„Der Verein ist eine Bereicherung — auch die Pflichten sind es“

Am WZ-Mobil ging es am Donnerstag um das Thema Vereine. Denn viele beklagen, dass sie immer schwerer neue Mitglieder finden.

Foto: M. Kehren

In Wuppertal gibt es rund 2500 Vereine. Teils übernehmen sie wichtige Aufgaben für die Stadt und ihre Bürger. Ohne Vereine gäbe es etwa nur noch ein städtisches Freibad, es gäbe keine Nordbahntrasse, es gäbe Probleme bei der Kinderbetreuung und vor allem gäbe es kein Sportangebot. Gerade in einer Kommune ohne viel Geld sind Vereine wichtig — und trotzdem klagen viele von ihnen über sinkende Mitgliederzahlen oder die fehlende Bereitschaft, sich in Vorständen zu engagieren und so das Vereinsleben möglich zu machen.

So auch Ingo Gehring, auch Flipper genannt. Gehring hatte den Förderverein Schwimmoper mitgegründet und war bis vergangenes Jahr im Vorstand. Er sagt, dass der Verein Ende des Jahres aufgelöst werde. „Der Mitgliederschwund ist einfach zu groß. Bei der Gründung 1998 hatten wir fast 200 Mitglieder. Zuletzt nur noch 40.“ Die Leute hätten kein Interesse mehr, sagt er. „Die Schwimmoper ist ja gerettet.“ Das sei länger absehbar gewesen. Die Jugend habe kein Interesse am Ehrenamt, sagt er. Ohne Vereine sieht er aber Probleme. „Für Wuppertal wäre das krass“, sagt er mit Blick auf die vielen Klagen auch aus anderen Vereinen.

Volker Wichmann, Vorsitzender der Cronenberger TG, sieht das anders. Bei ihm im Verein gebe es keine Probleme. „Wir konnten uns verjüngen, gerade im Vorstand“, sagt er. Das Vereinsleben sei wichtig, ist er sich sicher. „Wenn man mitreden will, muss man sich engagieren.“ Auf den Südhöhen würde das auch funktionieren. „Wir haben gerade erst fünf Trainer gewonnen, die früher im Jugendbereich bei uns trainiert haben. Es ist schön, wenn die Leute sich selbst anbieten und einbringen“, sagt er. Vereine seien gerade für die Jugendarbeit extrem wichtig. „Kinder werden dort teilweise mehr geprägt, als im Elternhaus oder in der Schule.“

Eine andere Seite kennt Tim Kaufmann. Der Vater zweier Kinder ist zwar in einem Verein, ebenso wie seine Kinder, aber engagiert ist er nicht. „Gerade für Kinder ist das wichtig, sonst fehlen soziale Kontakte.“ Er habe aber keine Zeit für eigenes Engagement. Mit zwei berufstätigen Eltern und den Kindern sei das schwer. Die Politik solle mehr für Familien tun, findet er. Da fehle es an Unterstützung, sonst wäre auch mehr Zeit da.

Johanna Kremer ist im Kleingartenverein. Zwar habe sie auch keine Zeit für die Vorstandsarbeit — auch wenn danach in ihrem Verein gesucht würde — aber sie beobachtet einen Zustrom jüngerer Leute. Sie selbst wollte auch nie in einen Verein. „Aber da gibt es keine Vereinsmeierei, das ist das schöne. Ich finde heute, dass der Verein eine Bereicherung ist — auch die verpflichtenden Aufgaben. Dabei lerne ich immer neue Leute kennen. Das ist spannend.“

Ulrike und PeterDriever, zwei Zugezogene, wünschen sich mehr Infos über Vereine. Sie seien wegen der Arbeit nach Wuppertal gekommen, aber mittlerweile heimisch geworden. „Ich kriege bei der Arbeit schon mit, dass andere im Verein aktiv sind. Überzeugt hat mich das noch nicht“, sagt Peter. Ulrike würde gerne wissen, was es alles gibt. „Wie wäre es mit einem Vereinsmarkt auf dem Laurentiusplatz?“, schlägt sie vor.