Organist Juan de la Rubia überzeugt auf ganzer Linie

Beim Finale des ersten Teils der diesjährigen Wuppertaler Orgeltage spielte der Musiker aus Barcelona viele Stücke aus dem Kopf.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Salopp ausgedrückt ist die Königin der Instrumente im Großen Saal der Stadthalle eine Franzosenorgel. Denn das Instrument aus der Westfälischen Orgelbauwerkstatt Siegfried Sauer - heute Westfälischer Orgelbau S. Sauer — tendiert klanglich stark hin zur französischen Orgelsymphonik. Wenn damit barocke Werke erklingen sollen, liegt es an der fachkundigen Registrierung des jeweiligen Interpreten, sie adäquat aufzuführen. Zum Finale des ersten Teils der diesjährigen Wuppertaler Orgeltage - gleichzeitig der 2. Orgelakzent dieser Saison — setzte sich nun Juan de la Rubia aus Barcelona an den fahrbaren Spieltisch und bot in der ersten Konzerthälfte ausschließlich Werke von Johann Sebastian Bach.

Dabei kam er ohne Registranten beziehungsweise Umblätterer der Notenseiten aus. Denn er spielte diesen Teil auswendig. Es waren populäre Stücke des barocken Großmeisters, auf die er sich so sehr intensiv konzentrieren konnte: Die Fuge in g-Moll (BWV 578), Contrapunctus I aus der „Kunst der Fuge“ (BWV 1080), Präludium und Fuge in a-Moll (BWV 543), die Choralbe-arbeitung „Erbarm dich mein, o Herre Gott“ (BWV 721) und die groß angelegte Passacaglia in c-Moll (BWV 582). Hinsichtlich Klangfarben, musikalischen Bögen und feinem Umgang mit Dynamiken kamen sie wie aus einem Guss daher.

Das war ganz große Klasse. Ein Besucher wünschte sich sogar eine Wiederholung, weil es so schön war. Die gab es natürlich nicht, denn nun waren die Franzosen dran.

Bei Maurice Duruflés „Choral varié sur le theme du Veni Creator“ spielte Rubia hochmusikalisch mit den mannigfaltigen Registrierungsmöglichkeiten der Orgel. „Clair de Lune“ aus den 24 Fantasiestücken von Louis Vierne gestaltete er ausgesprochen kon-templativ. Charles Arnaud Tournemires Werke werden in Deutschland zu Unrecht kaum gespielt. Gerade sein gewaltiges Opus „L’Orgue Mystique“ ist epochal, das von seinem tiefen mystischen Katholizismus zeugt. Von ihm spielte er die von seinem Schüler Duruflé rekonstruierte „Choralimprovisation sur Victimae Paschali“. Damit stellte er den Komponisten als grandiosen orgelorchestralen Klangzauberer vor.

Auch die von ihm selbst umgeschriebene Walhalla-Szene aus Richard Wagners Oper „Rheingold“ kam zum Schluss sehr nuanciert und packend daher.

Dementsprechend begeistert war der Schlussapplaus. Dafür bedankte sich Juan de la Rubia mit einem kurzen spanischen Orgelstück aus dem 16. Jahrhundert und demonstrierte eindrucksvoll, dass die mächtige Stadthallenorgel, die Königin der Instrumente, auch wie ein ganz kleines Instrument klingen kann.