Denise Frings ist Sprecherin der Grünen-Fraktion im Wuppertaler Stadtrat und war kürzlich bei einem Empfang mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast in Berlin. Im WZ-Gespräch erzählt die 25-Jährige von der Veranstaltung in der Bundeshauptstadt.
Frau Frings, wie kam es zu dem Treffen mit dem Bundespräsidenten?
Denise Frings: Per E-Mail und auch per Post kam im Januar eine Einladung der Körber-Stiftung nach Berlin. Ich wusste selber nicht, wie ich da drangekommen bin. Wir wussten das alle nicht. Es waren 100 Fraktionsvorsitzende aus ganz Deutschland eingeladen, circa 20 aus NRW.
Und die Leute wussten alle nicht, warum sie eingeladen waren?
Frings (lacht): Zum einen hieß es, wir müssen uns besonders für die Demokratie engagiert haben. Dann kam die Frage auf: Oh, machen wir das nicht eigentlich alle in der Kommunalpolitik?
Sie haben sich also nicht selber beworben? Die haben aber auch nicht wahllos eingeladen, oder?
Frings: Genau, später hieß es dann auch, es habe wohl einen sehr krassen Auswahlprozess gegeben, der lange gedauert hat und in dem darauf geachtet wurde, möglichst verschiedene Menschen dort hinzubekommen, also aus kleineren und größeren Städten, jüngere Frauen, ältere Herren und so.
Und das Ganze ging wie lange?
Frings: Zwei Tage. An einem Montag ging es mittags in Berlin los. Da gab es verschiedene Diskussionen und Seminare zum Beispiel über Gewalt und Gefahrensituationen, die Kommunalpolitiker erleben, und um Hate-Speech, aber auch um Schwierigkeiten allgemeiner Art im Amt. In Untergruppen ging es etwa um Bürgerinnenbeteiligung oder Vereinbarkeit von Ehrenamt und Familie.
Und am zweiten Tag?
Frings: Am Dienstag wurden wir mit einem Shuttle ins Schloss Bellevue gefahren zu einem kleinen Empfang. Dort hat Frank-Walter Steinmeier ein paar Worte an uns gerichtet. Später gab es dann dort auch noch mal eine Podiumsdiskussion. Und danach noch einen kleinen Sektempfang.
Und hat er sich da mit jedem hingestellt und ein Foto gemacht?
Frings (lacht): Nur mit denen, die schnell und hartnäckig genug dafür waren.
Aus Wuppertal waren Sie also die einzige Geladene.
Frings: Genau, es war nur eine Person pro Stadt dabei.
Aber OB Uwe Schneidewind war auch da, wenn auch nur virtuell.
Frings: Ja, er wurde in einer Diskussionsrunde online per Video zugeschaltet.
Außerhalb Wuppertals kommt er sehr gut an, wie man immer wieder hört.
Frings: Ja, das hat man da wirklich gut gesehen. Und als ich sagte, dass ich aus Wuppertal komme, fanden das alle toll. Auch wegen der Bundesgartenschau. Alle fragten, wann wir denn damit dran seien. Das war ganz schön.
Wie alt waren denn die Eingeladenen im Schnitt?
Frings: Es war wirklich alles dabei. Ein, zwei hatten auch Kinder dabei. Eine Frau hatte ihren acht Monate alten Säugling und ihren Mann mit.
Und auch gemischt
von den Parteien her?
Frings: Auf jeden Fall. Wir haben uns mit einigen Grünen zusammengefunden. Es waren viele von der SPD da. Aus meiner Perspektive etwas weniger von der CDU. Die von der FDP und der Linken waren offenbar stark in der Unterzahl. Es gab natürlich auch noch Geladene von anderen Wählergemeinschaften und parteiunabhängige Leute.
Es gab einen Sektempfang, sagten Sie. Aber kein Captain´s Dinner wie auf dem Traumschiff im Fernsehen, richtig?
Frings: Nee, es gab nur Sekt und Häppchen noch nebenbei. Ach und Spargelsuppe.
Die Unterkunft war auch geregelt?
Frings: Genau, wir wurden im Dorint Hotel untergebracht, da war auch die Veranstaltung an dem Montag.
Als gute Grüne sind Sie nicht dorthin geflogen?
