Von der Heydt-Museum Wuppertal Der poetische Gehalt der erwachenden Natur

Arnold Böcklin zeigt in dem Bild „Flora, die Blumen weckend“ von 1876 die Göttin der Blumen und Blüten, die als Frühlingsgöttin verehrt wurde.

Arnold Böcklins „Flora, die Blumen weckend“.

Foto: vdhm

Was wäre passender als ein Blumen-Bild, um mit Kunst den Frühling einzuläuten? Wobei dieses stimmungsvolle Bild das Thema eher symbolisch aufgreift.

Arnold Böcklin (1827-1901) zeigt in dem Bild „Flora, die Blumen weckend“ von 1876 die Göttin der Blumen und Blüten, die als Frühlingsgöttin verehrt wurde. Das Bild gehört in jene Gruppe von Jahreszeitenbildern, mit denen der Schweizer Maler, Grafiker und Bildhauer seit den 1870er Jahren den poetischen Gehalt erwachender Natur in immer neuen Bilderfindungen zu veranschaulichen suchte. Das Bild in seiner hell leuchtenden Farbigkeit ist kennzeichnend für Böcklins Malerei in dieser Zeit. Er gehört mit Lovis Corinth, Ferdinand Hodler und Max Klinger zu den Hauptvertretern des deutschen Symbolismus.

Traten dem Betrachter in den Frühlingsbildern anfangs entweder eine Gruppe musizierender Frauen oder die Drei Grazien entgegen, ist hier die antike Göttin Flora allein in den Mittelpunkt der Komposition gestellt. Inmitten einer toskanischen Landschaft, umgeben von einer Gruppe schlafender oder erwachender Putti mit Blumenkränzen, spielt sie die Harfe. Im rhythmischen Wechsel begleitet die Göttin den Neubeginn im Frühling, wacht über das Blühen und Wachsen der Natur und erweckt immer neue Blumen zum Leben.

1863 reiste der Künstler erstmals nach Neapel und besichtigte die Ausgrabungsstätte von Pompeji. Voller Bewunderung betrachtete er die alten Malereien, wie er in seinem Tagebuch verzeichnete: „Obgleich Handwerker dem Stande nach sind die pompejanischen Maler doch größere Maler gewesen, als alle spätere den XV. und XVI. Jahrhunderts. Es ist zu bewundern, mit welcher Leichtigkeit und Schönheit sie alles anzuordnen verstanden haben, daß eines künstlerisch wirksam auf das andere war.“ Böcklin experimentierte in diesen Jahren mit verschiedenen Malverfahren und wendete sich schließlich den verschiedenen Temperatechniken zu. Das Bild wurde 1925 mit einem Zuschuss des Museumsvereins, Elberfeld, und mehrerer Kunstfreunde für die Sammlung des Museums erworben.