Gesundheit Diamorphinambulanz in Barmen: Nachbarn fühlen sich von Abhängigen belästigt

Unterbarmen · Die Beteiligten sind um eine Lösung der Probleme bemüht – Sozialamt spricht von einer kleinen Gruppe.

Anwohner des Völklinger Platzes beschweren sich über Probleme, die durch die Nähe zur Diamorphinambulanz entstehen.

Foto: Fischer, Andreas

Ein Mann liegt benommen auf der Treppe, die zum Berufsinformationszentrum (BIZ) an der Hünefeldstraße führt, und starrt ins Leere. In unmittelbarer Nähe der Örtlichkeit befindet sich die Diamorphinambulanz Wuppertal, und der Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe hat hier sein Domizil. Jugendliche und Erwachsene, die das BIZ besuchen, gehen an dem Mann mit dem leeren Blick vorbei.

Viele drogenabhängige Menschen kommen täglich hierher, um sich im Rahmen einer Entzugstherapie ihre Ersatzdroge, das Diamorphin oder andere Substitute, abzuholen. Sie treffen sich an unterschiedlichen Ecken in der Gegend – auf dem Parkplatz davor, an der Schwebebahnhaltestelle oder 50 Meter weiter in östlicher Richtung am Spielplatz Völklinger Platz. Ein beliebter Treff ist offenbar eine Sitzbank an der Völklinger Straße mit einem kleinen Kiosk nebenan. Dieses dichte Miteinander von Orten für ein ganz unterschiedliches Publikum führt immer wieder zu Problemen und Reibereien zwischen den Anwohnern und der Stadt Wuppertal sowie der Polizei.

Der Spielplatz
ist verdreckt

Insbesondere die Sitzbank am Spielplatz werde täglich benutzt von Personen, die sich dort treffen und Alkohol und andere Drogen konsumierten – mit den üblichen Begleiterscheinungen wie beispielsweise dem Urinieren in der Öffentlichkeit, berichten einige Bewohner der umliegenden Häuser. Auch menschliche Fäkalien seien auf und am Spielplatz gefunden worden. Anwohner Jens Abrigata, Vater eines kleinen Kindes, möchte sich gar nicht vorstellen, was sich in dem Spielplatzsand alles findet. Er arbeitet im Homeoffice und hat die Sitzbank tagsüber im Blick. Eine weitere Zumutung ist für ihn die Lärmbelästigung, auch durch bellende Hunde.

Die Anwohner machen die nahe Diamorphinambulanz für die regelmäßigen Zusammentreffen verantwortlich. Sie sagen, dass das Ganze seit 2020 so gehe, seit der Eröffnung der Ambulanz. Seitdem es die Einrichtung gebe, komme es zu den Zusammenkünften. „Das ist nicht die nette Truppe, die sich hier trifft“, sagt Peter Wohlers, der von Anfeindungen von Passanten erzählt. „Ich gehe schon mit gesenktem Kopf an denen vorbei“, schildert Jens Abrigata seine Erlebnisse.

Einige Eltern hätten sogar mittlerweile Angst, mit ihren Kindern den Spielplatz zu besuchen, weil sie nicht abschätzen könnten, wie sich die Personen auf den Bänken verhalten oder „welches Körperteil sie als nächstes entblößen“, etwa zum Urinieren, formuliert es Roman Reinhold. Einzig die kalte Witterung sorge gerade etwas dafür, dass sich die Zahl der Personen verringert habe. „Im Sommer sind da bis zu 30 Personen“, so Wohlers.

Eine minimale Hilfe sei außerdem die Rodung eines Gestrüpps gewesen. „Da war eine Eibe, die war giftig, sie wurde gefällt“, berichtet Roman Reinhold. Diese Pflanze habe den Sitzbankbenutzern als besonderer „Unterschlupf“ zum Urinieren gedient, heißt es seitens der Anwohner.

Die Nachbarschaft hat sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und an die Stadtverwaltung und den Wuppertaler Dezernenten für Schutz und Ordnung, Matthias Nocke, geschrieben. Wohlers zeigt sich verständnisvoll gegenüber der Einrichtung Diamorphinambulanz. „Es stellt niemand infrage, dass es eine Diamorphinambulanz geben muss.“ Aber wer Toleranz erwarte, müsse auch für die Belange der Anwohner Verständnis zeigen, so seine Sicht.

Interessengemeinschaft
gegründet

Eine Gefahr sehen die Anwohner darin, dass am Spielplatz offen Drogen konsumiert und mit ihnen gehandelt werde. Polizei, Ordnungsamt, Verwaltung und Politik sollten ihrer Meinung endlich tätig werden, um Gefahren abzuwehren.

„Es handelt sich um einen öffentlichen Raum, da darf sich jeder aufhalten“, hält Petra Mahmoudi vom Sozialamt der Stadt Wuppertal dagegen. „Es handelt sich um eine kleine Gruppe. Jeder hat eine andere Wahrnehmung“, beschwichtigt sie. Es hätten Gespräche mit den Anwohnern stattgefunden, dabei sei sie auf Verständnis gestoßen.

Die Stadt schreibt als Antwort auf eine Anfrage von den Grünen aus der Bezirksvertretung Barmen, dass die Diamorphinambulanz besucht und dort mit den Anwohnern die Arbeit mit suchtkranken Menschen erläutert wurde. Es habe ein Austausch über die Beschwerden der Anwohner stattgefunden, es sei diskutiert worden. Man habe sich auch die Aufenthaltsmöglichkeiten sowie Beratungsangebote im Hause angeschaut.

Die Verwaltung listet einige weitere Maßnahmen auf, die inzwischen ergriffen worden seien: Die Diamorphinambulanz selbst bietet eine Möglichkeit zum Aufenthalt an. Die Streetworker der Suchthilfe sprechen mit den suchtkranken Menschen vor Ort. Sie bitten um Rücksichtnahme gegenüber Anwohnern und Spielplatzbesuchern – was Aufenthalt, Vermüllung oder Urinieren im Freien betrifft. Sie verteilen Handzettel mit dem Hinweis auf die Möglichkeiten, in der Ambulanz und Suchthilfe die Räumlichkeiten und Toiletten zu nutzen, allgemein bitten sie um Rücksichtnahme. Die vorhandenen Aufenthalts- und Beratungsangebote sollten wahrgenommen werden. Die Intervalle der Müllentsorgung seien verkürzt und das Projekt „Clean Streets“ beauftragt worden, dort verstärkt nachzusehen.

Bei „Clean Streets handelt es sich um ein Angebot des Jobcenters, Bezieher von Arbeitslosengeld zu beschäftigen. Sie kümmern sich um Abfälle, die vor allem für Kinder gefährlich werden können und Gesundheitsrisiken bergen. Dazu gehören gebrauchte Spritzen, Fixerbestecke, Glasscherben und Hundekot. Die Diamorphinambulanz selbst war bisher zu keiner Stellungnahme bereit.