Offen gesagt Der Sparstrumpf der Ur-Oma
Wuppertal. Nun soll der neue Döppersberg also 153,5 Millionen statt er bisher bekannten 140,5 Millionen Euro kosten. Das ist ärgerlich. Deshalb, haben die Bürger dieser Stadt einen Anspruch, haarklein zu erfahren, was die Mehrkosten von derzeit 13 Millionen Euro verursacht.
Ist es die Reparatur des verbaupfuschten Busbahnhofes? Kann die beauftragte Firma vielleicht doch nicht in Regress genommen werden? Oder ist es das Fahrradhotel hinter dem Primark-Hochbunker, das vermutlich lange und vergeblich auf Gäste warten wird? Ist es das sozialdemokratische Drogen-Café Cosa, das doch mit Geld von Sponsoren gebaut werden soll(te)? Haben die Mehrkosten vielleicht mit Verbeugungen zu tun, die Wuppertal gegenüber dem zögerlichen Investoren Clees machen muss, damit der endlich mit seinem Outlet-Center in der Bundesbahndirektion in Wallung kommt? Und was genau ist den Primark-Bauherren auf Kosten des Steuerzahlers noch alles zugesagt worden?
Nichts Genaues weiß man nicht. Das allerdings ist nach Art des Rathauses. Leider.
Wo kein Wissen ist, entsteht Raum für Spekulationen und Gerüchte. Wirklich durchsichtig ist das Werden des neuen Herzens dieser Stadt auf jeden Fall nicht. Es ist nicht transparent, weil der Betonklotz für Primark immer weiter nach Westen geschoben wurde, obwohl die Pläne etwas ganz anderes, viel besseres vorsahen. Es ist nicht ganz durchsichtig, weil die Fassadenfrage um den schönen alten Hauptbahnhof womöglich doch aus Prinzip und nicht mit guten Gründen eckig statt rund beantwortet wird. Und vor allem ist es nicht ganz verständlich, weil die Finanzierung der jetzt aufgetretenen Lücke so abenteuerlich anmutet. Irgendwie ist dem üblicherweise sehr sortierten Stadtkämmerer Johannes Slawig eine Geldsumme aus dem Verkauf von WSW-Anteilen im Jahre 2003 über den Weg gelaufen. Wie hoch die Summe ist, weiß freilich noch keiner, womit die 13-Millionen-Lücke aktuell nicht im Ansatz geschlossen wäre. Dabei ist neben der Höhe des Betrages mindestens so interessant zu erfahren, warum der Schatz erst jetzt auftaucht, 13 Jahre nach dem Geschäft, 13 Jahre, in denen Wuppertal das Wasser so oft bis zur Oberkante Unterlippe stand. Es ist schwer, zu glauben, dass ein so versierter und auch erfolgreicher Kämmerer so viel Geld aus den Augen verloren hat. Wenn Slawig demnächst verkündete, den millionenschweren Sparstrumpf seiner Ur-Oma gefunden zu haben, wäre das nicht viel wunderlicher.
Der Döppersberg ist das entscheidende, zukunftsträchtige Projekt für Wuppertal. Es ist und bleibt richtig, mutig und visionär, dass der Stadtrat sich in einer schwierigen Zeit zu diesem möglichen Befreiungsschlag durchgerungen hat. Aber es wurde schon zu viel Wasser in den Wein gegossen. Deshalb ist es jetzt allerhöchste Zeit, dass der versprochenen echte Transparenz folgt. Die Wahrheit muss auf den Tisch, und mag sie noch so schwierig sein. Ein Zurück gibt es sowieso nicht mehr.
Aber wenn der Döppersberg in anderthalb Jahren hoffentlich eröffnet wird, dann bitte ohne Informations-Hypothek, ohne dass jeden Monat neue Altlasten das Licht der Welt erblicken. Die Wuppertaler haben für dieses Projekt schon viel ertragen. Sie verdienen es, dass dieses Pfand auf die Zukunft nicht durch Ammen- märchen entwertet wird.