Die Börse erleuchtet ihre Gäste
Die Aktionen zum Abschluss des Projekts „Lebe Liebe Deine Stadt“ stießen auch auf Verwirrung.
Elberfeld. „Lebe Liebe Deine Stadt“ so lautete ein Projekt der Börse, das über drei Jahre mit Kunst- und Mitmachaktionen die Kreativität möglichst vieler Bewohner Wuppertals anregen sollte. Am Samstag gab es nun in der Börse in diversen Räumen, aber auch draußen im Umfeld des Quartiers ein fröhliches Abschlussfest bis in den späten Abend hinein, zu dem draußen aufgestellte grüne Schuhe den Weg weisen sollten. Auf dem Außengelände der Börse in der Wolkenburg luden Liegestühle zum Entspannen ein, und drinnen gab es vieles zu sehen und zum Mitmachen.
So das „LichtBildMaschinarium“ für das Tobias Daemgen verantwortlich zeichnete. Ein dunkler Raum, in dem Daemgen zusammen mit seinen Raumzeit-Piraten kühne Konstruktionen aus Stangen, Kabeln, Leuchtkörpern und Spiegeln aufgebaut hatte. Die mit Tüchern verhüllten Wände waren in ein geheimnisvolles Licht getaucht, und die Besucher waren eingeladen, mit Handyfotos, die an die Wand projiziert wurden, Aspekte einzubringen. Ein Spaß für Groß und Klein an der vielfältigen Collage, die Fotos aus vergangenen Zeiten, aber auch Aktuelles zeigten.
Währenddessen waren Mitglieder des jungen Börsenensembles unterwegs in den Straßen des Quartiers rund um die Wolkenburg, um Passanten ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Und zwar durch das Rezitieren poetischer Texte, die der „PoesieParkour“ erarbeitet und ersonnen hatte. Texte, die während der Projektzeit von „LebeLiebeDeineStadt“ entstanden waren.
Ein Experiment, das nicht überall Anklang fand, wie Inga Sabrina und Gina, zwei sympathische junge Damen, bestätigten. „Die Menschen glaubten, dass wir von einer Partei oder eine Kirche sind und ihnen etwas verkaufen oder zum Mitglied machen wollten“, lächelten die munteren Teenies, wirkten aber nicht deprimiert angesichts der nur mäßigen Reaktion auf ihre Vorträge, sondern luden — mit Erfolg — die Vorübergehenden ein, sich in der Börse informieren und unterhalten zu lassen. Auch Achim Konrad und Gregor Eisenmann, angetan mit weißen Kapuzen-Overalls, um im Viertel dort typische Bewegungen zu erkunden, begegnete man mit Misstrauen. „Hast Du Dich heute Morgen mit dem Hammer gekämmt?“ war eine der Fragen, die Eisenmann gestellt wurde. „Die Leute dachten, wir wollten sie verarschen“, meinte der Performance-Künstler grinsend. Dennoch gelang es den beiden, Neugierde auf das Geschehen in der Börse zu wecken. Die wurde dann auch immer besser besucht.
Mit schmunzelndem Interesse wurde die „Ausstellung Wertstoff“ besichtigt, in der aus weggeworfenen Materialien kunstvoll — beispielsweise aus ausrangierten Klassenzimmerstühlen, Bänken oder unbrauchbaren Leuchten — Seltsames gebastelt wurde, das plötzlich wieder wertvoll erschien. Josef Beuys hätte seine Freude daran gehabt.
Ein echter Höhepunkt des von Projektleiterin Dagmar Beilmann inszenierten Abends war sicherlich die „Interaktive LichtKunstShow“. Eine fantastische Reise, auf der von Roland Bruns, Gregor Eisenmann, Achim Konrad und Paul White Geräusche, Fotos, bewegte Bilder und akustische Fundstücke mit Texten im Quartier gesammelt worden waren. Die wurden dem Publikum mittels Lichteffekten präsentiert und von Roland Bruns humorvoll kommentiert und verfehlten ihre Wirkung nicht.
Und da es nicht zu voll war, blieb auch ausreichend Zeit, sich miteinander zu unterhalten und die Künstler zu ihren fantasievollen Werken zu befragen. „Es war ein rundum gelungener Abend, und es freut mich, dass es uns gelungen ist, so viele Interessenten hier zu uns in die Börse zu locken“, freute sich Projektleiterin Dagmar Beilmann.