Frings: Selbstverständlich nicht. Die Zugtickets wurden übernommen, 2. Klasse. Von daher…
Aber ein kurzer Plausch mit Frank-Walter Steinmeier war nicht drin?
Frings: „Guten Tag, Herr Bundespräsident. – Guten Tag, woher kommen Sie denn? Oh, aus Wuppertal. Wie schön.“ Mehr war da leider nicht drin. Wir haben uns alle gemeldet, weil wir was beisteuern wollten bei der Diskussionsrunde, wo er noch dabei war. Aber es waren halt 100 Menschen – wenig Zeit. Deswegen sind wir dann nicht alle drangekommen.
Sie konnten demnach nicht die Werbetrommel für Wuppertal rühren?
Frings (lacht) : Bei der Veranstaltung an sich schon, im Gespräch mit dem Bundespräsidenten leider nicht.
Wie war denn die Geschlechterquote der Geladenen in Berlin?
Frings: Es gab definitiv einen Männerüberhang. Man hat gemerkt, dass die Veranstalter sich schon Mühe gegeben haben. Aber es waren auf jeden Fall mehr Männer da als Frauen. Und es waren kaum BiPoC (Abkürzung aus dem Englischen für Black People, Indigenous People and People of Colour, Red.) also Menschen mit Migrationsgeschichte anwesend. Und die jungen Frauen waren meist von den Grünen.
Thema Geschlecht: Da hat sich ja in der Wuppertaler Politik und in den Führungsgremien der Stadt so einiges getan.
Frings: Wir sind sehr glücklich.
Liegt das am grünen Einfluss? Oder hat allgemein ein Umdenken stattgefunden?
Frings: Also, ich kann wohl sagen: Ohne Uwe Schneidewind wie auch ohne diese Grüne Fraktion würde der Verwaltungsvorstand jetzt auf keinen Fall so aussehen. Da hat der OB mich auch noch mal komplett überrascht: Wie vehement er sich dafür eingesetzt hat. Und ich finde es wichtig und man merkt es schon stark, wie sich da das Klima ändert.
Das war vor Jahren
noch deutlich anders.
Frings: Es war so bezeichnend, als wir seinerzeit in der Historischen Stadthalle getagt haben. Wir saßen alle unten im Saal und auf der Bühne saß der Verwaltungsvorstand. Und es war halt einfach so eine Wand aus Männern. Das war so eindrücklich für mich damals, als ich angefangen habe, und ich dachte mir so: Okay, das muss sich ändern.
Welches Geschlecht macht das Rennen in der OB-Wahl?
Frings: Ich bin da positiv eingestellt, dass wir eine Oberbürgermeisterin bekommen.
Sie sind jung und eine Frau. Wäre das nichts für Sie?
Frings: Ich glaube, ich bin da weit von entfernt. Ich freue mich gerade sehr darauf, erst mal mein Praxissemester zu machen und in den Beruf als Lehrkraft einzusteigen.
Muss ja nicht jetzt sein. Aber in fünf oder zehn Jahren…?
Frings: Weiß ich noch nicht, mal schauen. Ich möchte tatsächlich Lehrerin werden, seit ich in der Grundschule war. Deswegen ist das immer mein Ziel, auch wenn ich sehr viel Arbeit in den Fraktionsvorsitz gesteckt und mitunter etwas länger gebraucht habe. Ich freue mich aber sehr über Dagmar (Liste-Frinker, Red.) als Kandidatin für uns.
Was braucht es Ihrer Meinung nach für den Job?
Frings: Man darf, glaube ich, nicht mit der Illusion reingehen: Ich kann hier die Welt verändern. Weil: Die Mühlen der Kommunalpolitik mahlen langsam. Vor allem, wenn man auf die Haushaltssicherung zusteuert, ist das ein ganz wichtiger Punkt, sich bewusst zu sein, was das für eine Stadt ist, die man leiten wird, und was für Möglichkeiten es geben wird. Und dass man den Menschen nicht das Blaue vom Himmel versprechen darf, sondern da realistisch rangehen muss.
Das klingt aber sehr
abgeklärt für Ihre 25 Jahre.
Frings: Ich mache Kommunalpolitik nun auch schon seit fünf Jahren und bin sehr früh in die Landespolitik eingestiegen, zumindest auf der Grüne-Jugend-Ebene. Deswegen: Ja, wir müssen realistisch an solche Themen rangehen.