Wuppertal Der Zoo als „Park des Monats“

Bei der Führung am Sonntag spielen die Tiere nur eine Nebenrolle. Kurator André Stadler erklärt die Hintergründe der Parkanlage.

Kurator André Stadler im Südamerika-Haus mit Nasenbärin Chiquita und Faultier Clyde (im Hintergrund) auf dem linken Bild. Rechts oben: Eine alte Außenaufnahme aus Zeiten, als dort auch noch Elefanten untergebracht waren. Rechts unten: Das Gelände des Zoos zu Zeiten der Gründung 1881.

Foto: Andreas Fischer/Zoo Archiv (2)

Wuppertal. Wer in den Wuppertaler Zoo geht, will natürlich Tiere sehen. Doch am kommenden Sonntag spielen die Vier- und Zweibeiner, Fische, Vögel und sonstigen Kreaturen nur eine Nebenrolle: Bei einer besonderen Führung mit Kurator André Stadler steht der Zoo als Parkanlage im Vordergrund — der „Park des Monats“ (siehe Infokasten).

Ein Bär, zwei Wölfe, ein paar Vögel und ein Esel — das dürfte so ziemlich die Urbesetzung des Geländes gewesen sein, das auf alten Fotos noch nicht wirklich einen Zoo-Charakter aufweist — auch wenn er als solcher 1881 eröffnet worden war. Kaum Zäune, viel Landschaft sieht man auf alten Bildern. Sein Schöpfer Heinrich Siesmayer war vor allem als Gartenarchitekt bekannt geworden. „Und das sieht man auch noch an vielen Stellen“, erklärt Stadler. Ob es um die Ausrichtung der Wege geht, die terrassenartigen Gärten oder die Komposition der Bepflanzung, ein genauer Blick lohnt sich.

Kein Wunder, dass der Wuppertaler Zoo mittlerweile als einziger auch ins europäische Gartennetzwerk (EGHN) aufgenommen wurde. „Interessant sind zum Beispiel die Sichtachsen, einmal hoch zum Nordland-Panorama und einmal hoch zur Patagonien-Anlage“, weist Stadler auf die Besonderheiten hin . Die sollen auch erhalten bleiben, wenn über dem ehemaligen Rosengarten, einem Bodendenkmal, Aralandia, die neue Freifluganlage für die Aras entsteht. Die Arbeiten laufen derzeit, worüber sich auch die Besucher am Sonntag überzeugen können. „Alles in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt“, betont Stadler.

Der Landschaftspark, der nach und nach zum richtigen Zoo wurde, bot Besuchern allerlei Vergnügungsmöglichkeiten. So gab es einst einen Gondelteich, zu sehen noch auf alten Postkarten.

Doch auch die Gebäude und deren Historie spielen bei Stadlers Führung eine wichtige Rolle. Die sanierten Zoosäle etwa, in die zukünftig der Fuhlrott-Campus des Grünen Zoos ziehen soll. Oder die Konzertmuschel, die mehrfach umziehen musste.

Anekdoten gibt es auch zum Direktionsgebäude, in dem heute Stadler sein Büro hat. Die Direktoren der ersten Jahre ließen die Zooarbeiter immer vor dem Fenster antreten — und schickten sie dann zu ihren Arbeiten durch den Zoo.

Bewegt ist auch die Historie des Südamerika-Hauses. In dem 1927 eröffneten Bau, wo heute Tapire und Ameisenbären leben, waren früher auf kleinem Platz drei Elefanten und Nashörner untergebracht, später das Flusspferd Lina. Heute nur noch schwer vorstellbar, räumt Stadler ein, der auch über den Wandel beim Thema Tierhaltung berichten wird. Praktisch aus der Vergangenheit in die Zukunft, mit dem Schwenk zum aktuellen Konzept des Grünes Zoos. Man arbeite an dem „Spagat zwischen moderner Tierhaltung und historischer Parkanlage“, so der 38-Jährige.