Diskussion über Starkregenkarte

Stadt rät zur Vorbeugung. Immobilienbesitzer befürchten Verluste.

Foto: Andreas Fischer

Als Dezernent Frank Meyer im Mai eine Starkregen-Gefahrenkarte für Wuppertal ankündigte, da konnte er nicht ahnen, dass die Natur nicht bis zur Veröffentlichung im Herbst warten würde. Wenige Tage nach Meyers Ankündigung gingen am 29. Mai bis zu 100 Liter Regen in einer Stunde auf Elberfeld und Barmen nieder. Die Schäden in Folge dieses Starkregenereignisses, das in NRW bisher nur von dem Unwetter 2014 in Münster (140 Liter Regen in einer Stunde) übertroffen wurde, sind bis heute nicht alle beseitigt.

Christian Massing, WSW-Verantwortlicher im Bereich Entwässerungsprojekte, beschreibt die Problematik am 29. Mai so: „Das Wasser ist von den Elberfelder und Barmer Höhen aufgrund der extremen Tallage Wuppertals wie in eine Badewanne gelaufen.“ Der stärkste Niederschlag wurde auf der Hardt gemessen, die größten Schäden traten in den tieferen Lagen in der Elberfelder und Barmer Fußgängerzone auf.

Die Starkregen-Gefahrenkarte, die von den Stadtwerken erstellt wird, wird gerade diese Gebiete markieren. „Die Karte soll das Bewusstsein bei Haus- und Grundstückseigentümern erhöhen“, erklärte Meyer. Eine Ansicht, die aber nicht alle teilen, die Grundstücke und Immobilien besitzen. Ein WZ-Leser beschreibt die Konsequenzen der Gefahrenkarte mit drastischen Worten so: „Die Laienschauspieler wollen jetzt in Kümmerer-Manier jedem Immobilien- und Grundstücksbesitzer in die Suppe spucken und aus 1A-Lagen 5C Lagen machen, mit sinkenden Bodenrichtwerten. Wer denkt da eigentlich mit?“

Stadtsprecher Thomas Eiting weist diese Kritik zurück. „Es handelt sich bei der Karte nicht um eine freiwillige Aufgabe, sondern die Stadt ist verpflichtet, sie zu erstellen. Wenn wir vom Land Soforthilfen nach Starkregenereignissen fordern, dann müssen wir alle Maßnahmen zur Vorbeugung ausgeschöpft haben. Eiting geht davon aus, dass die Versicherungen aus Eigeninteresse „schon für eigenes Geld solche Karten erstellt haben“. Hermann-Josef Richter, Vorsitzender von Haus und Grund Wuppertal und Umgebung, ist überzeugt, dass „langfristig durch diese Karte Eigentum gesichert wird“. Die Bevölkerung müsse für die Folgen des Klimawandels sensibilisiert werden. „Wir können die Augen vor der Wirklichkeit nicht verschließen“, so Richter.