Die City-Arkaden und die Kaufkraft
Volles Haus in der Kirche am Kolk: Experten diskutierten über mögliche Auswirkungen, wenn das Center wächst.
Elberfeld. Die geplante Erweiterung der City-Arkaden sorgt weiterhin in Wuppertal für Diskussionen. Im Gespräch ist eine Erweiterung um etwa 16.000 Quadratmeter auf den Platz am Kolk und in das alte Postgebäude. Die Initiative „Die Wuppertaler“ lud dazu jetzt zu einer gut besuchten Infoveranstaltung in die alte lutherische Kirche am Kolk ein.
Haimo Bullmann, Vorsitzender des rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, fasste acht Forderungen, als Leitbild für einen „Masterplan“ zur Erhaltung und Gestaltung der Innenstadt, mit den Bürgern als Auftraggeber zusammen. Allein im bergischen Städtedreieck entstünden durch Shopping-Center 120.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, behauptet Bullmann.
Er fordert einen Ausstieg aus dem Wettbewerb der Städte um Einkaufzentren für den Erhalt der gewachsenen Innenstadt: „Ein Projekt wie die City-Arkaden darf nicht isoliert betrachtet werden.“
Städtebauexpertin Monika Walther zeigte anhand der Studie „Auswirkung innerstädtischer Shopping Center auf die gewachsene Struktur der Center“ die Entwicklung von 64 westdeutschen Städten von 1995 bis 2009 auf. Bei der Mehrzahl der Städte sei die zusätzliche Kaufkraft nicht zu verzeichnen, lautete ihre These. Bei zentrenrelevanten Sortimenten sei es schwierig, das Umsatzvolumen zu erhöhen. Bei 20 Städten mit Shopping-Center und 20 Städten ohne Center sei die Umsatzentwicklung gleich. Mietpreise entwickelten sich negativ, was eine sinkende Nachfrage und Kaufkraft bedeutet. Ein Zuwachs für die Innenstadt sei kaum noch möglich, sagte sie.
Städtebau-Professor Klaus Schäfer (Hochschule Bremen) zeigte sich erschrocken über die, „wahnsinnige Größe des Centers und den hohen Verlust öffentlichen Raums.“ Der gewachsene Raum aus Platz am Kolk, Postgebäude und dem Rex-Theater — ein kleinteiliges Gefüge der Innenstadt — verschwinde somit. Das Sackgassenprinzip im Gebäude mit einer hermetischen Hülle als Fassade zur abgetrennten Stadt verändere die Wahrnehmung und bedeute einen Verlust an Orientierung.
Beispiele erfolgreicher Stadtentwicklung wie in Paris, Seoul, Ulm oder Hannover sowie Visionen für Wuppertal ließen die Besucher staunen. Investor Winfried Tackenberg setzt sich für die Verdichtung und Strukturoptimierung von der Innenstadt von Viersen ein. Er sagte: „Die Center-Betreiber schaffen das.“
Anwalt Wilhelm Achelpöhler aus Münster kritisierte: „Investoren holen sich bei der Stadt das politische Einverständnis. So läuft heute Städteplanung. Aufwendiger für die Stadt wäre eine eigene Planung mit vielen Einzelgeschäften.“
In der Diskussionsrunde wurde der Wunsch der Wuppertaler nach einer Alternative, die Bürger mit einbezieht, deutlich. Und die Elberfelderin Adelheid Zenz findet das jetzige Angebot der City-Arkaden gut, hat aber Sorge, dass ihre Mieter im Haus am Kipdorf bei einer Erweiterung ausziehen.