Sie übernehmen das Museum in einer Ausnahmesituation. Was bedeutet das für Sie?
Von der Heydt-Museum „Wir lassen das Museum nicht allein“
Interview Roland Mönig, neuer Leiter des Von der Heydt-Museums, nimmt seine Arbeit unter Ausnahmebedingungen auf.
Wegen der Corona-Situation bleibt das Von der Heydt-Museum auf unbestimmte Zeit geschlossen. Auch im Büro trifft der neue Museumschef nur einen kleinen Teil seiner Mitarbeiter, die meisten arbeiten im Homeoffice. So bleibt dem 54-Jährigen viel Zeit, über neue Konzepte nachzudenken.
Roland Mönig: Mehr Ruhe als gedacht. Normalerweise hätten wir am Wochenende die Ausstellungseröffnung, darauf hatten wir alle hingearbeitet. Die Mitarbeiter sind im Homeoffice oder freigestellt. Aber wir lassen natürlich das Museum nicht allein, es bleibt dauernd unter Aufsicht. Auch die Ausstellungsaufbauten mussten unterbrochen werden.
Durch die Corona-Einschränkungen sind direkte Treffen nicht möglich. Wie gehen Sie vor?
Mönig: Das ist die größte Herausforderung. Normalerweise funktionieren die ersten Wochen und Monate als eine Art Kontaktbörse. Das dauert jetzt länger. Ich freue mich aber sehr über verschiedene Willkommens-E-Mails, die ich bekommen habe. Mit dem Vorstand des Kunst- und Museumsvereins bin ich dauernd in Kontakt.
Überlegen Sie zusätzlich zu einzelnen Bildern auf Facebook und Co. eine digitale Präsentation?
Mönig: Wir haben uns vorgenommen, jetzt noch stärker in den Sozialen Medien aktiv zu werden. Die Themen, die wir normalerweise offline und real präsentieren würden, online den Menschen schmackhaft zu machen. Wir überlegen jetzt gemeinsam, welche Themen wir noch aufbereiten können. Wir wollen in dem manchmal tristen Alltag Zeichen setzen mithilfe der Kunst. Und wir wollen die Spannung aufbauen auf den Moment – den wir noch nicht kennen –, an dem wir das Museum wiedereröffnen können. Aber alles, was wir digital tun, ist nur eine Brücke zum Original, zu den wunderbaren Beständen, die wir haben.
Wie sehen Sie – unabhängig von Corona – den Umgang mit der Digitalisierung für das Museum?
Mönig: Ohne digital geht nichts mehr. Wenn wir in die Breite der Gesellschaft hinein Themen vermitteln wollen, brauchen wir eine digitale Vermittlung. Da ist einiges nachzuholen. Wir sind froh, dass wir mit dem Kunst- und Museumsverein dabei einen Partner an der Seite haben, der sich sehr stark engagiert. Hinter den Kulissen wird schon fleißig an der Objektdatenbank gearbeitet – der Basis für alles.
Was für Ausstellungen planen Sie?
Mönig: Noch ist alles offen, auch wegen der Verschiebungen. Die Ausstellung Hannsjörg Voth ist im Prinzip fertig installiert. Die Sammlungspräsentation „An die Schönheit“, die eigentlich am Wochenende eröffnen sollte, konnte gar nicht aufgebaut werden, ebenso der Dialog zwischen der Sammlung der Stadtsparkasse und unserer. Wir wissen nicht, wann wir die Ausstellungen zeigen können. Und natürlich soll in diesem Jahr noch ein großer Beitrag zum Engelsjahr stattfinden: Wie spiegelt sich der industrielle Aufbruch in der Kunst wieder? Ich hoffe, das klappt noch. Im nächsten Jahr wollen wir zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys einen Beitrag leisten.
Wie sehen Sie die finanzielle Situation im Zusammenhang mit Ihren Plänen?
Mönig: Nach dem, was ich bisher weiß, gibt es keinen Grund zur Sorge. Ich hoffe, dass sich die Situation nach Corona nicht verändert. Auf der anderen Seite habe ich über die Jahre gelernt, dass nicht Geld das Entscheidende ist, sondern die richtige Idee für spannende Projekte.
Was schätzen Sie am Von der Heydt-Museum?
Mönig: Das Haus ist einzigartig, weil es eine Sammlung hat, die komplett auf Bürgerinitiative beruht und bis heute stark vom Bürgertum getragen wird. Es ist eine Sammlung von enormer Breite und Tiefe. Und zugleich steht das Haus mitten in die Stadt integriert, in der Einkaufszone. Man kommt von der Straße und ist direkt bei der Kunst. Diese Räumlichkeiten und die Möglichkeiten der Sammlung kann man immer wieder neu in Spannung zueinander setzen.