Dschungel, Dom und Kurstadt: Wuppertaler im Festival-Fieber
Schauspieler, Sänger, Regisseure und Musiker aus Wuppertals Kulturszene sorgen deutschlandweit für Furore.
Wuppertal. Bernd Kuschmann macht es, Jörg Reimers schließt sich an, Anja Barth nutzt den Sommer auf ähnliche Weise und auch Patrick Stanke bewegt sich in den kommenden Wochen lieber auf der Bühne als am Strand: Alle vier sind im Festival-Fieber.
Kuschmann befindet sich also in bester Gesellschaft, wenn er in Bad Hersfeld Theater macht. Der frühere Ensemble-Schauspieler der Wuppertaler Bühnen hat zwei aktuelle Missionen: Wenn er nicht gerade auf den Namen Akela hört und Oberhaupt eines Wolfsrudels ist („Das Dschungelbuch“), wird er zu William von Baskerville und damit zu einem Franziskanerpater (die Rolle in „Der Name der Rose“ spielte schon Sean Connery).
Da passt es bestens, dass „Das Dschungelbuch“ ohnehin in Wuppertaler Hand liegt: Wolfgang Schmidtke und Gerold Theobalt lassen den Urwald erwachen — der Jazzmusiker und der Dramaturg haben ein Musical für die ganze Familie auf die Beine gestellt.
Neben Bernd Kuschmann ist auch Jörg Reimers in Bad Hersfeld gleich mehrfach im Einsatz: In den Stücken „Draußen vor der Tür“ und „Im Namen der Rose“ mischt er genauso mit wie bei „Hamlet“. Dabei trifft der Schauspieler, der in Wuppertal lebt, auf einen Kollegen, den es ebenfalls vom Bergischen Land nach Bad Hersfeld gezogen hat.
Thomas Gimbel, der zuletzt im Dienste des TiC im Regiestuhl Platz genommen hat, sorgt dafür, dass sich in der Kurstadt wahre Dramen abspielen. Dort hält passenderweise Holk Freytag die Fäden in der Hand — der heutige Festspiel-Leiter war einst Generalintendant in Wuppertal.
In Bad Hersfeld setzt Freytag nun auf Tragik à la William Shakespeare genauso wie auf Mittelalter-Mystik im Namen von Umberto Eco — und damit auf Figuren, die Entscheidendes gemeinsam haben, wie Freytag betont: „Sie leben nicht wirklich in der Zeit, die sie umgibt, sie suchen ihre Wahrheit in der Vergangenheit oder in der Zukunft — und sie helfen uns zu begreifen, dass der Wandel die einzige Konstante in der Geschichte ist.“
Den steten (Rollen-)Wandel pflegt auch Anja Barth. Die ehemalige Ensemble-Schauspielerin der Wuppertaler Bühnen feierte jüngst beim Theatersommer in Ludwigsburg Premiere. Vor allem den jüngsten Zuschauern gefiel’s — schließlich ist „Tintenherz“ ein Klassiker der modernen Kinderliteratur.
Bleibt noch Patrick Stanke: Der Musicalsänger aus Langerfeld bleibt Tecklenburg treu. In Deutschlands größtem Freilicht-Musiktheater will er als Jesus die Bühne rocken. Ob das Publikum auf den Wuppertaler hört und sich von den Musical-Rhythmen mitreißen lässt, zeigt sich ab dem 29. Juli — dann hat „Jesus Christ Superstar“ Premiere.
Doch nicht nur Schauspieler, Sänger und Spielleiter sind als Wuppertaler Kulturbotschafter unterwegs, sondern auch Kantor Thorsten Pech. Grenzen kennt er dabei keine, schließlich sollen sowohl dänische wie auch deutsche Zuhörer „Romantische Impressionen“ genießen: Zusammen mit Trompeter Uwe Komischke macht Pech auf seiner Sommer-Tournee beim grenzüberschreitenden Orgelfestival Sønderjylland Schleswig Station. Am 3. August zeigt sich das Duo im St. Petri-Dom in Schleswig.