Ronsdorf Drama im Wuppertaler Jugendgefängnis

Eine junge Beamtin erschießt sich mit ihrer Dienstwaffe. Kollegen finden sie in den Diensträumen der JVA-Mitarbeiter.

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Wuppertal. Die Umstände ihres Todes sind noch nicht endgültig geklärt, doch vieles deutet darauf hin, dass sich eine junge Justizvollzugsbeamtin in der JVA Wuppertal-Ronsdorf aus Liebeskummer erschossen hat. Was die Frau (30) dazu getrieben hat, kann Anstaltsleiterin Katja Grafweg nicht sagen. „Sie war eine geschätzte Mitarbeiterin und eine wertvolle Ergänzung des Teams im Besuchsbereich“, so Grafweg.

In dieser Abteilung habe die 30-Jährige Besucher und Inhaftierte zusammengebracht, Kontrollen durchgeführt und später die Sozialkontakte dokumentiert. „Die Kollegin hatte mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zutun, weshalb sie als Frau sich insbesondere durchsetzen musste“, sagt Grafweg. Dies sei der Kollegin gut gelungen.

Dass die Beamtin sich in den Räumen der JVA selbst gerichtet hat, könnte darin begründet sein, dass sie nur hier Zugang zu ihrer Dienstwaffe hatte. „Anders als bei der Polizei müssen JVA-Beamte ihre Waffen bei Dienstschluss abgeben. Die verbleiben dann in der JVA“, erläutert Grafweg.

Der Freitod der jungen Kollegin sei für alle Mitarbeiter im Ronsdorfer Jugendgefängnis „unfassbar“, so Grafweg. „Selbst die, die nicht so eng mit ihr zusammengearbeitet haben, sind unendlich traurig.“ Die vier Seelsorger und Psychologen der Anstalt kümmerten sich um die Mitarbeiter. Mit einem Gottesdienst haben die Kollegen am Mittwoch Abschied von der Beamtin genommen.

Sorgen bereitet der Anstaltsleiterin, die im September 2015 den Posten übernommen hat, dass vom Suizid der Beamtin wieder Verbindungen zu den drei Selbsttötungen von Häftlingen hergestellt werden könnten. „Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen den Suiziden der Häftlinge zu dem der Kollegin“, so Grafweg.

„Allgemein sind Suizide von Insassen in den JVA in den letzten Jahren auf durchschnittlich zehn pro Jahr zurückgegangen“, erklärt der Sprecher des Justizministeriums, Detlef Feige. Seit Jahresbeginn 2016 seien jedoch schon sieben registriert worden. Suizide von Justizvollzugsbeamten gäbe es hingegen sehr selten. Der letzte in Wuppertal war im Simonshöfchen im Jahr 2002.

Dass Suizide von JVA-Mitarte eher selten vorkommen, bestätigt Peter Brock, Vorsitzender des Bunds der Strafvollzugsbediensteten, selbst seit 34 Jahren im Dienst: „Der Job belastet natürlich, aber bei uns gibt es nicht häufiger Suizide als in anderen Berufen.“ Er erinnert sich an drei.

Um mit belastenden Ereignissen im beruflichen Umfeld zurechtzukommen, gebe es in fast allen Anstalten eine Art Kriseninterventionsdienst. „Außerdem haben wir in den JVA soziale Ansprechpartner, an die sich die Kollegen wenden können, wenn sie dienstliche oder private Probleme haben“, betont Brock.