Die Ziegen fressen ihnen aus der Hand
Bei einer Führung durch den Zoo lernen die Kinder einiges und kommen den Tieren ganz nahe.
Zoo. Die Führung für Kinder endet vor dem Seelöwengehege. Passend zur Fütterung der Meeressäuger um halb zwölf. Genau genommen waren es zwei Rundgänge durch den Tiergarten. Eine Stunde zuvor hatten Erika Pierlings und ihr Kollege Patrick Wolff Kinder und Eltern am Bronzekamel im Eingangsbereich getroffen. Dann waren sie mit ihren Gruppen getrennte Wege gegangen — auf der Suche nach Tierkindern.
Bei der Seelöwenfütterung können sich die Teilnehmer den Nachwuchs im Becken anschauen. Aus dem Wasser tauchte die neugierige Nase von Davy Jones auf der Steininsel auf. „Das ist nicht der böse Pirat aus den Fluch der Karibik-Filmen, sondern unser jüngster Seelöwe“, sagt Erika Pierlings. Trotz einer Körperlänge von gut einem Meter ist er noch ein richtiges Baby — gerade einmal 17 Tage alt.
Anne (10), Teilnehmerin
Sarah (12), Anne (10) und die anderen Kinder sind mindestens genauso neugierig wie der kleine Meeresbewohner und wollen alles ganz genau wissen. Statt trockener Fakten serviert die erfahrene Zoo-Führerin ihnen leichte Kost: „So kleine Dönekes, die nicht jeder kennt.“ Einige hat sie sogar selbst erlebt.
Beim Anblick eines Schneeleoparden, der vor seiner Behausung Platz nahm, fällt ihr prompt etwas ein. „Als er noch kleiner war, hat er immer auf der Holzempore gesessen und gefaucht.“ Das Geräusch ahmt sie täuschend echt nach. „Früher hat er mich dabei jedes Mal richtig böse angeguckt“, erzählt sie lachend.
„Oh!“, rufen die Kinder im Chor, als wenig später der Eisbär mit einem lauten Platsch in sein Becken springt. Über die weißen Riesen kann Erika Pierlings auch einiges erzählen. „Wisst ihr, wo der Eisbär lebt?“, fragte sie in die Runde. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Am Nordpol!“ Erika Pierlings nickt. „Warum hat er denn so kleine Stummelohren und so einen kleinen Schwanz?“, hakt sie nach. Das ist schon etwas kniffliger. „Damit die nicht abfrieren“, erklärt die Rentnerin ihren erstaunten Zuhörern.
An der nächsten Station ist die Gruppe vor Begeisterung kaum zu halten. Mit beiden Händen greifen Kinder im Streichelzoo in die Heukrippe, und füttern damit die Ziegen. Auf ihren kleinen Hufen trappeln die Tiere heran, zupfen und malmen das getrocknete Gras, lassen sich streicheln und verwöhnen.
„Die Führung hat richtig viel Spaß gemacht“, sagt Sarah. „Wir haben auch einiges gelernt. Zum Beispiel, welche Tiere gerade Jungen haben.“ Annes Augen leuchten ebenfalls. „Ich fand es schön“, sagt sie begeistert. „Denn so viele kleine Tiere habe ich noch nicht oft gesehen.“
Anke Wecker hatte als Betreuerin der evangelischen Kirchengemeinde Langerfeld eine ganze Kinderschar um sich versammelt. Sie ist besonders von der Seelöwenfütterung beeindruckt. „Ich finde spannend zu sehen, wie gut das Tier dressiert ist.“
Tatsächlich folgt der erwachsene Säuger jeder Bewegung, die die Pflegerin am Beckenrand macht. Vorsichtig nimmt sie einen Fisch aus ihrem Eimer, hält ihn über den Kopf des Tiers und lässt ihn fallen. Der Seelöwe reagiert sofort. Wenn er ihr zu nahe kommt, hält sie ihre Faust gegen seine Schnauze. Eine Geste, die nicht aggressiv, sondern geradezu zärtlich wirkt — wie eine Mutter bei ihrem Kind.