Die Einwohnerzahl sinkt in Wuppertal wieder
Nach Jahren des Wachstums zeigt die Bevölkerungskurve Wuppertals nach unten.
Zum Jahreswechsel wies die Stadt Wuppertal noch mehr als 360 000 Einwohner auf. Exakt 360 434 Wuppertaler waren gemeldet. Das waren 12 630 Personen mehr als beim Tiefstand zum Jahresende 2011. Doch für das erste Quartal 2018 zeigt die Bevölkerungskurve mit 359 856 Bewohnern deutlich nach unten. Bahnt sich das Ende des Bevölkerungswachstums an? Ist die oft erzählte Geschichte von der wachsenden Stadt Wuppertal nur noch ein Märchen?
Über Jahre hatte Wuppertal das Negativimage einer alternden und schrumpfenden Stadt. Als sich vor sieben Jahren vor allem durch die Zuwanderung aus Osteureopa und später durch die Flüchtlinge aus Syrien das Blatt wendete, wurde das Bild von der wachsenden Stadt propagiert. Es ging wieder aufwärts mit Wuppertal, und die düsteren Prognosen, die Stadt könne im Verlauf der kommenden Jahre auf unter 330 000 Bewohner absinken, gerieten in Vergessenheit.
Wachstum bringt neben höheren Einnahmen über Steuern und Schlüsselzuweisungen von Bund und Land aber auch Verpflichtungen mit sich. Die Infrastruktur den Anforderungen anzupassen, ist aktuell die größte Herausforderung für die Stadt. Da vor allem Zuwanderung das Bevölkerungswachstum bedingt, kommen höhere Anforderungen im Sozialbereich und bei der Bildung auf die Stadt zu.
Für die Schulentwicklungspolitik ist die Bevölkerungsstatistik ein entscheidender Wegweiser. Wie viele Kitas, Grundschulen oder weiterführende Schulen gebaut werden müssten, das richtet sich nach dem Bedarf, und der ist an der Bevölkerungsentwicklung und den Geburtenzahlen ablesbar.
Schuldezernent Stefan Kühn warnt jedoch davor, Planungen zum Beispiel beim Kita- und Schulbau an den Daten eines Quartals auszurichten. Dass die Bevölkerungszahl zum Jahresbeginn gesunken ist, sei für ihn kein Grund für einen Kurswechsel.
„Grundlage für unsere Prognosen ist jeweils der Schnitt der Statistiken aus den drei Jahren, aktuell also 2018, 2017 und 2016. Diese Prognosen werden Jahr für Jahr fortgeschrieben, womit sich die Ausreißer in der Statistik relativieren“, erklärt Stefan Kühn.
2017 habe es eine Steigerung auf 3300 Geburten in der Stadt gegeben. „Diese 20 Prozent mehr an Kindern kommen in die Kita, sie werden nach einigen Jahren eingeschult und werden nach absehbarer Zeit auf die weiterführenden Schulen wechseln“, sagt Stefan Kühn. Ein Ende der großen Investitionen in Bildung sei nicht in Sicht. Die Gefahr, über den Bedarf hinaus zu bauen, bestehe nicht. Das sei unabhängig von der Schulform. „Wir brauchen in den kommenden Jahren mehr Flächen für mehr Kinder. Mit dem, was der Rat bisher beschlossen hat, werden wir nicht auskommen.“
Oliver Pfumfel, Leiter der Abteilung Statistik und Wahlen, zeigt sich überrascht von dem Rückgang um 578 Personen im ersten Quartal 2018. „Dass wir nach Jahren des Bevölkerungswachstums jetzt eine Trendwende erleben, lässt sich daraus noch nicht ableiten, gleichwohl ist der Rückgang innerhalb eines Quartals doch recht deutlich ausgefallen“, sagt Pfumfel. Exakte Zahlen für das zweite Quartal 2018 liegen zwar noch nicht vor, aber es zeichnet sich ab, dass die Einwohnerzahl im Vergleich erneut leicht zurückgeht oder zumindest stagniert. “ Kommentar, S. 14