Die neue Liebe zu den Zweijährigen
Beim Betreuungsangebot für Kinder kämpft die Stadt auf Dauer mit Defiziten.
Wuppertal. Anspruch und Wirklichkeit klaffen wahrscheinlich bei kaum einem anderen kommunalen Thema so weit auseinander. Während sich traditionelle Familienbilder verändern, kann die Stadt den massiv wachsenden Bedarf an flexiblen Betreuungsangeboten längst nicht befriedigen. Trotz erheblicher Defizite - vor allem bei den Angeboten für die ganz Kleinen - geben die rund 1700 Teilnehmer am Stadtteil-Check der Kinderbetreuung in Wuppertal die Note "noch gut". Am besten schneidet Uellendahl-Katernberg ab, am Ende der Skala landet Elberfeld.
Eine Erklärung für das Abschneiden der Citylage könnte laut Sozialdezernent Stefan Kühn die Unterversorgung bei den Kindergartenplätzen sein. So kann der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz in drei Stadtteilen (Heckinghausen, Oberbarmen, Elberfeld) zumindest nicht wohnortnah erfüllt werden. Dort müssen einige Eltern ihren Nachwuchs in benachbarten Stadtteilen unterbringen. Ein Defizit, das sich laut Kühn allerdings durch die sinkenden Geburtenzahlen bald regulieren wird.
Die Kindertagesstätten reagieren auf den Schwund ihrer "Stammkundschaft" mit einer Öffnung nach unten. Das heißt, für zwei frei werdende Kindergartenplätze kann ein zweijähriges Kind aufgenommen werden. Dadurch hat Wuppertal bei der Unter-Dreijährigen-Betreuung deutlich aufholen können. Vor drei Jahren lag die Versorgungsquote bei den klassischen Krippenplätzen noch bei rund zwei Prozent. Mittlerweile kann der Bedarf immerhin bis zu 15 Prozent gedeckt werden (einschließlich 250 Plätze der Tagespflege). Abzuwarten bleibt jetzt, wie sich das Kibiz (Kinderbildungsgesetz) unter dem Strich auf die Betreuungssituation auswirken wird.