Besondere Auszeichnung Carsten Renker ist der „Beste der Besten“

Der Wuppertaler Dachdeckermeister Carsten Renker erhält eine besondere Auszeichnung. Die Begabung für das Handwerk liegt in der Familie.

Carsten Renker möchte den Betrieb seiner Eltern weiterführen.

Foto: Andreas Buck/www.andreas-buck.de

Carsten Renker ist ein bescheidener Mensch. Daran änderte sich auch nichts, als er erfuhr, dass er seinen Meister als Bester aller Fachrichtungen abgelegt hat. Damit trägt der Dachdecker den Titel „Bester Bestmeister“. Insgesamt 325 Handwerksmeister des Prüfungsjahrgangs 2020 haben ihren Meister im Bezirk der Handwerkskammer Dortmund abgelegt. Zu den Jungmeistern gehören 18 Bestmeister, die jeweils als Beste ihres Gewerks die Prüfungen abgeschlossen haben. Carsten Renker hatte den besten Notendurchschnitt von ihnen.

 „Das war eine große Überraschung“, sagt er über den Titel. Er habe sich wirklich für die Prüfung angestrengt, „damit ich keinen Zweifel haben muss, dass ich gut abschließen kann und mich nicht im Nachhinein ärgern muss, dass ich nicht mehr hingekriegt habe“. Gernot Rescher, der im Dachdeckerhandwerk die Vorbereitungskurse für die Meisterprüfung leitet, war nicht überrascht. „Wir haben jedes Jahr gute Leute, aber Carsten war herausragend“, sagt er. „Ich freue mich für ihn. Er ist sehr fleißig und hat mit Bravour bestanden.“

Dachdecker-Handwerk
liegt in der Familie

 Die Fußstapfen, in die Carsten Renker tritt, sind groß. Schon sein Vater schloss seine Meisterprüfung als Jahrgangsbester ab.

Der Beruf des Dachdeckers ist Renker gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Seine Familie führt seit vier Generationen den Betrieb, der heute unter Artur Renker Bedachungen im Stadtteil Elberfeld firmiert. Bevor er im Familienbetrieb arbeitete, schaute sich Carsten Renker noch woanders um. „Sich in einem Unternehmen durchsetzen zu müssen, in dem Papa nicht der Chef ist, ist für den Lebensweg ganz gut“, sagt Renker.

Nach dem Abitur machte er 2011 eine dreijährige Ausbildung zum Bankkaufmann. In dieser Zeit leitete er einen Monat lang die Azubi-Filiale am Kleeblatt. Anschließend hängte er ein Studium an der FOM in Business-Administration dran.

„Ich habe dann aber gemerkt, dass es mir mehr Spaß macht, etwas mit den Händen zu machen“, sagt Renker. Es folgte bis 2018 die Ausbildung zum Dachdecker. Bereits ein Jahr später meldete er sich für die Meisterprüfung an, die er innerhalb von 13 Monaten absolvierte, überdurchschnittlich schnell. „Durch meine Ausbildung war der kaufmännische Teil schon abgedeckt“, sagt Renker. Dennoch war es eine entbehrungsreiche Zeit. Der Unterricht fand drei Mal in der Woche abends statt, zusätzlich war der „komplette Samstag“ mit Unterricht belegt. „Das Wochenende war in dieser Zeit keins, weil der Sonntag fürs Üben gebraucht wurde“, sagt Renker.

Die Anstrengung gipfelte im März 2020 in der Prüfungswoche, in der der 29-Jährige sein Meistermodell erstellte, Klausuren schrieb, eine mündliche Prüfung ablegte und mehrere Fertigkeitsproben erbringen musste. „Diese Woche war die härteste, die ich erleben durfte“, sagt Renker rückblickend. Wobei er noch Glück hatte. Kurz nachdem er seine Meisterprüfungen absolviert hatte, kam der Lockdown.

Die Prüfungen wären wohl unterbrochen worden, der Dachdeckerbetrieb lief weiter. „Man ist ja immer draußen und kann sich auf dem Dach verteilen“, sagt Renker, dem die Entscheidung für den Beruf leichtgefallen ist. „Das ist ein krisenfester Job. Jedes Dach ist eine Maßanfertigung und Dachdecker werden gebraucht“, sagt er. Interessant sei der Beruf, weil man viele verschiedene Baumaterialien in der Hand hat und jeder Tag anders ist. Neben dem Decken von Dächern sanieren Dachdecker Fassaden, beraten Kunden zu Solarthermie, Dachbegrünung und ökologischen Baustoffen.

„Er hat höchste Ansprüche
an das, was er macht“

„Das ist ein richtig netter Kerl“, sagt Ellen Kineke, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Elberfeld. Sie kennt die Familie von Carsten Renker schon lange. Er sei ein bewusster und fleißiger Mensch, der das, was er macht, mit großer Leidenschaft mache. „Er hat höchste Ansprüche an das, was er macht“, sagt Kineke mit Blick auf die Schieferarbeiten, die Renker als Übung im elterlichen Betrieb erstellt hat. Es heiße immer, man solle studieren, aber im Handwerk gebe es viele schöne und anspruchsvolle Arbeiten, für die man gut ausgebildet sein müsse. „Ein Installateur hat früher die Heizung eingebaut, heute geht es auch darum beratend tätig zu sein und sich in der Materialvielfalt auszukennen“, sagt sie. Das Handwerk sollte ihrer Meinung nach einen viel höheren Stellenwert haben.

Für Carsten Renker war es nur konsequent, in seinem Beruf den Meister zu machen. Er möchte den Betrieb seiner Eltern in Zukunft in fünfter Generation weiterführen. Bis er die Zügel in die Hand nehmen wird, wartet aber schon eine neue Aufgabe auf ihn: Er wird neben seinem Beruf als Dachdecker an der Dachdeckerschule als Dozent sein Wissen weitergeben.