Zoo: Freie Liebe in der Affen-Kommune
Kichele soll bei den Bonobos für Nachwuchs sorgen. Sie kommt aus einem britischen Zoo.
Zoo. Nur wenige Minuten hatte die 24-jährige Kichele, um sich in ihrem neuen Heim einzugewöhnen, dann gab es zur Begrüßung eine Ohrfeige von Eja. „Erst mal die Hierarchie klären“, sagt Zookurator André Stadler. Danach allerdings wurde Kichele ihrem Namen entsprechend sehr „offenherzig“ und bonobotypisch mit Scheinkopulationen von Eja in die Bonobo-Familie des Wuppertaler Zoos aufgenommen.
Gemäß dem internationalen Zuchtprogramm kam Kichele aus dem englischen Twycross, um den Genpool im Wuppertaler-Zoo zu erweitern. Das Affenweibchen ist mit 24 Jahren im „besten“ Alter. Sie wiegt 32 Kilo und wird in Zukunft rund drei Kilo Obst und Gemüse am Tag essen, um sich für ihre zukünftigen Affenkinder fit zu halten. „Ziel des Zuchtprogramms ist es, für die nächsten 100 Jahre 70 Prozent des Erbgutes zu erhalten“, erklärt Stadler.
Bonobos sind mit 99,7-prozentiger Übereinstimmung die nächsten Verwandten des Menschen. Die 0,3 Prozent entsprächen aber mehreren Milliarden Genen, so Stadler.
Im Gegensatz zu ihren Verwandten aus der Gattung der Menschenaffen, den Schimpansen, pflegten Bonobos eine sehr friedliche Gruppendynamik, erklärt André Stadler: „Die sind so etwas wie die Hippies unter den Affen.“ Schimpansen führen so zum Beispiel tatsächlich Krieg gegeneinander oder versuchen, sich zu töten.
Auch bei Bonobos gibt es Hierarchien und Alpha-Männchen. Nur die Auseinandersetzungen werden mit Blick-Duellen ausgetragen, und statt sie eskalieren zu lassen, geht einer der Kontrahenten seiner Wege, Weibchen gibt es genug und Fisimatenten gehören zur Sozialstruktur.
Nach nur zwanzig Minuten sei Kichele schon fester und lieb gewonnener Bestandteil der kleinen Familie im Wuppertaler Zoo gewesen. Nach den beiden Zwillingen Azibu und Ajubu vor rund zwei Jahren wünscht sich André Stadler denn auch bald neuen Affen-Nachwuchs.