Die Tatzeit ist schwer zu bestimmen
Im Springmann-Prozess berichteten Gerichtsmediziner über Verletzungen, Blutspuren und den möglichen Zeitpunkt der Tat.
Am fünften Tag im Prozess um den Mord an dem Unternehmerpaar Springmann hörte das Landgericht Spezialisten der Gerichtsmedizin. Sie berichteten von massiven Kopfverletzungen der beiden Opfer sowie jeweils von Strangulation. Schwierig sei die Bestimmung des genauen Todeszeitpunkts. Zu viele Bedingungen sind unklar.
Das Paar war am Morgen des 20. März 2017 tot in seinem Ronsdorfer Haus gefunden worden, jetzt sind der Enkel des Paars (26) und ein Bekannter (45) wegen Mordes angeklagt. Für den Enkel ist die Tatzeit wichtig — denn ab dem frühen Abend des 19. März hat er ein Alibi.
„Leblose Personen nach Raubüberfall“ hieß am Vormittag des 20. März der Einsatz für den Notarzt und den Feuerwehrmann, die für die Polizei den Tod der Springmanns feststellten. Auch sie berichteten kurz von ihrem Einsatz.
Wegen der Verletzungen und der schon sichtbaren Todesflecken hatten sie die Toten nicht näher untersucht. Der Feuerwehrmann erinnerte sich, dass ihm das Verhalten des Enkels auffiel: „Dass ihm so wichtig war, zu seinem Hund zu kommen, passte nicht ins Bild“, fand er. Die Verteidiger wiesen darauf hin, dass der Hund ein Welpe war.
Ein Gerichtsmediziner erklärte die festgestellten Verletzungen: Bei Enno Springmann fanden sich Kopfwunden an Stirn und Hinterkopf. Aus den Blutspuren in seinem Zimmer lasse sich schließen, dass er am Hinterkopf getroffen wurde, als er bäuchlings quer auf seinem Bett lag. Später sei sein Körper vor das Bett gelegt worden — wahrscheinlich nach der Strangulation. Diese war tödlich, die Kopfverletzungen wurden ihm wahrscheinlich vorher zugefügt. Wie viel Abstand zwischen Schlägen und der Strangulierung lag, könne nicht eindeutig gesagt werden.
Christa Springmann wurde von vorn angegriffen, als sie auf einem Stuhl in ihrem Zimmer saß, und auf der Stirn getroffen. Dabei wurde sie auch am Hinterkopf verletzt, weil sie damit auf die Platte des Sekretärs hinter ihr schlug, dabei auch die Schädeldecke brach.
Diese Wunden waren mindestens zwanzig Minuten alt, als sie mit einem rosafarbenen Schal stranguliert und getötet wurde. Womit Enno Springmann stranguliert wurde, steht nicht fest.
Bei beiden Opfern gibt es halbrund geformte Wunden — was auf ein ebenso geformtes Werkzeug schließen lasse, so der Mediziner. Im Zimmer von Enno Springmann hätten sie ähnliche Einkerbungen in der Wand nahe der Leiche gefunden. Er berichtete, dass ihm die Kripo im Juli mehrere Statuen zeigte mit der Frage, ob sie zu den Spuren passen. Aber: „Ich war der Ansicht, dass sie nicht passend waren.“
Eine Kollegin erläuterte, wie sie am Abend des 20. März nach Anhaltspunkten für die Todeszeitpunkte suchte. Alle Anzeichen wie Leichenstarre und Todesflecken sowie komplexere Berechnungen ermöglichten jedoch einen großen möglichen Todeszeitraum. Die Berechnung erfolgt aus der Verbindung von Temperatur und Gewicht der Leiche, Temperatur und weiteren Parametern der Umgebung.
Bei Enno Springmann hatte sie den Zeitraum von 18.16 bis 0.40 Uhr ermittelt. Doch dabei gebe es Ungenauigkeiten durch die Luftzufuhr durch einen Fensterspalt und die offene Haustür. Für ein ausführliches Gutachten müsse auch das Wetter einbezogen werden. Das forderten die Verteidiger, auch wenn das zu einem noch größeren möglichen Zeitraum führen könne, wie die Gutachterin betonte.
Bei Christa Springmann sei die Methode nicht anwendbar, betonte sie. Denn in ihrem Zimmer lief eine Heizung und die Terrassentür war geöffnet. Dennoch habe sie als ersten Anhaltspunkt für die Polizei den Zeitraum von 22.10 bis 3.47 Uhr berechnet. Das sei aber „nicht verwertbar“.
Einen Anhaltspunkt für den Tod von Enno Springmann lieferte ein Toxikologe. Er hält es nach der Menge des Koffeins in seinem Magen für wahrscheinlich, dass der Unternehmer etwa eine Stunde nach einer Tasse Kaffee starb — höchstens bis zu drei Stunden später.