„Die Poststraße war früher wesentlich attraktiver“

Viele Wuppertaler sehen die Entwicklung der Einkaufsmeile kritisch. Besonders die vielen Billigläden trübten das Erscheinungsbild.

 Die Wuppertaler Einkaufsmeile Poststraße.

Die Wuppertaler Einkaufsmeile Poststraße.

Foto: Anna Schwartz

Zentrum. Für die Wuppertaler, die die Elberfelder Innenstadt an der Poststraße noch von früher kennen, ist mit der Schließung des Juweliergeschäftes und Uhrenmuseums Abeler eine der letzten großen Institutionen in der Elberfelder Einkaufszone gefallen. Das nun dort ansässige Bekleidungsgeschäft, das laut Henrik Abeler eine Interimslösung sei, bevor dort möglicherweise ein neues Geschäftshaus entstehe, reiht sich derweil nahtlos in das Stadtbild ein. Die kürzlich gegründete ISG Poststraße/Alte Freiheit hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Bereich jedoch wieder attraktiver zu gestalten. Wie die Bürger die Aufenthaltsqualität dort empfinden und ob sie dort gerne einkaufen, verrieten sie beim WZ Mobil.

„Die Poststraße war früher wesentlich attraktiver“
Foto: Stefan Fries

Nicole Rusch etwa fühlt sich nicht mehr so wohl: „Ich bin nicht mehr gerne hier und finde das nicht sehr prickelnd.“ Es gebe definitiv zu viele Billigläden. Sie wünsche sich hochwertigere Geschäfte und mehr Schmuckläden. „Ich gehe da lieber in die Rathaus-Galerie.“

Beate Raudner denkt ähnlich: „Das ist längst nicht mehr so schön wie früher. Statt der kleinen Läden und Fachgeschäfte dominieren nun Handy- und Billigläden.“ Sie passiere heute die Straße nur noch auf dem Weg zur Schwebebahn. Ihrer Meinung nach müssen Uhr und Glockenspiel am Abeler-Haus aber in jedem Fall erhalten bleiben.

Marlies Winkelsträter-Ott bemängelt: „Hier sieht es nicht besser aus als früher, weil es viele Geschäfte, wie etwa Tschibo oder Eduscho da auch schon gab.“ Der Stadtkern mache keinen guten Eindruck, habe zu wenig Sitzgelegenheiten und solle mehr begrünt werden.

Renate Frese gefällt es auch nicht: „Inhabergeführte Geschäfte wie im Luisenviertel finde ich da wesentlich schöner. Und ob Wuppertal nach dem Döppersberg-Umbau und der damit verbundenen Hoffnung auf höhere Attraktivität für den Innenstadtbereich überhaupt das Publikum hat, soll man besser vor dem Geschäftshaus-Umbau klären.“

Anna Lippold hat auch die Änderungen im Laufe der Jahre mitbekommen und sagt: „Das ist nicht mehr mit dem zu vergleichen, wie es früher hier war. Es ist miserabel und eine Katastrophe, wenn man sich hier umschaut.“ Mehr Fachgeschäfte würden die Straße sicher wieder aufwerten.

Brigitte Feest macht das alles sehr traurig: „Wenn ich heute diesen Bereich sehe, tränen mir die Augen.“ Sie habe bei Abeler als Kind ihre ersten Ohrringe bekommen, und die große Ansiedlung der Billigläden sei unwürdig für Wuppertal. „Ich hoffe, dass durch den Döppersberg-Umbau wieder mehr Anziehungskraft für die Innenstadt entsteht.“

Sandra Hesse sagt: „Hier gibt es zu viele Handy- und Billigläden. Für junge Menschen mag das interessant sein, aber qualitativ ist das eher unteres Niveau.“ Mit hochwertigeren Läden und Fachgeschäften könne man das vielleicht beheben. Es sei auch wünschenswert, dass der Döppersberg es schaffe, anderes Publikum anzulocken.

Elke Harke ist ebenfalls erschüttert: „Ich weiß nicht, was ich von all dem halten soll. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man Wuppertal, wie es früher war, kennt.“ Sie wünsche sich hochwertige Geschäfte, wie im Luisenviertel, wo das Ambiente auch wesentlich schöner sei. Ähnlich sei dies auch mit den Cafés, die hier zwar vorhanden, aber ein paar Straßen weiter einfach netter seien.

Carlo Cairo ist traurig, dass es Abeler nicht mehr gibt: „Das war eine Institution. Außerdem sitzen hier zu viele Straßenmusiker, die gar keine sind.“ Auch die Bedürftigen, die die Straßen säumen, sowie die Handyläden würden das Stadtbild eher negativ beeinflussen. Man solle vieles einmal neu planen und qualitativ wieder aufwerten.

Ignazio La Cognata schüttelt auch den Kopf zur derzeitigen Entwicklung: „Wuppertal gerät immer mehr ins Hintertreffen gegenüber anderen Städten wie etwa Düsseldorf oder Essen.“ Außerdem seien die Straßen enger als in den anderen Einkaufsmetropolen. „Ich glaube, dass die Poststraße auch durch die Konkurrenz des Internets nur schwer zu retten ist.“

Sema Uzer sieht die Entwicklung mit Schrecken. Vor 20 Jahren sei die Poststraße noch sehr schön gewesen. Das sei jetzt anders. Ihr schwebt die Schließung der Billigläden vor. Als Ausgleich sollten dann Läden mit mehr Niveau öffnen.