Die Anzahl verunglückter Kinder steigt deutlich an

Der Verkehrsbericht 2016 der Wuppertaler Polizei verzeichnet insgesamt sinkende Unfallzahlen im Vergleich zum Jahr 2015.

Wuppertal. Alle 36 Minuten nahm die Polizei 2016 in Wuppertal einen Unfall auf, alle siebeneinhalb Stunden wurde ein Verkehrsteilnehmer verletzt. Alle drei Tage verunglückte ein Kind auf Wuppertaler Straßen — und alle 165 Minuten ereignete sich eine Unfallflucht.

Erschreckende Zahlen legte die Wuppertaler Polizei gestern in ihrem Verkehrsbericht für das Jahr 2016 vor. Einen Grund zur Entwarnung gibt es wahrlich nicht, wenn auch die Zahl der Verkehrsunfälle 2016 im Vergleich zum Jahr 2015 insgesamt leicht zurückgegangen ist. 15 029 Fälle verzeichnete der Jahresverkehrsbericht 2015, im Jahr 2016 nahm die Polizei lediglich 14 420 Unfälle auf. Allerdings stieg die Zahl der Unfälle mit Personenschaden von 893 (2015) auf 945 Fälle (2016).

1151 Personen wurden insgesamt verletzt. Vor allem bei den verletzten Kindern (von 109 auf 123 Fälle) ist ein Anstieg zu verzeichnen. Wie 2015 gab es im vergangenen Jahr vier tödliche Unfälle auf Wuppertaler Gebiet. Unter den Opfern waren drei Fußgänger im Rentenalter und ein 57-jähriger Radfahrer.

Dass Kinder und Senioren besonders gefährdet sind, lässt sich auch für die Nachbarstädte Solingen und Remscheid feststellen. Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher wies auf die ansonsten unterschiedliche Entwicklung in den drei Bergischen Städten hin. Sowohl in Solingen als auch Remscheid sind die absoluten Unfallzahlen im Gegensatz zu Wuppertal gestiegen.

In Zusammenarbeit mit einer externen Firma haben die Beamten des Polizeipräsidiums Wuppertal Strategien zur Verkehrsunfallbekämpfung entwickelt. So wurde zum Beispiel eine Liste mit den „Top-20-Unfallstrecken im Stadtgebiet Wuppertal“ aufgestellt (siehe Kasten). „Auf diesen Straßen werden wir in Zukunft noch häufiger als bisher Geschwindigkeitskontrollen vornehmen“, kündigte Tanja Veljovic, Leiterin der Direktion Verkehr, für die kommenden Monate an. „Bei der Suche nach einem Hauptgrund für die Zunahme bei der Zahl der verunglückten Fußgänger sind wir leider bisher nicht fündig geworden“, erklärte sie.

Da keine Indizien vorliegen, welche Faktoren die Unfallhäufigkeit im Bergischen Städtedreieck besonders beeinflussen, will die Polizei neben den verstärkten Geschwindigkeitsüberwachungen auf den Top-20-Unfallstrecken auch gezielte Kontrollen des Abbiegens an Knotenpunkten und in Kreisverkehren vornehmen. Die Fußgänger müssen sich ebenfalls auf verschärfte Kontrollen durch die Polizei einstellen, denn sie sind in einigen Fällen nicht nur Unfallopfer, sondern können auch Verursacher sein. Daher wird die Polizei verstärkt auf Rotsünder an Fußgängerampeln achten und Verwarnungen aussprechen. Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher stellt sich auf eine Reihe von Beschwerbriefen ein. „In diesen Briefen heißt es oft: Haben sie nichts Besseres zu tun, als Fußgänger zu überwachen. Nein, antworte ich, denn die Polizisten haben nichts Besseres zu tun, weil jeder Verkehrstote sehr viel Leid und Unglück in den betroffenen Familien auslöst“, berichtete die Polizeipräsidentin.

Neben den Personenschäden entsteht durch Verkehrsunfälle ein immenser gesamtwirtschaftlicher Schaden. Den beziffert Tanja Veljovic für das Jahr 2016 in Wuppertal auf 124,1 Millionen Euro. Den größten Einzelposten trug dazu ein Ferrari-Fahrer im August auf der Straße Wahlert bei, der einen Sachschaden von 211 000 Euro verursachte. Den „Negativ-Geschwindigkeitsrekord“ stellte am 27. Februar 2016 ein Autofahrer auf der Jesinghauser Straße auf, der mit Tempo 128 unterwegs war, erlaubt ist Tempo 50. Tempo 188 km/h wurde auf der L 74 gemessen, 173 km/h auf der L 419 — in beiden Fällen waren ein dreimonatiges Fahrverbot, Geldstrafen und zwei Punkte in Flensburg fällig.