Abend und feierten die drei Preisträger gebührend mit lang anhaltendem Beifall.