90 Jahre Wuppertal Vom Wannenbad zum Badespaß

Wuppertal · Seit 90 Jahren ist Wuppertal im Wasser in seinem Element. Doch die Schwimm-Hochburg hat einige Bäder verloren.

Blick auf das frühere Freibad Bendahl in Unterbarmen. Es genügte in späteren Jahren nicht mehr den Ansprüchen bei Hygiene und Komfort.

Foto: WZ/Michael Malicke

Den Ruf einer Schwimm-Hochburg hat Wuppertal trotz einer Reihe von Schwimmbad-Schließungen nicht verloren. Schwimmbäder spielten schon immer in der Stadtgeschichte eine wichtige Rolle. Und mit der Schwimmoper und dem Heinz-Hoffmann-Leistungszentrum im Sportzentrum Süd verfügt die Stadt über zwei herausragende Sportbäder, um die Wuppertal bundesweit beneidet wird.

Wasserscheu sind die Wuppertaler nicht, auch wenn die Liste der Bäder, die längst geschlossen und oft schon vergessen sind, recht lang ist. Diese Bädergeschichte verrät viel über die Stadt und ihre Bewohner, denn Badeanstalten dienten zurzeit der Stadtgründung weniger der sportlichen Betätigung als der Körperhygiene. Neben einem großen Becken, in dem die Schwimmer - oft getrennt nach Männlein und Weiblein - ihre Bahnen zogen, gab es in den Badeanstalten Kabinen für ein heißes Wannenbad.

Gerade die Bewohner dicht besiedelter Quartiere wie dem Ölberg wussten das zu schätzen. So war das auch am Höchsten, wo Horst Szymaniak ab 1957 als städtischer Angestellter in dem von seinem Vater geleiteten Wannen- und Brausebad arbeitete. Da Wasser aber bekanntlich nicht sein Element war, kickte er lieber mit den Jungs am Ölberg, die ihr Idol so hautnah erleben durften.

Der Komfort in den Wohnungen nahm zu und im Verlauf der Jahrzehnte wurden nach und nach Bäder geschlossen. Die 1887 erbaute große Badeanstalt am Brausenwerth wurde 1943 beim Bombenangriff auf Elberfeld zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nur noch die älteren Jahrgänge werden sich an das Bad am Arrenberg oder die Vohwinkeler Bäder Porten und Bürgerbad erinnern.

1957 läutete die Stadt mit der Eröffnung der Schwimmoper ein neues Kapitel ein. Auch in der Schwimmoper gab es zwar noch Wannenbäder, der Schwerpunkt lag nun aber auf Sport (Schwimmen, Kunst- und Turmspringen, Wasserball), Freizeitvergnügen und vor allem der Schwimmausbildung. Die Schwimmoper machte so die kleinen sanierungsbedürftigen Stadteilbäder in Elberfeld überflüssig. In den 1970er-Jahren erlebte der Schwimmsport in Wuppertal seine absolute Hochzeit. Es war die Ära der Wasserfreunde Wuppertal, die unter der Regie von Trainer Heinz Hoffmann weit mehr als 100 nationale und internationale Titel sammelten. Das Idol der Wuppertaler Jugend hieß Peter Nocke, der 1976 in Montreal die Bronzemedaille über 100-m-Freistil gewann und einige Jahre in Europa die kurzen Freistil-Strecken beherrschte. Die Erfolge bereiteten die Wasserfreunde in ihrem Eigenbad an der Bendahler Straße und vor allem im Schwimmleistungszentrum vor, das 1995 abbrannte und mit neuem Glanz wieder aufgebaut wurde.

Die Gartenhallenbäder waren die vorerst letzten Neueröffnungen

Neben dem Wuppertaler SV waren die Wasserfreunde das sportliche Aushängeschild, wobei die Stadt in diesen Jahren kräftig in neue Wasserfläche investierte. „Jedem Stadtteil sein Schwimmbad“, lautete die Parole, obwohl die Energiepreise schon zu klettern begannen. Der legendäre Bäderamtsleiter Karl Kepper setzte seinen Plan durch und verhalf Langerfeld und Cronenberg zu ihren Gartenhallenbädern, die bald schon wesentlich mehr Badegäste anlockten als die architektonisch reizvollen, aber technisch veralteten Bäder an der Kleinen Flurstraße (heute Brauhaus), Bleiche oder Friedrich-Engels-Allee. Ein tiefer Einschnitt erfolgte 2011, als die Stadt ein Haushaltssicherungskonzept auflegte und die Freibäder Eckbusch, Mirke und Vohwinkel sowie die Hallenbäder in Vohwinkel und Ronsdorf aufgegeben wurden. Fördervereine übernahmen für die Freibäder Eckbusch, Mirke und Vohwinkel sowie das Bandwirkerbad in Ronsdorf die Verantwortung. Für das private Freizeitbad Bergische Sonne kam ebenfalls das Aus.

Verblasst ist die Erinnerung an die Freibäder Hütterbusch in Cronenberg und das Bad Bendahl, das nicht mit dem Eigenbad der Wasserfreunde zu verwechseln ist. An der Bendahler Straße befindet sich heute ein Teich, wo früher geschwommen und gerudert wurde. Vor 90 Jahren blieb der Spaß nicht auf den Sommer beschränkt: Im Winter wurde die „größte Eisfläche der Stadt“ von den Wintersportlern genutzt.