EM Die Isländer begeistern mit Hand und Fuß
Für die Brüder Gunnarsson geht das Märchen bei der Fußball-EM weiter. Der BHC-Handballer Arnor ist wie der Fußballer Aron seit Wochen ein gefragter Mann.
Wuppertal. Die Erfolge der Isländischen Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft in Frankreich am Montagabend auf herzerfrischende Weise die Engländer mit 2:1 aus dem Turnier kickten, sorgen auch bei Arnor Gunnarsson im verregneten Akureyri für Sommergefühle. Der Handballer des Bundesligisten Bergischer HC ist der Bruder von Islands Kapitän Aron Gunnarsson, der großen Anteil am Sieg seines Teams hatte.
Arnor Gunnarsson Rechtsaußen des Bergsichen HC
BHC-Rechtsaußen Arnor Gunnarsson erlebte die Partien der Isländer gegen Ungarn und Österreich im Stadion mit und und flog danach in seine isländische Heimat zurück. „Ich gebe heute seit fünf Uhr morgens immer wieder Interviews“, erklärte der 29-Jährige, der gestern den ganzen Tag über deutschen Radiosendern und Zeitungen die Stimmung in seiner Heimat und in seiner Familie beschreiben musste. So hätte er auch gut als Pressesprecher der Isländer durchgehen können. Voller Stolz ließ er immer wieder die Partie gegen die Engländer Revue passieren. „99 Prozent der Isländer haben sich gestern das Spiel angeschaut“, sagt der 29-Jährige. In der 35. Minute der Begegnung schaute er mals aus dem Fenster. Auf der sonst gut befahrenen Straße der 20 000-Einwohner-Stadt Akureyri war kein einziges Auto unterwegs.
Auf die Frage, ob er nicht bereut habe, ebenfalls Fußballer geworden zu sein, winkt Arnnor Gunnarsson ab: „Ich war nicht schlecht, aber nicht so gut wie Aron. Daher weiß ich nicht, ob ich jetzt auch dort gestanden hätte. Aron war aber auch im Handball sehr talentiert und hätte es dort ebenfalls ins Nationalteam geschafft. Aber auch so haben wir uns mit 15 Jahren wohl beide richtig entschieden“, sagt der Linkshänder, der für den BHC und für das Nationalteam der Isländer als Rechtsaußen die Tore wirft.
Was kaum ein Außenstehender weiß: Der an beiden Treffern gegen England beteiligte Aron Gunnarsson (weiter Einwurf vor dem wichtigen 1:1) musste sich in diesem Spiel durchbeißen. Eigentlich hätte der 27-Jährige wegen einer Leistenverletzung zur Halbzeit raus gemusst. „Ich musste aber durchhalten“, sagt der Kapitän, der bei den Siegesfeiern vor seinem Team stehend die „Huhh“-Rufe der Fans dirigierte. „Der war voller Adrenalin und Stolz. Das sah man, wie er zu den Fans lief und ihnen sein Trikot zuwarf“, erklärt Handballer Arnor, der selbst noch fasziniert von der Partie ist.
Jetzt haben die Isländer eineinhalb Tage frei, bevor es in die Vorbereitungen für das Halbfinalspiel gegen Frankreich geht. „Das wird jetzt ganz schwer“, sagt der BHC-Akteur. Wobei er und sein Bruder wissen müssten, dass hinter ihnen mittlerweile nicht nur 300 000 Isländer, sondern fast die ganze europäische Fußballwelt steht.