Adventskalender: Wir hier im Quartier Der Wuppertaler Ehrenberg: Weite Blicke ins Land und eine dörfliche Gemeinschaft

Wuppertal · Einwohner wie Besucher genießen die Natur am Rande der Stadt.

Der Ehrenberg bietet eine weite Sicht in die Ferne, die auch Andreas Bialas, Bezirksbürgermeister für Langerfeld-Beyenburg, sehr schätzt.

Foto: Anna Schwartz

„Wenn man über die Kuppe kommt, dann… hat man Feierabend, ist man wie im Ferienland“ – so oder so ähnlich sagen es die Bewohner des Ehrenbergs, die in der südlichen Siedlung Ehrenberg leben. Denn wer der Straße Ehrenberg – von Langerfeld aus kommend – folgt und den höchsten Punkt der Straße überfährt, lässt die Stadt hinter sich und hat weites Land vor sich. Ein paar Menschen haben das Glück, hier zu wohnen. Und schätzen genau diese Lage.

Der Ehrenberg liegt ganz im Osten der Stadt, zwischen A1 und der Stadtgrenze zu Schwelm. Seine höchste Erhebung ist mit 345 Metern die zweithöchste Stelle der Stadt – nach Lichtscheid. Ein Gipfelkreuz weist darauf hin. Die Hänge sind größtenteils bewaldet, die flachen Höhen werden landwirtschaftlich genutzt. Von hier hat man rundum einen weiten Blick auf Wuppertal, Remscheid und Schwelm.

Das Wildgehege auf dem Ehrenberg zieht Familien mit Kindern an.

Foto: Anna Schwartz

Von Langerfeld kommend schlängelt sich die Straße „Ehrenberg“ erst durch eine kleine Siedlung auf dem Ehrenberg rund um den Bauernhof Schäfer, der Milchvieh hält und Kartoffeln anpflanzt. Nach der Kuppe geht es in eine Mulde in die zweite Siedlung rund um den Hof Dahlmann, der ebenfalls Milchvieh hält und selbst Käse herstellt. Insgesamt 99 Menschen waren Ende September mit der Adresse „Ehrenberg“ gemeldet.

„Man kennt sich hier“, sagt Loreta Dahlmann (59), die den Hofladen führt und Käse aus eigener Herstellung sowie einige weitere Produkte verkauft. Ihr Laden sei auch die Nachrichtenzentrale, sagt Burkhard Kuhbier (68), der während des WZ-Besuchs hereinschneit. Die Wohnlage sei ideal, sagt er: „Man hat die Vorteile der Stadt und wohnt trotzdem ländlich. Wir sind ein Dorf in der Stadt.“ Er ist vor 40 Jahren hergezogen, hat immer den Moment genossen, wenn nach der Arbeit die Stadt hinter ihm verschwand.

Loreta Dahlmann hat auf den Hof geheiratet und sagt mit voller Überzeugung: „Ich liebe den Ehrenberg. Es ist superschön und voller Natur.“ Neben der Natur schätzt sie das Zusammenleben: „Es ist nicht so anonym wie in der Stadt. Man nimmt am Leben der anderen teil.“ Ohne dass es zu eng sei. Aber sie wisse, dass sie Nachbarn um Hilfe bitten könne, wenn sie sie brauche.

In ihrem Hofladen kaufen Menschen aus ganz Wuppertal, auch aus Lüttringhausen und Radevormwald. „Die arbeiten meist in der Nähe und kommen nach der Arbeit vorbei“, erklärt sie. Manche ältere Kunden kämen auch, um einen Schwatz zu halten. Ein junger Mann ist mit dem Rad auf den Berg gekommen – aus Interesse an Rohmilch vom Hof. „Das ist derzeit ein Hype unter jungen Männern“, hat Loreta Dahlmann beobachtet.

Die schöne Lage hat auch Bezirksbürgermeister Andreas Bialas (56) vor vielen Jahren auf den Ehrenberg gezogen, lange bevor er dieses Amt übernommen hat. Erst wohnte er zur Miete, dann konnte er ein Grundstück kaufen und ein Haus bauen. Und hat heute den Bezirk Langerfeld-Beyenburg, für den er zuständig ist, vom Berg aus im Blick, ist schnell überall. Als er 2021 nach dem Hochwasser täglich in Beyenburg war, nahm er meistens den Fußweg von 20 Minuten durch den Wald.

Die Besucher von der WZ führt er gern über die Höhe, macht auf die tolle Aussicht aufmerksam, erzählt von Silvesternächten mit Rundum-Feuerwerk. Weist auf den Verein Gefährdetenhilfe Kurswechsel hin, der Straffällige und junge Menschen mit Suchtproblemen aufnimmt, ihnen hilft, ein Leben ohne Straftaten und Sucht aufzubauen.

Er führt durch den Wald, weist auf einen gepflegten Garten hin, der im Frühjahr und Sommer voll prachtvoller Blüten steht, auf einen „Ein-Mann-Bunker“ im Obstgarten, der wie ein versteinerter Kopf wirkt. Auf die geplante Höchstspannungsleitung, die hier entlanglaufen soll, was Anwohner etwa wegen der erwarteten Geräuschbelästigung besorgt.

Der Ehrenberg ist ein beliebtes Spazier- und Wanderziel, eine Suche im Internet wirft zahlreiche Weg-Vorschläge aus, auch der Wuppertaler Rundwanderweg führt hier durch. „In Corona-Zeiten war es hier rappelvoll“, berichtet Andreas Bialas. Auch jetzt sieht man hier Hundehalter und Spaziergänger.

Familien mit Kindern zieht es oft zum Wildgehege: Auf vier Hektar leben Damhirsche und Mufflon-Schafe. Zwei bildschöne junge Hirsche mit prächtigen Geweihen schnuppern neugierig, als sich Menschen dem Zaun nähern. Weiter weg ist ein Rudel Mufflons zu sehen – Wildschafe mit schneckenförmig gebogenen Hörnern. Das einst städtische Gehege hat 2004 der Kreisverband Wuppertal der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald übernommen, es wird seither von fünf Ehrenamtlern gepflegt. Dazu gehört Ehrenberg-Bewohner Rainer Werth (59). Er und seine Mitstreiter füttern die Tiere und halten das Gelände in Schuss. Rainer Werth pflegt auch eine Art Mini-Freilichtmuseum rund um sein Haus. Hier stehen alte Landwirtschaftsgeräte, die auf Schildern erklärt werden.

„Irgendeinen Spleen hat jeder, das ist meiner“, erklärt er lachend. Und ergänzt: „Ich will jungen Leuten auch zeigen, wie es früher war.“ Aber er hat auch Freude am Dekorieren, hat eine kleine Blecheisenbahn auf einen Balken montiert, eine Zinkwanne mit Tannenzweigen und Weihnachtskugeln verschönert. Noch ein Grund, dem Ehrenberg einen Besuch abzustatten.